SdG 11 - Die Kochenjäger
führte sie über den Griff des Langmessers, wo er Knoten machte und so die Puppe mit der Waffe verband. »Wenn die hier sich spannen – «
»Packe ich das Messer und ziehe dich hierher zurück. Ich weiß Bescheid. Es ist schließlich nicht das erste Mal, erinnerst du dich?«
»Stimmt. Tut mir leid.«
Der Magier ließ sich wieder in den Schneidersitz sinken.
»Langsam«, sagte Fiedler brummig. »Was geht hier vor? Du hast doch nicht etwa irgendeine Dummheit vor, oder? Doch, du hast. Verdammt sollst du sein, Ben – «
»Sei still«, sagte der Magier und schloss die Augen. »Ich und Schattenthron«, flüsterte er, »wir sind alte Freunde.« Er lächelte.
Auf der Lichtung starrte Kalam die Puppe an, die nun die einzige Verbindung zwischen dem Schnellen Ben und seiner Seele war. »Er ist weg, Fied. Sag nichts. Ich muss mich konzentrieren. Diese Stränge können jederzeit straff werden, langsam, so langsam, dass man es noch nicht einmal sehen kann, aber plötzlich …«
»Er hätte warten sollen«, sagte Fiedler. »Ich war noch nicht fertig mit dem, was ich sagen wollte, und er geht einfach. Kalam, ich habe ein schlechtes Gefühl. Sag mir, dass Ben und Schattenthron tatsächlich alte Freunde sind. Kalam? Sag mir, dass Ben nicht sarkastisch war.«
Der Assassine warf dem Sappeur einen raschen Blick zu, leckte sich die Lippen, und machte sich dann wieder daran, die Fäden anzustarren. Hatten sie sich bewegt? Nein – zumindest nicht sehr. »Er war nicht sarkastisch, Fied.«
»Gut.«
»Nein, eher sardonisch, würde ich sagen.«
»Nicht gut. Hör zu, kannst du ihn jetzt gleich zurückholen? Ich glaube, du solltest – «
»Sei still, verdammt! Ich muss aufpassen. Ich muss mich konzentrieren.« Fied hat ein schlechtes Gefühl. Scheiße.
Paran und Noto Beul ritten bis zur Stadtmauer und machten in ihrem Schatten halt. Der Hauptmann stieg ab und trat dicht an die mitgenommene Mauer heran. Dann ritzte er mit seinem Dolch eine breite, geschwungene Linie in die Oberfläche; er begann zu seiner Linken, unten am Fuß der Mauer, fuhr hoch, zur Seite – wobei er zwei Schritte machte – und dann wieder ganz nach unten. Anschließend kratzte er ein Muster ins Zentrum, dann trat er zurück, schob das Messer in die Scheide.
Er schwang sich wieder aufs Pferd und griff nach den Zügeln. »Folge mir«, sagte er zu seinem Begleiter.
Und ritt vorwärts. Sein Pferd warf den Kopf zurück und stampfte einmal kurz mit den Vorderbeinen auf, bevor es erst in und dann durch die Mauer stürmte. Augenblicke später tauchten sie auf einer von Abfällen und anderen Dingen übersäten Straße wieder auf. Die Fassaden leerer, lebloser Gebäude mit eingeschlagenen Fenstern starrten auf sie herab. Ein Ort der Verwüstung, ein Ort, an dem die Zivilisation zusammengebrochen war und schließlich ihre erschreckend schwachen Grundlagen enthüllt hatte. Abgenagte Knochen lagen da und dort verstreut herum. Eine vollgefressene Ratte taumelte im Rinnstein der Stadtmauer entlang.
Nach einem langen Augenblick tauchte der Heiler auf, der sein Pferd am Zügel führte. »Mein Pferd ist nicht annähernd so dumm wie Eures, Hauptmann«, sagte er. »Leider.«
»Es ist nur nicht so erfahren«, sagte Paran, während er sich umblickte. »Steig wieder auf. Wir mögen für den Augenblick zwar allein sein, aber das wird nicht lange so bleiben.«
»Bei den Göttern hienieden«, zischte Noto Beul, der wieder auf sein Pferd kletterte. »Was ist hier geschehen?«
»Du hast die erste Gruppe nicht begleitet?«
Sie ritten langsam auf die zum Tor führende Straße hinaus, wandten sich dann in Richtung des Zentrums von G’danisban.
»Bei Dujeks Vorstoß? Nein, natürlich nicht. Und wie sehr ich mir wünsche, die Hohefaust würde immer noch den Befehl haben.«
Ich auch. »Der Große Tempel ist in der Nähe des zentralen Platzes – wo ist Soliels Tempel?«
»Soliel? Hauptmann Gütig, ich kann diesen Ort nicht betreten – nie wieder.«
»Wie ist es gekommen, dass du dich losgesagt hast, Beul?«
»Noto Beul, Hauptmann. Wir hatten eine … Meinungsverschiedenheit … politischer Natur. Es mag ja sein, dass der schändliche, inzestuöse, nepotistische Sumpf eines Priesterlebens der Mehrzahl seiner Anhänger gut gefällt. Unglücklicherweise habe ich zu spät entdeckt, dass ich mich an so ein Dasein nicht anpassen konnte. Ihr müsst verstehen, dass die eigentliche Verehrung das unbedeutendste aller dringlichen Tagesgeschäfte war. Ich habe den Fehler gemacht,
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