SEAL Team 12: Gefährliche Suche (German Edition)
Stolz herunterschlucken, um diese Frage zu stellen.
Ellie musterte ihn. »Eigentlich ist egal, was sie mir erzählt hat, schließlich ging es dabei um
ihre
Probleme und nicht um Sie. Wie ich Ihnen schon geschrieben habe: Candace war nie mit dem zufrieden, was sie hatte. Geben Sie sich nicht die Schuld dafür«, erklärte sie offen. »Silas ist anders, er beklagt sich nie. Das muss er von Ihnen geerbt haben.«
Er fand ihre Ehrlichkeit erfrischend. Diese Frau hatte ein besseres Leben verdient. »In Ihrem Brief klang es, als machten Sie gerade eine harte Zeit durch«, hakte er nach und gab ihr damit Gelegenheit, ihm ihr Herz auszuschütten.
In ihren graublauen Augen stand ein zynischer Ausdruck. »Mein Mann ist mit einer Cocktailkellnerin aus Turley’s Show Bar abgehauen«, erklärte sie. »Er hat festgestellt, dass Vater sein doch nichts für ihn ist.«
Obwohl sie gleichgültig den Kopf zurückwarf, wirkte sie dermaßen traurig und ernüchtert auf ihn, dass Solomon unwillkürlich nach seiner Brieftasche griff.
Sie schaute zuerst fragend und dann entrüstet, als er einen Hundertdollarschein herausnahm. »Ich will Ihr Geld nicht!«, rief sie aus und wich zurück. »Jungs! Zeit für den Abwasch.«
»Silas hat sich unterm Bett verkrochen und kommt nicht raus, Mama«, erklärte ihr Ältester, als er nervös im Türrahmen auftauchte, seinen Blick hielt er fest auf das Geld gerichtet.
»Ich werde ihn holen«, sagte sie und schob sich an Solomon vorbei in den Gang. »Pass auf das Baby auf, Christopher!«, wandte sie sich an ihren Jungen.
Solomon ging ihr nach. Von nun an war er für Silas verantwortlich. Er fand Ellie auf Händen und Knien in der Mitte eines unvorstellbar winzigen Schlafzimmers vor. »Silas, ich habe dir doch gesagt, dass es so kommen wird. Alles ist gut, glaub mir. Dein Papa wird sich gut um dich kümmern. Also, komm jetzt raus, sonst …«
Solomon wusste nicht, was für gewöhnlich auf dieses »sonst« folgte, aber es genügte, um Silas aus seinem Versteck zu locken. Sofort schmiegte er sich an Ellie und barg sein Gesicht in ihrer Halsbeuge. »Schhht, Kleiner, alles ist gut«, sagte sie mit bebender Stimme. Solomon dachte an Jordan Bliss, und ihm wurde schwer ums Herz. Oh Gott, nicht schon wieder.
»Hören Sie«, sagte er, denn es widerstrebte ihm, erneut ein Kind aus den Armen der Person zu reißen, die für es sorgte, »ich stelle Ihnen einen Scheck aus.«
Da sie ihn wütend anfunkelte, fügte er hinzu: »Es liegt bei Ihnen, ob sie ihn einlösen oder nicht, jedenfalls steht meine Adresse darauf. So können Sie mich finden, wenn Sie Silas besuchen möchten.« Er trat an eine Kommode und schrieb eine Summe auf den Scheck, mit der Ellie und ihre Rasselbande zumindest die nächsten paar Monate auskommen würden.
Als er sich wieder umdrehte, hatte Ellie aus der zweiten Kommode im Raum Kindersachen genommen, die sie nun in eine Papiertüte stopfte. Anschließend griff sie achtlos nach dem Scheck und schob ihn in die Tasche ihrer Shorts. »Das ist alles, was ihm gehört«, sagte sie und gab Solomon die Tüte. »Okay, Silas, drück mich noch mal, und dann Abmarsch.« Mit ihrem barschen Ton versuchte sie zu überspielen, dass sie den Tränen nah war.
Als der Junge zitternd die Arme um sie schlang, wandte Solomon den Blick ab, denn er konnte den Schmerz, der Ellie ins Gesicht geschrieben stand, nicht ertragen. »Komm jetzt, mein Sohn«, forderte er den Kleinen möglichst behutsam auf und hielt ihm eine Hand hin.
Silas schaute sie mit ängstlichem Blick an, doch er nahm all seinen Mut zusammen und legte eine seiner kleinen Hände in die größere.
Bei der Berührung bekam Solomon weiche Knie. Eine Welle inniger Liebe erfasste ihn so heftig, dass er um ein Haar die Finger seines Sohnes zerquetscht hätte. Er wollte gern etwas Beruhigendes sagen, aber da es ihm vor lauter Gefühlen die Kehle zuschnürte, konnte er nur gegen die Tränen anblinzeln und Ellie zunicken, während er Silas in Richtung Tür führte.
Das Esszimmer in dem Farmhaus aus dem neunzehnten Jahrhundert wurde nur an Feiertagen und zu besonderen Anlässen benutzt. Doch zu Jordans Überraschung hatte Jillian nicht nur die Anrichte aus Mahagoni abgestaubt, sondern sogar eine Spitzendecke auf dem Tisch ausgebreitet und das Porzellan sowie die Kristallgläser aus dem Schrank genommen, beides Erbstücke der Familie. Aus der Küche wehte der Duft von warmen Äpfeln herüber und verriet ihr, dass ihre Schwester sogar Kuchen nach dem Rezept
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