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SdG 12 - Der Goldene Herrscher

SdG 12 - Der Goldene Herrscher

Titel: SdG 12 - Der Goldene Herrscher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Erikson
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nichts auf der Welt etwas bedeutet, ist die Verletzung, die am tiefsten geht, die am meisten schmerzt. Und daher stellen wir, die wir der Gewissheit treu sind, Yathvanar, rasch fest, dass es unser Auftrag ist, diejenigen zu vernichten, die Fragen stellen, sie auszurotten. Und ach, die Freude, die wir dabei empfinden …«
    Tanal Yathvanar sagte nichts, überschwemmt von einem Schwall misstrauischer Gedanken, von denen er jedoch keinen einzelnen hätte herausgreifen und verfolgen können.
    »Du warst ziemlich schnell mit einem Urteil bei der Hand, oder?«, sagte Karos Invictad. »Oh, mit deinen verächtlichen Äußerungen hast du so viel verraten. Und ich muss zugeben, dass mich meine eigene, unwillkürliche Antwort auf deine Worte amüsiert. Naiv. Hol mich der Abtrünnige, ich wollte dir den Kopf abreißen, als wärst du nichts weiter als eine Sumpffliege. Ich wollte dir wahre Verachtung zeigen. Meine Verachtung. Für dich und deinesgleichen. Ich wollte den herablassenden Ausdruck in deinem Gesicht nehmen und ihn durch den Fleischwolf drehen. Du glaubst, dass du all die Antworten kennst? Du musst es glauben, angesichts der Leichtigkeit, mit der du dein Urteil gesprochen hast. Nun, du armselige kleine Kreatur, eines Tages wird die Ungewissheit an deine Tür klopfen und in deine Kehle klettern - und dann werden die Demut und der Tod sich ein überaus spannendes Rennen liefern. Egal, was passiert - ich werde dir einen Augenblick voller Mitgefühl schenken, und das ist genau das, was uns beide voneinander unterscheidet - nicht wahr? Ist heute eine Sendung angekommen?«
    Tanal blinzelte. Sieh an, wie blutrünstig wir doch alle sind. Dann nickte er. »Ja, Beaufsichtiger. Ein neues Rätsel für Euch.«
    »Hervorragend. Von wem?«
    »Es gibt keinen Absender.«
    »Sehr merkwürdig. Ist das schon ein Teil des Geheimnisses, oder fürchtet da jemand, sich lächerlich zu machen, wenn ich das Rätsel binnen weniger Augenblicke löse? Nun, wie solltest du diese Frage beantworten können? Wo ist es jetzt?«
    »Es ist in Euer Arbeitszimmer gebracht worden, Herr.«
    »Gut. Gestatte dem Mann da unten, den Rest dieses Nachmittags zu schreien, dann sorge dafür, dass er wieder ins Verlies gebracht wird.«
    Tanal verbeugte sich, als Karos den Balkon verließ. Er wartete hundert Herzschläge lang und ging dann ebenfalls.
     
    Kurze Zeit später stieg er zur untersten Ebene der alten Verliese hinab, folgte den sich spiralförmig in die Tiefe windenden steinernen Treppen zu Korridoren und Zellen, die jahrhundertelang nicht mehr regelmäßig benutzt worden waren. Die Flut hatte vor kurzem diese und die darüberliegende Ebene überschwemmt; mittlerweile war das Wasser wieder abgeflossen, hatte aber dickflüssigen Schlamm und den Geruch nach abgestandenem, schmutzigem Wasser zurückgelassen. Tanal Yathvanar ging mit einer Laterne in der Hand einen schrägen Kanal hinunter, bis er zu einem Raum kam, der einst das wichtigste Verhörzimmer gewesen war. Geheimnisvolle, verrostete Mechanismen kauerten auf dem gepflasterten Fußboden oder waren an den Wänden befestigt, und ein an ein Bettgestell erinnernder Käfig hing an schweren Ketten von der Decke.
    Direkt gegenüber dem Eingang befand sich eine keilförmige Vorrichtung, die reichlich mit Handschellen und Ketten versehen war, die mittels einer seitlich an der Wand befestigten Sperrklinke straff gezogen werden konnten. Das schräg stehende Bett zeigte in den Raum, und an diese Unterlage war die Frau gefesselt, die freizulassen er angewiesen worden war.
    Sie war wach und wandte den Kopf vom plötzlichen Lichtschein ab. Tanal stellte die Laterne auf einen Tisch, der mit Folterwerkzeugen übersät war. »Zeit zum Essen«, sagte er. Sie antwortete nicht.
    Ein wohlangesehenes Mitglied der Universität. Seht sie euch jetzt an. »All Eure hochtrabenden Worte«, sagte Tanal. »Am Ende sind sie weniger als Staub im Wind.«
    »Mögest du eines Tages an dem Staub ersticken, kleiner Mann«, sagte sie. Ihre Stimme klang rauh und krächzend.
    Tanal lächelte. »>Klein<. Ihr versucht mich zu verletzen. Ein armseliger Versuch.« Er trat zu einer Kiste, die vor der Wand zu seiner Rechten stand. In ihr waren Schraubstock-Helme gewesen, aber Tanal hatte die Schädelzerschmetterer entfernt und die Kiste mit Wasserflaschen und getrockneten Nahrungsmitteln gefüllt. »Ich werde ein paar Eimer mit Seifenwasser herbringen müssen«, sagte er, während er die Zutaten ihres Abendessens aus der Kiste nahm. »So

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