SEAL Team 12: Bittere Vergangenheit (German Edition)
Hölle ist das denn ?
Eingeklemmt zwischen einer Buchsbaumhecke und einer Schlackensteinmauer hatte Buzz seit Stunden auf den richtigen Moment gewartet, um sich unbemerkt in die Wohnung von Ophelia Price zu begeben. Nun, zehn Minuten vor Mitternacht, herrschte endlich vollkommene Ruhe. Doch gerade, als er aus dem Gebüsch kriechen wollte, tauchte ein Fremder aus den Schatten auf.
Buzz blickte blinzelnd durch sein Nachtsichtgerät und stellte verblüfft fest, dass die Person nicht nur einen Tarnanzug trug, sondern zudem mit einem Messer und einer Pistole bewaffnet war. Der junge Mann pochte an Ophelias Tür und wartete. Dann klopfte er noch einmal. Da niemand öffnete, griff er in seine Hosentasche und brachte einen Schlüssel zum Vorschein. Möglicherweise war es auch ein Dietrich, denn es dauerte eine Weile, bis er das Schloss aufbekam. Schließlich trat er ein.
Buzz brummte verächtlich. Offenbar handelte es sich um einen ralligen Liebhaber, der auf eine schnelle Nummer aus war. Damit war sein Plan hinfällig, Ophelia heute Nacht zu entführen, um sie zu befragen und sie – er verdrehte die Augen über die Dummheit seines Auftraggebers – dann wieder gehen zu lassen.
Da zerriss ein krachendes Geräusch die Stille. In der Wohnung war ein Schuss gefallen. »Was zum Henker?«, schnaubte Buzz völlig perplex.
Er wartete ab, ob jemand herauskam, doch dann ging direkt neben ihm eine Tür auf und eine Frau mittleren Alters streckte den Kopf heraus. »Ophelia!«, schrie sie und schlug sich die Hand vor den Mund.
Unter Buzz’ Ellbogen raschelte ein vertrocknetes Blatt, woraufhin die Frau den Kopf in seine Richtung drehte. »Wer ist da?«
Als ihr niemand antwortete, zog sie sich zurück und knallte die Tür hinter sich zu. Er hörte sie durch ihre Wohnung rennen, ohne Zweifel geradewegs zum Telefon.
Verflucht , schäumte Buzz und krabbelte aus seinem Versteck. Er würde Ophelia Price im Moment nicht zu fassen kriegen. Und es wäre zu riskant, in der Hoffnung, dass sich ihm später noch eine Gelegenheit bot, noch länger hier herumzuhängen.
Viele Wege führten nach Rom, tröstete er sich. Die andere Price konnte seine Fragen bestimmt genauso gut beantworten. Solange er sein Geld bekam, spielte es keine Rolle, woher er seine Informationen hatte.
Lia schlief mit Ohrenstöpseln. Nicht mal ihr Zimmerbrunnen plätscherte laut genug, um die lauten Stimmen und Geräusche zu übertönen, die in einem Mietshaus nun mal zu hören waren. Sie hatte ganz vergessen, wie laut es zuging. Durch die Zeit bei Penny war sie verwöhnt.
Ohrenstöpsel zu benutzen bedeutete – ironischerweise – jedoch, dass man überhaupt nichts mehr hörte. Und da Erics Mörder noch frei herumlief, machte sie das nervös. Doch eine hart arbeitende Frau benötigte ihren Schönheitsschlaf, also hatte sie sich in einem Pfandleihhaus eine Pistole besorgt, denn im Notfall würde sie eher auf ihre Zielsicherheit setzen, als erst die Polizei zu verständigen.
Etwas weckte Lia aus dem Tiefschlaf. Was war das?, fragte sie sich, als sie den Kopf vom Kissen hob und verschlafen ein Auge aufmachte.
Mit einem angespannten Brummen nahm sie den Wachsstöpsel aus einem Ohr und lauschte.
Da war es wieder. Ein seltsamer Laut, in ihrer Wohnung!
Angst erfasste sie, sie schob eine Hand unter das Kissen neben ihr und griff nach dem Colt Commander. Dank kostspieliger Schießübungen konnte sie gut mit der Pistole umgehen. Plötzlich hellwach und mit klopfendem Herzen setzte Lia sich auf und richtete den Lauf auf die Zimmertür.
Die schwache Flamme einer Duftkerze warf unheimliche Schatten auf alle vier Wände. Es gab kein weiteres Geräusch, doch Lia fühlte instinktiv, dass sich jemand der einen Spaltbreit offen stehenden Tür näherte. Mit zitternden Fingern entsicherte sie die Waffe.
Vielleicht wäre sie besser doch bei Penny geblieben.
Eine Gänsehaut überlief sie, als die Tür langsam aufging und einen Blick auf den Umriss eines Mannes mit dunklen Haaren und breiten Schultern freigab.
Lia kniff die Augen zusammen und drückte ab.
Peng !
»Heilige Scheiße!«, jaulte der Fremde und ging in Deckung.
Einen entsetzten Augenblick lang weigerte sie sich zu glauben, dass sie gerade auf den Mann geschossen hatte, den sie liebte.
»Vinny!«, schrie sie, legte den Colt weg und warf sich ans Fußende des Betts. Er lag mit dem Gesicht nach unten am Boden und hielt sich die Hände über den Kopf. Als er seinen Namen hörte, schielte er zu ihr herauf. Trotz der
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