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SdG 12 - Der Goldene Herrscher

SdG 12 - Der Goldene Herrscher

Titel: SdG 12 - Der Goldene Herrscher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Erikson
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in ausreichender Stärke ausrücken, begleitet von Magiern unserer beiden Völker. Folglich stimme ich mit Eurer Entscheidung überein.«
    »Es freut mich, dass Ihr die militärische Bedeutung dieser Sache hier begreift, Aufseher. In diesem Fall allerdings sind die Wünsche des Repräsentanten für mich bedeutungslos. Denn zuerst und vor allem bin ich Offizier des Imperiums.«
    »Das seid Ihr, und ich bin der Bevollmächtigte des Imperators in dieser Region. Folglich …«
    Sie nickte.
    Ein paar Herzschläge später seufzte der Tiste Edur. »Es betrübt mich, so viele tote Kinder zu sehen.«
    »Wenn wir die Ahl töten, sind wir nicht weniger gründlich, Aufseher.«
    »Das betrübt mich ebenfalls.«
    »So ist der Krieg«, sagte sie.
    Er gab ein unbestimmtes Geräusch von sich. Dann sagte er: »Atri-Preda, was auf dieser Ebene stattfindet, ist nicht einfach ein Krieg. Ihr Letherii habt einen Vernichtungsfeldzug begonnen. Hätten wir Edur uns entschieden, diese Schwelle zu überschreiten, hättet Ihr uns dann nicht wahrhaftig als Barbaren bezeichnet? Ihr befindet Euch in dieser Auseinandersetzung nicht in einer moralisch überlegenen Position, ganz egal, wie Ihr versucht, Eure Taten zu rechtfertigen.«
    »Aufseher«, sagte Bivatt kalt, »Rechtfertigungen sind mir vollkommen egal, genauso wie eine moralisch überlegene Position. Ich bin schon viel zu lange Soldat, um noch zu glauben, dass so etwas unsere Handlungen irgendwie beeinflusst. Was auch immer in unser Macht liegt, was auch immer wir tun können, das tun wir.« Sie deutete auf das vernichtete Lager ringsum. »Bürger von Lether sind ermordet worden. Es ist meine Verpflichtung, darauf zu reagieren - und das werde ich tun.«
    »Und wer wird gewinnen?«, fragte Brohl Handar.
    »Wir natürlich.«
    »Nein, Atri-Preda. Ihr werdet verlieren. Genau wie die Ahl. Die Sieger sind solche Männer wie Letur Anict. Leider machen solche Menschen wie der Repräsentant kaum einen Unterschied zwischen Euch und Euren Soldaten und ihren Feinden. Ihr werdet benutzt werden, und das bedeutet, dass viele von euch sterben werden. Letur Anict kümmert das nicht. Er braucht euch, um diesen Krieg zu gewinnen, aber darüber hinaus braucht er euch nicht … bis ein neuer Feind entdeckt wird. Sagt mir, existieren Imperien nur, um andere Reiche zu verschlingen? Hat der Frieden keinen Wert? Oder Ordnung und Wohlstand und Stabilität und Sicherheit? Sind die Münzstapel in Letur Anicts Schatzkammer die einzige Belohnung, die der Mühe wert ist? Er will es so haben - alles andere ist nebensächlich und nur dann hilfreich, wenn es ihm nützt. Atri-Preda, Ihr seid in Wirklichkeit weniger als ein Schuldner. Ihr seid ein Sklave - ich irre mich in dieser Hinsicht nicht, denn ich bin ein Tiste Edur, der Sklaven besitzt. Ein Sklave - als das sehen Euch Letur Anict und seinesgleichen, Bivatt.«
    »Sagt mir, Aufseher, wie würde es Euch ohne Eure Sklaven ergehen?«
    »Schlecht, ohne Frage.«
    Sie drehte sich um und ging zu ihrem Pferd zurück. »Steigt auf. Wir kehren nach Drene zurück.«
    »Und was ist mit diesen toten Bürgern des Imperiums? Wollt Ihr ihre Leichen den Geiern überlassen?«
    »In einem Monat werden selbst die Knochen verschwunden sein«, sagte Bivatt, während sie sich auf ihr Pferd schwang und die Zügel ergriff. »Die Schnibbelkäfer werden sie alle zu Staub zernagen. Außerdem gibt es hier nicht genug Mutterboden, um vernünftige Gräber auszuheben.«
    »Da liegen Steine«, bemerkte Brohl Handar.
    »Die mit Schriftzeichen der Ahl bedeckt sind. Sie zu benutzen hieße, die Toten zu verfluchen.«
    »Oh, und so besteht die Feindschaft fort, so dass sogar die Geister gegeneinander Krieg führen. Ihr lebt in einer dunklen Welt, Atri-Preda.«
    Sie schaute einen Augenblick auf ihn hinunter. »Sind die Schatten denn besser, Aufseher?« Als er nicht antwortete, fügte sie hinzu: »Auf Euer Pferd, wenn ich bitten darf.«
     
    Aufgebläht durch die Überlebenden des Sevond- und des Niritha-Clans erstreckte sich das Lager der Ganetok über das ganze Tal. Dahinter türmten sich im Osten gewaltige, düstere Wolken, ein Hinweis auf die Herden in den nächsten Tälern. Die Luft war staubgeschwängert und roch durchdringend nach Kochfeuern. Kleine Gruppen schwer bewaffneter Krieger, die sich lautstark miteinander unterhielten, gingen wie Schlägertrupps auf und ab.
    Rotmaske und sein armseliger Clan waren bereits früher am Tag von Vorreitern entdeckt worden, aber die Späher hatten Abstand gehalten,

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