SEAL Team 12: Bittere Vergangenheit (German Edition)
»Ach, das war gar nichts«, tat er ihre Bemerkung ab.
»Haben Sie sonst noch mit jemandem darüber gesprochen?«, fragte sie besorgt. »Mit einem Psychologen?«
»Meinen Sie denn, ich bin verrückt?«, gab er leicht empört zurück.
»Nein. Nein, ich dachte nur, dass die Marine regelmäßige Beratungen anbietet, weiter nichts.«
»Stimmt«, gab er nickend zurück. »Aber wenn einer seine Laufbahn garantiert ruinieren will, schüttet er sein Herz am besten diesen Irrenärzten aus.«
»Verstehe«, antwortete sie und ließ den Kopf hängen. »Dann bin ich also die Einzige, der sie davon erzählt haben?«
»Ja«, gab er verlegen zu.
Sie schüttelte den Kopf. »Hören Sie mir zu, Joe, niemand auf der Welt würde Ihnen die Schuld für das geben, was da schiefgelaufen ist«, teilte sie ihm mit. »Sie müssen nachsichtig mit sich sein.«
Er nickte. »Ich bin dabei«, erwiderte er.
»Gut.«
Einen Moment lang betrachtete er nachdenklich ihre sanfte, fürsorgliche Miene. Ihre Schwester musste ihm eine Lüge aufgetischt haben, wahrscheinlich um ihn hierherzulocken oder aus irgendwelchen egoistischen Gründen. »Wie lange waren Sie nicht mehr mit einem Mann zusammen?«, traute er sich zu fragen.
Fasziniert beobachtete er, wie sie vom Hals bis zu den Wangen errötete und Tränen in ihre Augen traten. »So lange?«, staunte er, da sie stumm blieb.
»Was hat Ophelia Ihnen gesagt?«, hakte sie nach, mit einem Mal misstrauisch.
»Ophelia?«, wiederholte er und schüttelte den Kopf, als hätte sie nicht das Geringste damit zu tun. »Ich bin schon lange Ihr Nachbar«, erklärte er, »und heute Abend habe ich zum ersten Mal erlebt, dass Sie Besuch von einem Mann hatten.«
»Oh.« Sie kaufte ihm die Lüge ab. Die Röte ließ nach. »Es ist schon eine Weile her«, gab sie zu und legte ein Puzzleteil an, doch es passte nicht. »Ich war mal verlobt.«
»Was ist passiert?«, wollte er wissen, da er neugierig war, welcher Idiot sie hatte gehen lassen.
Sie probierte es mit dem Puzzleteil an einer anderen Stelle und hatte diesmal Glück. »Zuerst starb mein Vater«, erklärte sie mit düsterer Miene. »Ophelia ging damals noch aufs College, war aber auf dem besten Weg, auf die schiefe Bahn zu geraten. Sie hat Leute kennengelernt, die ständig Party gemacht haben, und wurde drogensüchtig. Ich schätze, ich habe so viel Energie darin investiert, sie da rauszuholen, dass Brad – mein Verlobter – irgendwann genug hatte und ging.«
»Scheiß auf ihn«, sagte Joe. »Was hätten Sie denn machen sollen? Ihre Schwester im Stich lassen?«
Sie sah ihn halb erstaunt, halb dankbar an.
»Sorry«, entschuldigte er sich. »Ich habe wohl einen schlechten Einfluss.«
Sie tat seine Worte mit einer wegwerfenden Handbewegung ab.
»Wissen Sie –« Er unterbrach sich.
»Was?«, hakte sie nach.
»Sie sind eine erstaunliche Frau.« Jetzt war es raus. »Ich bin überrascht, dass Sie sich noch kein Mann geschnappt hat.«
»Na ja, ich war immer sehr beschäftigt«, erklärte sie. »Nachdem Brad mich verlassen hatte, hab ich noch mal die Schulbank gedrückt, um meinen Abschluss als Physiotherapeutin zu machen. Ich bin zur Marine gegangen, weil sie einem da die Ausbildung bezahlen.«
Er nickte verständnisvoll. »Dann sind Sie eine Karrierefrau.«
Sie zuckte mit den Schultern. »Eigentlich nicht«, erklärte sie verlegen. »Sie mögen mich für altmodisch halten, aber ich wollte immer nur heiraten und Kinder bekommen.«
Und genau das war der Grund, warum sie nicht zu ihm passte, rief er sich ins Gedächtnis. »Dann würde ich Ihnen gern ein paar Freunde von mir vorstellen.« Wenn sie vergeben wäre, fände er es vielleicht einfacher, nur mit ihr befreundet zu sein, und käme nicht ständig in Versuchung.
Sie senkte rasch den Blick, sodass er ihre Gedanken nicht erraten konnte. »Klar, warum nicht?«, sagte sie leichthin, nahm sich zwei neue Puzzleteile und versuchte, sie unterzubringen.
Zähes Schweigen trat ein.
»Ich bin vielleicht ein bisschen zu weit gegangen«, warf er ein, um herauszufinden, was los war.
»Nein, schon gut«, versicherte sie ihm, doch ihr Lächeln wirkte gezwungen. »Ich bin bloß etwas empfindlich, wenn es darum geht, dass ich so eine alte Jungfer bin.«
Er stellte sie sich nackt in seinem Bett vor – so ließe sich das Problem doch schnell lösen. Doch er biss sich auf die Zunge, damit er ihr das nicht etwa auch noch vorschlug. In diese Richtung wollte er mit Penny auf keinen Fall gehen. Sie hatte vermutlich eine
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