SEAL Team 12: Gefährliche Suche (German Edition)
spöttisch. »
Camelot
? Weil das hier meine Burg ist natürlich«, antwortete er, wobei er eine Tür mit einem Buntglasfenster in der Mitte öffnete.
Als Jordan sich hindurchgeschoben hatte, hielt sie den Atem an.
Die Innenausstattung war das Paradies eines Schreiners. Von den vertäfelten Wänden bis hin zu den Einbauschränken wurde jede noch so kleine Nische ausgenutzt. Dicke Läufer ließen den glänzenden Holzfußboden wohnlicher wirken. Einbauleuchten warfen warmes Licht auf einladende Sitzgruppen. »Wow«, hauchte Jordan, die sowohl einen Gang als auch eine ins Dunkel führende Treppe bemerkte. Das Boot ähnelte wirklich einer Burg, nur wo war Königin Guinevere? »Und wo schläft Silas?«, fragte sie.
»Fürs Erste in meinem Bett«, gab Solomon trocken zurück. »Er wollte nicht allein unter Deck schlafen. Kann ich Ihnen etwas zu trinken anbieten?«
Ihn an diesem gemütlichen Ort zu sehen machte sie nervös. »Wasser wäre schön.« Daraufhin ging sie zu einem Fensterplatz, um Abstand zwischen ihnen zu schaffen. »Sie haben da eine tolle Bibliothek«, bemerkte sie, als er ihr ein Glas Wasser brachte und sich ihre Finger streiften. Bei der Berührung verspürte sie ein Kribbeln.
»Ich weiß«, gab er mit einem stolzen Blick auf die vollgestellten Regale zurück. »Ich habe sie alle gelesen«, fügte er dann in nüchternem Ton hinzu.
»Wirklich?« Jordan sah sich die gebrochenen Buchrücken genauer an. »
Gullivers Reisen
?«, fragte sie. »
Moby Dick
?«
»Zwei meiner Favoriten«, antwortete er und setzte sich auf den stabilen Beistelltisch zu ihren Füßen.
Jordan widerstand dem Drang, die Knie anzuziehen. Etwas an diesem Mann irritierte sie – dabei war es nicht so, als befürchtete sie, er könnte ihr etwas antun. Ihr Unbehagen ging tiefer.
»Wie fanden Sie mein Gedicht?«, erkundigte er sich.
Sie trank einen Schluck Wasser. »Gut geschrieben«, antwortete sie, ohne zu verraten, wie sehr sein Gedicht sie berührte und dass sie nach dem erneuten Lesen einige Male in ihr Kissen geschluchzt hatte. »Wieso haben Sie Silas so lange nicht gesehen?«, wollte sie wissen.
»Meine verstorbene Exfrau ist mit ihm abgehauen«, erklärte er mit eisiger Stimme.
Aha, dachte Jordan, die nun auch die Antwort auf die Frage kannte, die sie sich beim Hereinkommen gestellt hatte.
»Ich habe fünf Jahre lang nach ihm gesucht«, fuhr Solomon im selben kühlen Tonfall fort. »Schließlich kam heraus, dass er bei seiner Tante irgendwo in Mississippi war. Seine Mutter hatte ihn dort zurückgelassen. Sie liebte sich selbst mehr als ihr Kind.«
Seine Miene verriet keine Spur von Bedauern oder Trauer, aber ihr war nicht entgangen, dass seine Guinevere nicht mehr lebte.
»Also«, begann sie, um wieder auf sein Angebot zu sprechen zu kommen, »wie dachten Sie, könnten wir
zusammenkommen
?«
Unter seinem schwarzen Schnurrbart verzog er die Lippen zu einem spöttischen Grinsen. »Ich zahle Ihnen dreißig Dollar die Stunde«, sagte er dann, wobei er den Blick auf ihre Brüste senkte.
Jordan holte unsicher Luft. Meinte er das ernst, oder gab er sich absichtlich so rüde? Dreißig Dollar Stundenlohn waren ein äußerst großzügiges Angebot, es sei denn, sein dreistes Starren sollte bedeuten, dass er mehr erwartete. So musste es sein. Sie wurde wütend. Mit einem Satz sprang sie auf und funkelte ihn von oben herab böse an. »Sie sagten, Sie bräuchten eine Lehrerin für Silas«, rief sie ihm vorwurfsvoll ins Gedächtnis und wollte an ihm vorbeistolzieren.
Schnell wie eine Falle, die zuschnappt, packte er ihr Handgelenk und stand ebenfalls auf. Nun lagen nur noch Millimeter zwischen ihrem bebenden Busen und seiner breiten Brust. Jordan wurde schwindelig, als der vertraute Moschusgeruch sie einhüllte. »Interessante Unterstellung«, murmelte er und ließ dabei den Blick zu ihrem Mund wandern. »Aber warum sollten Sie sich unter Wert verkaufen? Ich bin sicher, Ihr Marktwert ist um einiges höher.«
»Oh!«, platzte es aus ihr heraus, während ihr von Kopf bis Fuß ganz heiß wurde. »Sie …« Sie suchte nach einem Wort, um ihrem Ärger Ausdruck zu verleihen. »… Sie Arschloch.«
Angesichts des Schimpfworts zog er spöttisch eine Braue hoch, setzte dann jedoch eine ernste Miene auf. »Dass mein Sohn nicht lesen kann, nehme ich sehr ernst«, erklärte er. »Und ich schrecke auch nicht vor Bestechung zurück, um zu verhindern, dass Sie das Land verlassen.«
Bestechung? War das der einzige Grund für sein großzügiges
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