SdG 11 - Die Kochenjäger
ist bei ihm. War bei ihm, meine ich. Hast du eine Ahnung, wie weit einfühlende Magie – diese Magie – zurückreicht? Bis zu den allerersten Anfängen. Bis zu jenem Schimmer, jenem ersten Schimmer, Fied. Zur Geburt des Bewusstseins. Verstehst du, was ich sage?«
»So klar wie kürzlich den Mond«, sagte Fiedler und machte ein finsteres Gesicht.
»Die Eres’al, die Großen – bevor der erste Mensch auf dieser Welt gewandelt ist. Vor den Imass, sogar noch vor den K’Chain Che’Malle. Fiedler, Eres war hier. Gerade eben. Sie selbst. Bei ihm.«
Der Sappeur blickte wieder auf die Puppe von Schattenthron hinunter. Nun vierbeinig, erstarrt im ungestümen Voranstürmen - und der Schatten, den sie warf, passte nicht zu ihr, passte überhaupt nicht zu ihr. Denn der Kopf war breit, die mächtige Schnauze ragte nach vorn, das Maul war geöffnet, aber die Kiefer hielten etwas fest. Und was auch immer das für ein Ding war, es krümmte und wand sich wie eine gefangene Schlange.
Was im Namen des Vermummten? Oh. Oh, warte mal …
Oben auf einem großen Felsblock, der abgeschert war und dadurch eine abschüssige Oberfläche hatte, lag Apsalar flach auf dem Bauch und beobachtete die Geschehnisse auf der Lichtung, die ein bisschen mehr als zwanzig Schritt von ihr entfernt war. Das waren beunruhigende Gespräche gewesen, vor allem der letzte Teil - über die Eres. Noch eine ehrwürdige Alte mehr, die man lieber in Ruhe lassen sollte. Diesen Soldaten namens Buddl musste man im Auge behalten.
Torahaval Delat … einer der Namen auf der Liste von Mebra, dem Spion in Ehrlitan. Die Schwester des Schnellen Ben. Nun, das war in der Tat bedauerlich, denn es hatte den Anschein, als wollten sowohl Cotillion wie auch Schattenthron, dass die Frau starb, und normalerweise bekamen sie, was sie wollten. Dank meiner Bemühungen … und denen von anderen wie mir. Die Götter geben uns Sterblichen Messer in die Hand und brauchen dann nichts mehr weiter zu tun.
Sie musterte den Schnellen Ben, versuchte, seine zunehmende Unruhe einzuschätzen, und hatte allmählich den Verdacht, dass der Magier um die verzweifelte Situation wusste, in der seine Schwester sich nun befand. Dass er es wusste und dass der närrische Mann beschlossen hatte – Dank der Dicke des Blutes, die Verwandte aneinanderband, ganz egal, wie sehr sie sich auch entfremdet haben mochten – etwas dagegen zu tun.
Apsalar wartete nicht mehr länger, sondern ließ sich den flachen Felsen hinuntergleiten, landete leichtfüßig in einem Haufen herangewehten Sands, voll im Schatten und absolut außer Sichtweite von irgendjemandem. Sie rückte ihre Kleider zurecht, betrachtete prüfend den ebenen Grund um sie herum, zog dann aus den Falten ihrer Kleidung zwei Dolche, nahm jeweils einen in jede Hand.
Im Tod war Musik. Schauspieler und Musiker wussten, dass dem so war. Und in diesem Augenblick wusste es auch Apsalar.
Zu einem Chor aus Kummer und Leid, den niemand sonst hören konnte, begann die Frau in Schwarz mit dem Schattentanz.
Telorast und Rinnsel, die sich in einer Felsspalte unweit des flachen Felsens versteckt hatten, schoben sich jetzt vorwärts.
»Sie ist in ihre eigene Welt gegangen«, sagte Rinnsel. Aber sie sagte es flüsternd, während ihr Kopf sich auf und ab bewegte und sie nervös mit dem Schwanz zuckte. Vor ihnen tanzte Nicht-Apsalar, so von Schatten erfüllt, dass sie kaum zu sehen war. Zumindest in dieser Welt.
»Leg dich mit der da bloß nicht an, Rinnsel«, zischte Telorast. »Niemals!«
»Hatte ich auch nicht vor. Nicht so wie du.«
»Ich doch nicht. Außerdem … das Verderben ist über uns gekommen – was machen wir jetzt?«
»Weiß nicht.«
»Ich sage, wir sorgen für Ärger, Rinnsel.«
Kleine Kiefer schlossen sich klickend. »Das gefällt mir.«
Der Schnelle Ben stand plötzlich auf. »Ich habe keine Wahl«, sagte er.
Kalam fluchte. »Ich hasse es, wenn du das sagst, Ben«, fügte er dann hinzu.
Der Magier zog eine weitere Puppe aus seinem Bündel, an der lange Fäden hingen. Er stellte sie eine Unterarmlänge von den anderen entfernt auf den Sand, sah dann Kalam an und nickte ihm zu.
Mit finsterem Gesicht zog der Assassine eines seiner Langmesser aus der Scheide und stieß es in den Sand.
»Nicht die Otataral-Klinge, du Idiot.«
»Tut mir leid.« Kalam nahm die Waffe und steckte sie wieder in die Scheide, zog dann das andere Messer. Rammte es in den Sand.
Der Schnelle Ben kniete sich hin, sammelte sorgfältig die Fäden und
Weitere Kostenlose Bücher