SdG 12 - Der Goldene Herrscher
Ich habe es trotzdem ernst gemeint. Ihr erschöpft ihn, und er ist unser jüngster Matrose.«
»Stimmt, was bedeutet, dass ich euch andere vermutlich umbringen würde. Ruf ihn runter, mein Hübscher.«
»In Ordnung, Kapitän.«
Sie starrte wieder auf die fernen Schiffe. Es schien, als wäre die lange Suche vorbei. Was würden sie wohl ins liebliche Letheras mit zurückbringen, außer Fässern voller Blut? Meisterkämpfer. Die einer wie der andere davon überzeugt sind, dass sie das tun können, was noch niemand geschafft hat: den Imperator töten. Ihn so töten, dass er tot ist. Toter als ich, so tot, dass er sich nie wieder erhebt.
Zu dumm, dass das niemals geschehen würde.
Als Venitt Sathad, Schuldner und Diener Rautos Hivanars, von Letheras aufbrach, ließ er den bescheidenen Zug vor der letzten Neuerwerbung der Hivanars haltmachen. Die Instandsetzung des Gasthauses war bereits weit fortgeschritten, wie er feststellen konnte, als er zusammen mit dem Eigentümer der beauftragten Baufirma an den Gruppen von Arbeitern vorbeiging, von denen es im Hauptgebäude förmlich wimmelte, und weiter durch den Hinterausgang hinaus zu den Ställen und den anderen Nebengebäuden.
Und dann blieb er stehen.
Das Bauwerk, das um den unbekannten alten Mechanismus herum errichtet worden war, war abgerissen worden. Venitt starrte den großen Monolithen aus unbekanntem Metall an und fragte sich, warum er nun, da er so offen zu sehen war, so vertraut wirkte. Das Ding knickte ohne sichtbare Naht auf drei Viertel seiner Höhe ab - das bedeutete, in ungefähr anderthalb Mannshöhen -, und zwar in einem anscheinend perfekten Winkel von neunzig Grad. Der Scheitelpunkt sah so aus, als würde er auf irgendein Anbauteil warten, wenn die kunstvollen Metallschlaufen nicht wirklich nur Zierrat waren. Das Ding stand auf einer Plattform aus dem gleichen seltsamen stumpfen Metall, und auch hier war keine Trennlinie zwischen ihm und der Plattform zu erkennen.
»Hast du herausbekommen, welchem Zweck es gedient hat?«, fragte Venitt den alten, fast kahlen Mann an seiner Seite.
»Nun«, räumte Bagg ein, »ich habe ein paar Theorien.«
»Ich wäre daran interessiert, sie zu hören.«
»Du wirst noch andere in der Stadt finden«, sagte Bagg. »Keine zwei davon sind vollkommen gleich, aber trotzdem sind es alles die gleichen, wenn du verstehst, was ich meine.«
»Nein, das tue ich nicht, Bagg.«
»Das gleiche Fabrikat, das gleiche Geheimnis, was die Funktion angeht. Ich habe mir nie die Mühe gemacht, sie alle auf einer Karte einzuzeichnen, aber es könnte sein, dass es da eine Art Muster gibt, und wenn man dieses Muster erst mal hat, versteht man vielleicht auch den Sinn ihrer Existenz. Vielleicht.«
»Aber wer hat sie gebaut?«
»Keine Ahnung, Venitt. Jedenfalls ist es lange her, wie ich vermute, denn die paar anderen, die ich selbst gesehen habe, sind zumeist unter der Erde, und weiter draußen, Richtung Flussufer. Begraben im Schlamm.«
»Im Schlamm …« Venitt starrte weiter das Ding an. Plötzlich weiteten sich seine Augen. Er wandte sich an den alten Mann. »Bagg, ich muss dich um einen sehr wichtigen Gefallen bitten. Ich muss Weiterreisen, Letheras verlassen. Aber Rautos Hinavar, meinem Herrn, muss unbedingt eine Botschaft überbracht werden.«
Bagg zuckte die Schultern. »Ich sehe kein Problem darin, das hinzukriegen.«
»Gut. Ich danke dir. Die Botschaft lautet folgendermaßen: Er soll hierherkommen, um sich das hier selbst anzusehen. Und - und das ist besonders wichtig - er soll seine Artefakte mitbringen.«
»Seine Artefakte?«
»Er wird es verstehen, Bagg.«
»In Ordnung«, sagte der alte Mann. »Ich kann in ein paar Tagen zu ihm hingehen … oder einen Boten schicken, wenn dir das lieber ist.«
»Am besten, du machst es selbst, Bagg - wenn das geht. Wenn der Bote die Nachricht nicht richtig wiedergibt, beachtet mein Herr sie am Ende womöglich gar nicht.«
»Wie du willst, Venitt. Wohin gehst du, wenn ich fragen darf?«
Der Schuldner machte ein finsteres Gesicht. »Nach Blaurose. Und dann weiter nach Drene.«
»Dann hast du eine lange Reise vor dir, Venitt. Möge sie sich als langweilig und ereignislos erweisen.«
»Danke, Bagg. Wie läuft es hier?«
»Wir warten auf eine weitere Materiallieferung. Wenn die kommt, können wir den Rest erledigen. Dein Herr hat noch eine von meinen Arbeiterkolonnen abgezogen, um sie bei dem Stützmauerprojekt auf seinem Anwesen einzusetzen, aber solange die Sachen nicht kommen,
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