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SdG 12 - Der Goldene Herrscher

SdG 12 - Der Goldene Herrscher

Titel: SdG 12 - Der Goldene Herrscher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Erikson
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unterbrach ihn Bruthen Trana. »Was Karos Invictad angeht, so bin ich mit meiner Geduld am Ende.« Und wo ist der Wächter, den ich draußen im Gang postiert hatte? Als wenn ich das nicht erraten könnte.
    Eine neue Stimme erklang von der vorderen Eingangstür her: »Persönliche Feindschaft ist manchmal ein äußerst gefährlicher Ratgeber, Bruthen Trana.«
    Der Tiste Edur drehte sich um.
    Auf der Schwelle stand der Kanzler, die Hände gefaltet, während hinter ihm im Korridor zwei Leibwächter zu erkennen waren. Nach einem kurzen Augenblick machte Triban Gnol einen Schritt in den Raum und schaute sich um. Ein Ausdruck des Bedauerns trat auf sein Gesicht, als er die beiden toten Frauen erblickte. »Es hat ganz offensichtlich Widerstand gegeben. Sie waren loyalste Dienerinnen der Ersten Konkubine, vermutlich an sämtlichen Missetaten unschuldig - das ist in der Tat tragisch. Jetzt klebt Blut an Nisalls Händen.«
    Bruthen Trana musterte den großen, hageren Mann mehrere Herzschläge lang, dann schritt er an ihm vorbei in den Korridor.
    Keiner der beiden Leibwächter schöpfte Verdacht, und keiner der beiden hatte Zeit, seine Waffe zu ziehen, als die Messer des Edur - in jeder Hand eines - von unten gegen ihren Unterkiefer zuckten und sich bis tief ins Gehirn bohrten. Bruthen Trana ließ die Messer, wo sie waren, wirbelte herum und packte den Kanzler mit beiden Händen am schweren, brokatbesetzten Kragen. Der Letherii keuchte auf, als er hochgehoben, herumgerissen und dann hart gegen die gegenüberliegende Wand des Korridors geschmettert wurde.
    »Was Euch angeht«, sagte der Edur mit leiser Stimme, »so bin ich mit meiner Geduld ebenfalls am Ende. Tragisch, das Ableben Eurer Leibwächter. Leider klebt jetzt Blut an Euren Händen. Und ich bin gegenwärtig nicht in der Stimmung, Euch ihren Tod zu vergeben.«
    Triban Gnols Füße baumelten in der Luft, die harten Spitzen seiner Pantoffeln stießen immer wieder leicht gegen Bruthen Tranas Schienbeine. Das Gesicht des Letherii lief dunkel an, und die Augen traten ihm aus den Höhlen, während er in das harte, kalte Gesicht des Edur starrte.
    Ich sollte ihn hier und jetzt töten. Ich sollte hier stehen und zusehen, wie er in den Falten seines eigenen Gewands erstickt. Oder noch besser, ich sollte ein Messer nehmen und ihm den Bauch aufschlitzen - sollte zusehen, wie seine Eingeweide herausquellen und sich auf dem Boden verteilen.
    Hinter ihm sagte K’ar Penath: »Kommandant, wie du schon sagtest, haben wir für so etwas keine Zeit.«
    Bruthen Trana fletschte die Zähne und warf den armseligen Mann beiseite. Triban Gnol stürzte unglücklich: er streckte eine Hand aus, um den Aufprall abzufangen - und plötzlich war das Geräusch brechender Fingerknochen zu hören - es klang, als würden eiserne Nägel in Holz getrieben -, gefolgt von einem Stöhnen und einem Schmerzensschrei.
    Bruthen Trana winkte seinen Kriegern, ihm zu folgen, trat über den Kanzler hinweg und eilte den Korridor entlang.
    Als die Schritte verklangen, rappelte Triban Gnol, eine Hand gegen die Brust gepresst, sich mühsam auf. Er starrte in den jetzt wieder leeren Korridor. Leckte sich die trockenen Lippen und zischte: »Dafür wirst du sterben, Bruthen Trana. Du und alle, die dabei waren - die dabeigestanden und nichts getan haben. Ihr werdet alle sterben.«
    Konnte er Karos Invictad noch rechtzeitig warnen? Nicht sehr wahrscheinlich. Nun, der Anführer der Patriotisten war ein fähiger Mann. Mit mehr als gerade mal zwei unfähigen, armseligen Leibwächtern. Eine knappe Nachricht an ihre Witwen: Eure Ehemänner haben versagt. Es wird keine Todes-Ruhegelder geben. Verlasst auf der Stelle die Familiengemächer der Palastgarde - abgesehen von eurem ältesten Kind, das nun Schuldner gegenüber dem Haushalt des Kanzlers ist.
    Er verachtete Unfähigkeit - und dass er unter den Folgen dieser Unfähigkeit zu leiden hatte … nun, irgendjemand bezahlte. Immer. Dann also zwei Kinder, ja. Hoffnungsvolle Jungen. Und jetzt würde er zwei neue Leibwächter brauchen. Natürlich aus den Reihen der verheirateten Mitglieder der Wache. Damit jemand da ist, der die Schulden bezahlen kann, falls sie versagen.
    Seine gebrochenen Finger wurden allmählich taub, obwohl in seinem Handgelenk und im Unterarm heftiger Schmerz pulsierte.
    Der Kanzler machte sich zu den Gemächern seines persönlichen Heilers auf.
    Mit halb zerrissenem Nachtgewand wurde Nisall in einen fensterlosen Raum gestoßen, der nur von einer einzigen Kerze auf

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