SEAL Team 12: Bittere Vergangenheit (German Edition)
fröhlich heraus. »Welcher Schlüssel von denen passt?«
»Geben Sie her.« Sie entriss ihm das Schlüsselbund und schloss die Haustür auf. »Meine Schwester schläft wahrscheinlich schon«, sagte sie noch, um klarzumachen, dass er nicht mit hereinkommen konnte.
»Dann seien Sie doch leise«, sagte er.
»Ich bin leise. Himmel, Sie sind echt eine Nervensäge.«
»Ja, aber Sie stehen trotzdem auf mich. Ich brauche Ihre Schlüssel«, erinnerte er sie. »Ich lege sie dann unter die Fußmatte auf der Fahrerseite.«
»Okay.« Sie gab ihm das Schlüsselbund. »Sie hätten mich aber nicht nach Hause bringen müssen. Ich wäre noch gefahren.«
»Kann sein, aber dann hätte ich das nicht tun können.«
Im nächsten Moment lag sein Mund auf ihrem.
Sie wollte ihn wegstoßen, doch seine Lippen waren so warm und angenehm, dass sie ihre Hand stattdessen in seinen Nacken legte. Sie schmolz dahin wie ein Eiszapfen in der Sonne. Du lieber Himmel, konnte der Junge küssen!
So war sie noch nie im Leben geküsst worden.
Dann war es vorbei. Viel zu früh.
Mit einem dreisten Grinsen löste er sich von ihr. »Finden Sie mich«, sagte er noch einmal, während er beschwingten Schrittes zu seinem Civic ging. Ein Röhren, und der Wagen fuhr los.
Ophelia sah dem Wagen nach, bis die Rücklichter in der Dunkelheit verschwanden. Sie war heute gefeuert worden und hatte sich von einem Zwanzigjährigen küssen lassen.
Konnte ihr Leben noch verdrehter werden?
9
Halloween verlief in diesem Jahr anders als im letzten. Vielleicht lag es an dem Nebel, der nach dem Regen am Nachmittag vom Gehweg aufstieg. Er kroch über den Bordstein und ins Gras, wie Dunst aus einer anderen Welt, der perfekt zu diesem unheimlichen Feiertag passte. Dennoch beunruhigte er Penny irgendwie.
Sie hatte sich wie immer ihr Hexenkostüm angezogen, samt falscher Nase und spitzem Hut, und den Teig für das Kürbisbrot angesetzt. Trotzdem gelang es ihr nicht, sich so unbeschwert auf den Abend zu freuen wie sonst immer.
Ophelia hatte ihr am Morgen gebeichtet, dass sie ihren Job als Kellnerin verloren hatte. Vielleicht machte das Penny zu schaffen. Ihre kleine Schwester würde überhaupt nicht mehr ausziehen. Lia war heute Abend als Bauchtänzerin verkleidet auf die Party einer ehemaligen Mitbewohnerin gegangen. Für sie sprach, dass ihre Geldnöte sie zu betrüben schienen.
Vielleicht fühlte Penny sich aber auch so niedergeschlagen, weil sie sich letztes Halloween geschworen hatte, in diesem Jahr mit ihrem Zukünftigen Süßigkeiten zu verteilen. Von wegen. Sie hatte nicht mal einen Freund. Steven Parks war im Krankenhaus die ganze Woche über zwar genauso charmant wie immer gewesen, rief in letzter Zeit aber überhaupt nicht mehr an.
Als es an der Tür klingelte, beeilte sich Penny, den Kürbisteig in den Backofen zu schieben. Im Gehen richtete sie ihre Pappnase und griff nach der Schale mit Süßigkeiten. Die Kinder an der Haustür wurden von Erwachsenen begleitet, die ihnen die Zauberworte zuflüsterten.
»Süßes oder Saures!«
»Wie wär’s mit Süßem, ihr Süßen?«, antwortete Penny mit liebenswürdiger Hexenstimme. Sie ging in die Knie, um dem rosa Pudel und der kleinen Tinkerbell in die Augen schauen zu können, und schüttete Süßigkeiten in die Plastikkürbisse der beiden.
Lächelnd richtete sie sich wieder auf und betrachtete den Nebel, der wie eine bedrohlich steigende Flut langsam immer näher an ihre Stufen heranreichte. »Gruselig«, sagte sie, während sie einen Blick auf Joes anzüglich grinsende Kürbislaternen warf. Anscheinend verteilte er heute Abend selbst Süßigkeiten an die Kinder. Dabei hatte sie ihn immer für einen Geizkragen gehalten.
Das Klingeln des Telefons zog sie zurück
Auf dem Display wurde eine ihr unbekannte Nummer angezeigt. »Ja, hallo?«, meldete sie sich und schickte ein Stoßgebet zum Himmel, dass es nicht wieder Eric sein möge.
»Hey, Steven hier«, hörte sie dessen warme, männliche Stimme und vergaß ihre Befürchtungen. »Ich hoffe, ich rufe nicht zu spät an.«
Es war erst halb acht. »Nein, gar nicht. Wo sind Sie?« Die Geräusche im Hintergrund ließen auf eine Party schließen.
»In einer Bar in der Innenstadt. Ich dachte, Sie würden mir vielleicht gern Gesellschaft leisten. Hier sind ziemliche viele junge Leute, aber die Musik ist gut.«
»Oh.« Sie war versucht, seine Einladung anzunehmen, sei es nur, um hinterher von sich sagen zu können, sie habe eine Verabredung gehabt, andererseits … »Es
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