SdG 12 - Der Goldene Herrscher
waren anscheinend mehr an der großen Rodara-Herde interessiert, die der kleinen Gruppe folgte. Ein unerwarteter Reichtum für so wenige Ahl, was diese Besitztümer für Herausforderungen zugänglich machte, und als Rotmaske auf einem Hügel, der Ausblick auf das Lager gewährte, sein Pferd zügelte, war ihm klar, dass die Nachricht von ihrer Ankunft ihnen vorausgeeilt war und zahllose Krieger dazu ermuntert hatte, die Handvoll Renfayar-Krieger dreist herauszufordern, begierig auf die Rodaras, die sie ihnen abnehmen wollten.
Aber leider würde er sie enttäuschen müssen. »Masarch«, sagte er, »bleib mit den anderen hier. Lasst euch auf keine Herausforderungen ein.«
»Niemand ist uns nahe genug gekommen, um deine Maske zu sehen«, sagte der junge Krieger. »Niemand ahnt, was du vorhast, Kriegsführer. Sobald es ihnen klar wird, werden wir angegriffen werden.«
»Hast du Angst, Masarch?«
»Zu sterben? Nein, nicht mehr.«
»Dann bist du kein Kind mehr. Wartet. Tut nichts.« Rotmaske lenkte sein Pferd auf den Hang und ließ es in einen leichten Galopp fallen, als er sich dem Lager der Ganetok näherte. Augen waren auf ihn gerichtet, und die Blicke ließen ihn alsbald nicht mehr los, während Rufe ertönten; die Stimmen klangen eher wütend als empört. Bis die Krieger, die näher bei ihm waren, seine Waffen sahen. Sie verstummten schlagartig, und die plötzliche Stille lief wie eine Woge durch das ganze Lager. Gefolgt von Gemurmel. Es war die Wut, die er schon anfangs gehört hatte, die aber jetzt anders klang.
Die Zughunde spürten die anschwellende Wut, kamen mit gefletschten Zähnen und gesträubtem Nackenfell näher.
Rotmaske zügelte sein Pferd. Es warf den Kopf hoch, stampfte und schnaubte, um die großen Hunde zu warnen.
Jemand kam durch die versammelte Menge, wie der Bug eines unsichtbaren Schiffs, das sich durch hohes Schilf schob. Rotmaske lehnte sich in dem fremden Sattel zurück und wartete.
Hadralt, der erstgeborene Sohn von Capalah, hatte den gleichen stolzen Gang wie sein Vater, aber nicht dessen körperliche Ausstrahlung. Er war klein und schlank, und es hieß, dass er sehr schnell mit den beiden Kurzschwertern mit Hakenklingen war, die er in überkreuzten Gurten unter seinen Armen ttug. Er war von einem Dutzend seiner Lieblingskrieger umgeben - große, ungeschlachte Männer, deren Gesichter so bemalt waren, als trügen sie eine Schuppenmaske, die zwar kupferfarben, aber ganz offensichtlich der von Rotmaske nachempfunden war. Die Gesichter unter der Farbe wirkten verdrießlich.
Hadralt, der unruhig die Fetische an seinem Gürtel befingerte, blickte düster zu Rotmaske auf. »Wenn du der bist, der du zu sein behauptest, dann gehörst du nicht hierher. Verschwinde, oder dein Blut wird die trockene Erde tränken.«
Rotmaske ließ den Blick leidenschaftslos über die kupfergesichtigen Krieger schweifen. »Ihr gebt Echos von euch, aber ihr zittert vor der Quelle.« Er blickte wieder den Kriegsführer an. »Ich stehe jetzt hier vor dir, Hadralt, Sohn des Capalah. Ich, Rotmaske, Kriegsführer des Renfayar-Clans, und heute werde ich dich töten.«
Hadralts dunkle Augen weiteten sich, dann grinste er höhnisch. »Dein Leben war ein Fluch, Rotmaske. Du hast dir das Recht, mich herauszufordern, noch nicht verdient. Sag mir, werden deine erbärmlich wenigen Schoßhündchen für dich kämpfen? Dein Ehrgeiz wird dafür verantwortlich sein, dass sie alle getötet werden, und meine Krieger werden sich die Herden der Renfayar nehmen. Und auch die Frauen der Renfayar - die im gebärfähigen Alter. Die Kinder und die Alten werden sterben, denn sie sind eine Last, mit der wir uns nicht abgeben werden. Die Renfayar werden aufhören zu existieren.«
»Wenn deine Krieger das Recht erlangen wollen, meine Leute herauszufordern, müssen sie erst meine Meisterkämpfer besiegen, Hadralt.«
»Und wo verstecken sie sich, Rotmaske? Es sei denn, du meinst den narbigen Zughund, der dir hierher gefolgt ist.«
Das Lachen, das auf diesen Witz folgte, war überlaut.
Rotmaske blickte zu dem einzelnen Tier hin. Es lag gleich rechts neben seinem Pferd auf der Erde und hatte alle anderen Hunde niedergestarrt, ohne auch nur aufzustehen. Der Zughund hob den Kopf und begegnete Rotmaskes Blick, als hätte das Tier nicht nur die Worte verstanden, die gesprochen worden waren, sondern hieße auch die Gelegenheit willkommen, sich jedem Herausforderer entgegenzustellen. Er spürte, wie sich in seiner Brust etwas regte. »Dieses Tier
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