SEAL Team 12: Gefährliche Suche (German Edition)
für sich behalten.
Sie stand auf und holte seinen Notizzettel, der am Kühlschrank klebte. Er hatte die Wegbeschreibung zu seinem Haus aufgeschrieben, aber natürlich keine Telefonnummer. Offenbar musste er ihr die Sache noch schwerer machen, noch demütigender.
Eine Stunde später fuhr sie, immer seinen Anweisungen folgend, in Richtung Virginia Beach. Die Sonne stand im Rückspiegel, und sie redete sich ein, ihre Entscheidung habe nichts mit dem Mann selbst zu tun. Sicher, er sah gut aus. Die Frau, die das nicht bemerkte, musste schon tot sein. Aber er war auch extrem nervig. Und er gefiel ihr längst nicht so gut, als dass sie ihr mühsam gekittetes Herz seinetwegen aufs Spiel setzen würde.
Mit ihrem Nissan bog sie in eine schicke Wohnsiedlung am Wasser ein und registrierte mürrisch die Eichen und Magnolien vor den großen Häusern zu beiden Seiten der Straße. Wenn er es sich leisten konnte, hier zu wohnen, konnte er doch auch ein Kindermädchen in Vollzeit anstellen, murrte sie im Stillen, während sie sich dem letzten Haus in einer Sackgasse näherte.
Fahren Sie zur Hinterseite
, hatte er geschrieben.
Was sollte denn dort sein, fragte sie sich, etwa ein Dienstboteneingang?
Dann entdeckte sie seinen Truck unter dem Carport, parkte ihren Wagen daneben und folgte einem Fußweg zum Hintereingang, wo sie anklopfte und wartete.
»Hallo?!«, kam ein Junge im Teenageralter fragend an die Tür.
»Ich suche Solomon McGuire«, antwortete Jordan, ärgerlich darüber, dass die Anweisungen nicht genauer waren.
»Oh, der wohnt unten am Hafen«, sagte der Junge.
Am Hafen.
»Er hat früher mal hier gewohnt, aber jetzt zahlt er nur noch die Miete für den Pier.«
Pier.
Mit wachsender Sorge nahm Jordan einen Fußweg den Hügel hinunter, weg vom Haus und auf einen Pier zu. Er ragte in einen Wasserarm hinein, der in der Abenddämmerung violett glitzerte. Flatternd landete ein Fischadler in den knorrigen Überresten eines Baumes, und im Sumpfgras zirpten Grillen. Die Wasseroberfläche kräuselte sich, als ein Fisch hochsprang.
Und da, am Kai vertäut, lag ein Hausboot namens
Camelot.
Es glänzte wie neu, obwohl das Design auf ein älteres Baujahr schließen ließ. In den unterschiedlich geformten Fenstern leuchtete warmes Licht.
Eine Schande, nun hatte sie den ganzen Weg umsonst zurückgelegt.
Jordan wandte sich ab. »Wo wollen Sie denn hin?«, hörte sie da eine Stimme, bei deren Klang sich ihr die Nackenhaare sträubten. Sie drehte sich wieder um und entdeckte ihn auf einem höher gelegenen Teil des Bootes, wo er an der Reling lehnte, als hätte er dort auf sie gewartet.
»Ich hab’s nicht so mit dem Wasser«, rief sie und machte erneut kehrt.
Ein Rascheln, gefolgt von einem dumpfen Aufprall, verrieten ihr, dass er vom Boot gesprungen war und ihr nachkam. Sie musste gegen den Drang ankämpfen, die Beine in die Hand zu nehmen.
»Sie dürfen noch nicht gehen«, meinte er und schloss in einem Tempo zu ihr auf, bei dem ihr die Luft wegblieb. Im nächsten Moment fasste er sie beim Ellbogen und wirbelte sie herum. »Kommen Sie schon, das Boot wird nicht untergehen.«
»Ich werde seekrank«, fügte sie hinzu. Seine Berührung beunruhigte sie.
»Sehen Sie hier vielleicht irgendwelche Wellen? Sie werden nicht mal merken, dass Sie auf einem Boot sind.«
Sie riss ihren Arm aus seinem festen Griff los. An seine körperliche Stärke erinnert zu werden, machte sie unversehens wütend. »Wo ist Silas?«, presste sie zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor. Schließlich war sie des Kindes wegen hergekommen – und in der Hoffnung, ihre Rechnungen bezahlen zu können.
»Er schläft.« Das sagte der Mann dermaßen erschöpft und erleichtert, dass ihre Wut auf der Stelle verflog. »Bitte, kommen Sie rein, dann besprechen wir, wie wir am besten zusammenkommen.«
Jordan spitzte in Anbetracht seiner merkwürdigen Wortwahl die Ohren. Dann beäugte sie das Hausboot. Es sah tatsächlich nicht so aus, als könnte es untergehen, und schaukelte im stillen Wasser der schmalen Bucht auch kein bisschen. »Gut«, meinte sie mit einem Nicken. »Aber wenn mir schlecht wird, gehe ich wieder.«
Er lief ihr voraus über den breiten Kai, stieg eine mit einer Reling versehene Gangway hinauf und streckte ihr hilfsbereit eine Hand hin. Da sie es lieber vermied, ihn zu berühren, ignorierte sie seine Geste und ging mit forschen Schritten an Bord. »Wieso dieser Name für Ihr Boot?« erkundigte sie sich. Das Deck glänzte sauber.
Er grinste
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