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SdG 11 - Die Kochenjäger

SdG 11 - Die Kochenjäger

Titel: SdG 11 - Die Kochenjäger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Erikson
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Leichnam überall hin, mit der immer gleichen Frage auf den Lippen, einer Frage, die er jeder Person stellte, die dazu verflucht war, seinen Weg zu kreuzen. Was? Was habe ich vergessen?
    Es war hart gewesen, das zitternde, entsetzte Kind, das sich in ihren Armen verkroch, mit dem Komplotte schmiedenden Gauner von ein paar Jahren später in Einklang zu bringen.
    Vielleicht, dachte sie jetzt, während sie hinter Bridhtok und den wehenden Enden seines flatternden, fadenscheinigen Gewands her trottete, vielleicht hatte sich Adaephon Delat in jenem Zwischenraum von ein paar Jahren daran erinnert, was es gewesen war, das er vergessen hatte. Vielleicht war es nichts weiter als das, was ein Leichnam, der noch immer durch die Welt der Sterblichen streifte, einfach vergessen musste.
    Zu wissen, wie man lebt.
     
    »Ich dachte, der Tag sollte zum Schlafen da sein«, murmelte Buddl, als sein Sergeant ihn erneut am Arm zupfte. Der Schatten des Felsblocks, neben dem er sich zusammengerollt hatte, war, so sagte sich der Soldat, der einzige Grund, warum er noch am Leben war. Dieser Tag war der bisher heißeste gewesen. Insekten, die auf flache Steine gekrochen waren, waren auf halbem Weg geröstet worden, ihre Chitinpanzer wie Samenkapseln geborsten. Niemand bewegte sich, niemand sagte etwas. Die gesamte Truppe war von Durst und den Visionen von Wasser besessen. Buddl war schließlich eingeschlafen, und der Schlaf zerrte auch jetzt noch mit schlaffen, schweren Händen an ihm.
    Wenn Fiedler ihn verdammt noch mal bloß in Ruhe lassen würde.
    »Komm mit, Buddl. Hoch mit dir. Na los, steh schon auf.«
    »Wenn du ein Fass mit Quellwasser gefunden hast, Sergeant, bin ich dein Mann. Andernfalls …«
    Fiedler zog ihn hoch und zerrte ihn hinter sich her. Vor sich hin stolpernd, mit einer Zunge, die sich anfühlte wie ein Knäuel aus Lederriemen, war sich Buddl kaum des Pfades unter seinen Füßen bewusst. Weg von der Straße führte er, wand sich zwischen vom Wind geformten Felsen hindurch in diese und jene Richtung. Halb geblendet vom hellen Licht dauerte es einen Moment, bis ihm klar wurde, dass sie stehengeblieben waren, dass sie auf einer Lichtung aus ebenem Sand standen, umgeben von Felsen, und dass sie von zwei Gestalten erwartet wurden.
    Buddl spürte, wie sich ihm das Herz in der Brust zusammenkrampfte. Der eine, der ihm mit untergeschlagenen Beinen gegenübersaß, war der Schnelle Ben. Rechts von dem Magier kauerte Kalam, der Assassine, dessen dunkles Gesicht glänzte. Er trug abgewetzte schwarze Handschuhe, und die länglichen Griffe seiner beiden Langmesser ragten unter seinen Armen heraus. Der Mann sah aus, als wäre er bereit, etwas zu töten, allerdings vermutete Buddl, dass dieser Gesichtsausdruck bei ihm vollkommen normal war.
    Die Augen des Schnellen Ben waren auf ihn gerichtet, gelangweilt und doch gefährlich, wie ein Leopard, der mit einem verkrüppelten Hasen spielte. Aber in seinem Blick lag auch noch etwas anderes. Etwas, das nicht ganz verborgen war. Furcht?
    Nachdem sich ihre Blicke mehrere Herzschläge lang gekreuzt hatten, wurde Buddls Aufmerksamkeit auf die Ansammlung von Puppen gezogen, die vor dem Magier im Sand hockten. Berufliches Interesse half ihm dabei, seine Furcht zu unterdrücken – zumindest für den Moment. Unwillkürlich lehnte er sich nach vorn.
    »Es ist eine alte Kunst«, sagte der Schnelle Ben. »Aber das weißt du schon, stimmt’s, Soldat?«
    »Ihr habt einen toten Punkt erreicht«, sagte Buddl.
    Der Magier zog die Augenbrauen hoch und warf Kalam einen schwer zu deutenden Blick zu. Dann räusperte er sich und sagte: »Stimmt, das habe ich. Wie hast du das gesehen? Und wieso so … schnell?«
    Buddl zuckte die Schultern.
    Der Schnelle Ben machte ein finsteres Gesicht, als Fiedler ein erheitertes Grunzen von sich gab. »Schon gut, du verdammter Schlingel. Und – irgendwelche Vorschläge, was ich tun könnte?«
    Buddl strich sich mit der Hand über die dreckigen Stoppeln auf seinem Kopf. »Sagt mir, was Ihr vorhabt.«
    »Was ich vorhabe, geht dich verdammt nochmal nichts an, Soldat.«
    Seufzend ließ Buddl sich im Sand nieder, versuchte eine Haltung einzunehmen, die derjenigen des Mannes glich, der ihm gegenübersaß. Er betrachtete eingehend die Figuren, deutete schließlich auf eine davon. »Wer ist sie?«
    Der Schnelle Ben zuckte zusammen. »Ich habe nicht gewusst, dass das eine ›sie‹ ist.«
    »Die erste Figur, die Ihr aufgestellt habt, wage ich zu sagen. Ihr seid vermutlich aus einem

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