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SdG 12 - Der Goldene Herrscher

SdG 12 - Der Goldene Herrscher

Titel: SdG 12 - Der Goldene Herrscher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Erikson
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ist? Was wird jetzt noch von Scabandari übrig sein? Silchas Ruin, Eure Besessenheit ist rührend. Forcht Sengar sucht immerhin etwas Positives - nicht, dass er es finden wird, da Ihr vermutlich das, was von Scabandari noch übrig ist, auslöschen werdet, bevor er eine Möglichkeit hat, mit ihm zu reden - vorausgesetzt, dass das überhaupt möglich ist.« Er sagte nichts, und so fuhr sie fort. »Es sieht ganz so aus, als wäre es nun mein Schicksal, schon wieder eine solche Suche zu leiten. Genau wie meine letzte Reise - diejenige, die mich in die Lande der Tiste Edur geführt hat. Alle Teilnehmer uneins, voll von verborgenen und gegensätzlichen Beweggründen. Meine Aufgabe war natürlich einfach; bring die Narren hin - und zieh dich zurück, wenn die Messer gezückt werden.«
    »Freisprecherin, meine Wut ist komplizierter, als du glaubst.«
    »Was meint Ihr damit?«
    »Die Zukunft, die du entwirfst, ist zu einfach, zu begrenzt. Ich vermute, dass nichts sich so entwickeln wird, wie du es erwartest, wenn wir unser Ziel erreichen.«
    Sie gab ein undeutliches Geräusch von sich. »Ich lasse Euren Einwand gelten, denn das war zweifellos im Dorf des Hexenkönigs der Fall. Immerhin bestand die Auswirkung in der Eroberung des letheriischen Imperiums.«
    »Übernimmst du dafür die Verantwortung, Freisprecherin?«
    »Ich übernehme für sehr wenig die Verantwortung, Silchas Ruin. Das müsste doch offensichtlich sein.«
    Die Stufen waren steil, die Kanten ausgetreten und tückisch. Während sie höher stiegen, wurde die Luft dünner; Nebelschwaden wirbelten von den herabstürzenden Wasserfällen zu ihrer Linken heran, und das Tosen wurde in vielfachen Echos von den Felswänden zurückgeworfen. Wo die alten Stufen gänzlich verschwanden, waren hölzerne Gestelle - halb Leiter, halb Treppe - aufgebaut worden, die sich an den glatten, schrägen Fels schmiegten.
    Nach einem Drittel des Aufstiegs fanden sie einen Sims, auf dem sie sich alle zusammen ausruhen konnten. Inmitten des Gerölls auf dem Fels gab es Überreste von Metopen, Gesimsen und Friesen, die zu zersplittert waren, als dass man noch hätte erkennen können, was sie darstellen sollten - ein Hinweis darauf, dass es direkt über ihnen einst eine vollständige Fassade gegeben hatte. Die Holzgerüste wurden hier zu einer richtigen Leiter, und drei Mannshöhen höher klaffte zu ihrer Rechten eine rechteckige, beinahe wie eine Tür geformte Höhlenöffnung.
    Udinaas stand da und betrachtete das dunkle Portal lange Zeit, ehe er sich zu den anderen umdrehte. »Ich schlage vor, wir versuchen es.«
    »Dazu besteht keine Notwendigkeit, Sklave«, entgegnete Forcht Sengar. »Dieser Pfad verläuft direkt und ist vertrauenswürdig …«
    »Und wird eisiger, je höher wir kommen.« Der Schuldner verzog das Gesicht - und lachte dann. »Oh, es werden Lieder gesungen werden, was, Forcht? Von Gefahr und Drangsal, vom Ruhm des Leidens - und all das nur, um deinen heldenhaften Triumph zu erlangen. Du willst, dass die Alten, die einst deine Enkel waren, den Clan um das Feuer versammeln, um ihm deine Geschichte zu erzählen, die Suche eines einsamen Kriegers nach seinem Gott. Ich kann sie fast schon hören, wie sie ihn beschreiben, den furchterregenden Forcht Sengar von den Hiroth, den Bruder des Imperators … und seine Gefolgsleute - das verlorene Kind, die hartnäckige letheriische Führerin, einen Geist, einen Sklaven und natürlich die weißhäutige Nemesis. Die Weiße Krähe mit ihren gewandten Lügen. Oh, wir haben hier eine ganze Skala von Archetypen, was?« Er griff in den Ranzen neben sich und zog einen Wasserschlauch heraus, nahm einen großen Schluck und wischte sich dann mit dem Handrücken den Mund ab. »Und stell dir vor, das alles wird zunichte, wenn du von einer schlüpfrigen Sprosse abrutschst und fünfhundert Mannslängen in die Tiefe deinem schimpflichen Tod entgegenstürzt. Das ist dann leider ganz anders als in der Geschichte - aber andererseits ist das Leben nunmal keine Geschichte, oder?« Er packte den Wasserschlauch wieder zurück und schulterte sein Bündel. »Der verbitterte Sklave benutzt eine andere Route zum Gipfel. Dieser Narr. Andererseits«, er blieb kurz stehen, drehte sich um und grinste Forcht an, »muss ja irgendjemand für die Moral von der Geschichte verantwortlich sein, oder?«
    Seren schaute ihm hinterher, wie er die Sprossen hochkletterte. Als er auf Höhe der Höhlenmündung ankam, streckte er einen Arm aus, bis er sich mit einer Hand an ihrem

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