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SdG 12 - Der Goldene Herrscher

SdG 12 - Der Goldene Herrscher

Titel: SdG 12 - Der Goldene Herrscher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Erikson
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hier weiß, was Mut bedeutet«, sagte er und richtete den Blick wieder auf Hadralt. »Ich wollte, ich hätte zehntausend Krieger, die ihm gleichkämen. Doch alles, was ich hier vor mir sehe, bist du, Hadralt, Kriegsfiihrer von zehntausend Feiglingen.«
    Das Geschrei, das sich daraufhin erhob, schien die Luft zum Glühen zu bringen. Waffen blitzten im Sonnenlicht auf, und die ganze Menge schob sich vorwärts - ein Meer aus wutverzerrten Gesichtern.
    Hadralt war bleich geworden. Dann hob er die Arme und verharrte in dieser Position, bis der Tumult abebbte. »Jeder Krieger, der hier ist«, sagte er mit zitternder Stimme, »wird ein Stück von deiner Haut bekommen, Rotmaske. Nichts weniger verdienen sie als Antwort auf deine Worte. Du willst meinen Platz einnehmen? Du willst Anführer werden? Anführer … dieser Feiglinge! Du hast in deiner Verbannung nichts gelernt. Kein einziger Krieger von denen hier wird dir jetzt noch folgen, Rotmaske. Kein einziger.«
    »Ihr habt eine Armee angeheuert«, sagte Rotmaske. Es war ihm unmöglich, den verächtlichen Unterton aus seiner Stimme herauszuhalten. »Ihr seid an ihrer Seite gegen die Letherii marschiert. Und dann, als es zur Schlacht gekommen ist und eure neu gewonnenen Verbündeten den Kampf aufgenommen haben - als sie begonnen haben, für euch zu kämpfen -, seid ihr alle geflohen. Feiglinge? Das ist ein viel zu freundliches Wort. In meinen Augen seid ihr - du und dein Volk, Hadralt - keine Ahl, nicht mehr, denn kein echter Ahl-Krieger würde so etwas tun. Ich bin auf ihre Leichen gestoßen. Ich bin Zeuge eures Verrats geworden. Die Wahrheit ist folgende: Wenn ich hier Kriegsführer bin, wird es jedem hier anwesenden Krieger obliegen, noch bevor die Sonne dieses Tages den Horizont berührt, seinen Wert zu beweisen, um sich das Recht zu verdienen, mir zu folgen. Und ich werde nicht leicht zu überzeugen sein. Kupferne Farbe auf den Gesichtern von Feiglingen - ihr hättet mir keine größere Beleidigung zufügen können.«
    »Steig ab«, sagte Hadralt krächzend. »Runter von dem Letherii-Gaul. Steig ab, Rotmaske, um dein Ende zu erleben.«
    Doch der tat nichts dergleichen, sondern zog stattdessen ein ausgehöhltes Rodara-Horn hervor und setzte es an die Lippen. Der durchdringende Ton ließ alle im Lager verstummen, außer den Hunden, die als Antwort traurig zu heulen begannen. Rotmaske steckte das Horn wieder in den Gürtel. »Es ist der Lauf der Zeit«, sagte er laut genug, dass seine Stimme weit trug, »dass alte Feinde im Verstreichen der Zeitalter zum Frieden finden. Wir haben viele Kriege gefochten, doch es war der erste, der den Ahl noch immer im Gedächtnis ist - hier, auf genau diesem Grund und Boden.« Er machte eine Pause, denn er konnte die Erschütterungen spüren - wie die anderen jetzt auch -, als die beiden K’Chain Che’Malle auf seinen Ruf hin auftauchten. »Hadralt, Sohn von Capalah, du wirst gleich ganz allein stehen, und wir beide, du und ich, werden unsere Waffen ziehen. Mach dich bereit.«
    Auf dem Grat, wo die bescheidene Gruppe von Renfayar-Kriegern stand - gerade mal sechs Mann -, tauchten zwei andere Gestalten auf, gewaltig und bedrohlich. Und dann eilten die beiden mit geschmeidigen Bewegungen den Hang herunter.
    Stille hing schwer über der versammelten Menge, trotz des Aufstampfens krallenbewehrter Füße, und Hände, die auf den Griffen und Knäufen von Waffen geruht hatten, wurden langsam zurückgezogen.
    »Meine Meisterkämpfer«, sagte Rotmaske. »Sie sind für deine Herausforderer bereit, Hadralt. Für deine Kupfergesichter.«
    Der Kriegsführer sagte nichts, und Rotmaske konnte an seinem Gesicht erkennen, dass er es nicht riskieren würde, die Macht seiner Worte zu verlieren, wenn seine Befehle nicht befolgt werden würden - was genau das war, was geschehen würde, eine Tatsache, die allen, die hier versammelt waren, nun bewusst war. Und jetzt erwartete das Schicksal diesen einzigartigen Zusammenstoß zweier Willen.
    Hadralt leckte sich die Lippen. »Rotmaske, was wird mit diesen Kechra, wenn ich dich getötet habe?«
    Ohne zu antworten stieg Rotmaske ab, trat vor und blieb sechs Schritt vor Hadralt stehen. Er machte die Rygtha-Sichelaxt los, packte ihren Schaft in der Mitte. »Dein Vater ist tot. Du musst jetzt seine Hand loslassen und allein für dich stehen, Hadralt. Zum ersten und letzten Mal. Du hast als Kriegsfiihrer versagt. Du hast Afil-Krieger in die Schlacht geführt und dann zur Flucht verleitet. Du hast Verbündete verraten.

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