SEAL Team 12: Bittere Vergangenheit (German Edition)
so mit einem anderen Menschen gefühlt. Er hätte alles darum gegeben, jede Erinnerung an ihren Überlebenskampf aus ihrem Gedächtnis löschen zu können.
Zu seiner Erleichterung ließ sie sich von ihm trösten und sank gegen ihn. Er hielt sie behutsam im Arm und flüsterte beruhigende Worte, bis ihr Weinkrampf aufhörte.
Er streichelte über ihren Rücken und ihr Haar, es war eine tröstliche, rein platonisch gemeinte Geste. Dann endlich spürte er, wie sich ihr Körper entspannte und sie in den Schlaf fiel, den sie so dringend brauchte, um das Erlebte verarbeiten zu können.
In dem schwachen Licht betrachtete Joe Pennys blasses, lädiertes Gesicht. Wie hatte er sie jemals für etwas anderes als wunderbar halten können? Ihre Schönheit kam von innen und war zeitlos. Sie verschlug ihm den Atem.
Er gab ihr einen Kuss auf die Stirn und sprach flüsternd aus, was er aus tiefstem Herzen fühlte: »Ich liebe dich, Penny. Herrgott noch mal, ich liebe dich so sehr.«
Sie schlief bereits fest und hörte ihn nicht, was auch besser so war. Penny hatte nie durchblicken lassen, dass sie tiefere Gefühle für ihn hegte. Sicher, sie wünschte sich einen Mann und wollte eine Familie gründen, doch dass Joe in dieses Bild passen könnte, hatte sie nie angedeutet. Er war nur der Kerl von nebenan, eine gute Gelegenheit, der Mann fürs Bett, mit dem sie ihrem Sexleben neues Leben eingehaucht hatte.
Und er hatte befürchtet, er könnte ihr am Ende das Herz brechen! Welche Ironie, nun war er derjenige, dem es bis zum Hals schlug und der vor Gefühlen schier platzte, die er nie zuvor empfunden hatte.
Mit einem verzweifelten Stöhnen schloss Joe die Augen. Wenigstens hatte er die Zeit auf seiner Seite. Er musste Penny zeigen, dass es sich lohnte, bei ihm zu bleiben. Komme, was wolle, er würde ihr beweisen, dass er eine lohnende Zukunftsinvestition war – und nicht bloß der playboyhafte Junggeselle von nebenan.
»Das sollten wir öfter machen«, sagte Penny, die einen Tisch am Fenster des Restaurants gewählt hatte. Lia nahm ihr gegenüber Platz. Draußen glitzerte der Elizabeth River unter dem grauen Himmel. An den Anlegestellen schaukelten die festgemachten Boote klirrend auf und ab. Auf dem Kai hockten Möwen und trotzten dem kalten Wind. »Hast du immer eine Stunde Mittagspause?«
»Solange meine Storys fertig werden, kann ich mir so viel Zeit lassen, wie ich will«, antwortete Ophelia. In ihrem champagnerfarbenen Blazer und der schneeweißen Hose sah sie ganz wie eine Vollblutjournalistin aus. »Und du?«, fragte sie. »Wann fängst du wieder an zu arbeiten?«
»Am Montag«, antwortete Penny und begann, die Speisekarte zu studieren.
Lia sah sie über den Tisch hinweg stirnrunzelnd an. »Meinst du wirklich, dass du schon so weit bist?«
Penny blickte auf, als sie die Sorge in der Stimme ihrer kleinen Schwester wahrnahm. »Natürlich bin ich so weit«, sagte sie beruhigend. »Wir können uns doch nicht für den Rest des Lebens vor Angst verkriechen. Außerdem bewachen uns die Doppel-Ds mit Argusaugen.«
Mit einem Nicken wies sie zu einem Tisch an der Tür, an dem ihrer beider Schatten, Don Dawes und Gray Dirks, saßen und Mittagessen bestellten. Die zwei US -Marshals waren vom FBI als Bodyguards für sie abgestellt worden – da das Bundesbüro nun in einem handfesten Fall ermitteln konnte, hatte die State Police ausgedient. »Viel sicherer kann man gar nicht sein.«
»Schon, aber es stinkt mir, dass der Rizin-Mörder noch nicht gefasst wurde«, grummelte Lia. »Man müsste den Dreckskerl an seinen Eiern aufhängen.«
»Lia!« Penny lachte.
»Ist doch so. Und wenn er erwischt wird, sollte Hannah ihn mal ein paar Minuten mit Joe allein lassen.«
»Hm«, machte Penny. »Ich glaube, das würde Joe ganz gut in den Kram passen.«
»Apropos, mir ist aufgefallen, dass ihr zwei ziemlich viel Zeit miteinander verbringt«, hakte Lia nach.
»Hast du Lust, dir eine Vorspeise mit mir zu teilen?«, fragte Penny, um die Unterhaltung auf sicheres Terrain zu lenken. Joe war seit dem Vorfall schrecklich fürsorglich – so wunderbar und klug und hilfsbereit, dass es ihr regelrecht Angst einjagte. Sie hatte festgestellt, dass sie sich in jüngster Zeit viel zu sehr auf ihn verließ, was nicht gut für sie war. Also hatte sie beschlossen, die Reißleine zu ziehen, ehe er ihr das Herz brach.
»Nur zu«, spottete Lia, »tu so, als könntest du einfach ausblenden, womit du dich nicht auseinandersetzen willst. Das hast du schon immer so
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