SEAL Team 12: Gefährliche Suche (German Edition)
Duschwasser weiter auf sie herunterprasselte.
Zu seiner eigenen Bestürzung merkte Solomon, wie Beschützerinstinkte und zärtliche Gefühle in ihm aufkamen, und er fragte sich, warum das so sein mochte. Ließ er sich bei Jordan so weit auf offene See hinaustreiben, dass ihm das rettende Ufer schon egal war? Er ermahnte sich, auf Distanz zu ihr zu gehen, bevor er noch eine Enttäuschung erlebte.
Nicht, dass Jordan wie Candace gewesen wäre, eine Frau, bei der sich alles um sie selbst drehte und der ein Mann nicht genügte. Jordan war bestimmt treu, keine Frage, solange ihr Mann sie nur gut behandelte. Für einen kurzen Moment sah Solomon sich selbst in dieser Rolle. Silas hätte dann Mutter und Vater, vielleicht sogar einen Bruder, falls die Sache mit Miguels Adoption klappte.
Doch sofort verbat er sich derlei Vorstellungen wieder. Liebe gab es nur im Märchen. Das hatte er selbst immer wieder unter Beweis gestellt und seine Freundinnen sang- und klanglos verlassen, ohne noch einmal zurückzublicken und froh darüber, sie wieder los zu sein. Auch bei Jordan würde das nicht anders sein, sobald sein Verlangen nach ihr nachließe. Und wenn es erst einmal so weit wäre, würde er derjenige sein, der Schluss machte und dafür sorgte, dass ihm nicht das Herz gebrochen wurde.
»Erzähl mir von deiner Kindheit, Solomon«, flüsterte Jordan Stunden später, als sie, eng miteinander verschlungen, in seinem Kapitänsbett lagen, dessen Laken nach geteilter Leidenschaft dufteten.
Er brummte ausweichend. »Das ist keine sehr schöne Geschichte.«
Das hatte sie sich bereits gedacht. »Erzähl schon«, drängte sie ihn trotzdem.
Seufzend drehte er sich um, sodass sich ihre Hüften und Nasen fast berührten.
»Mein Vater war Fischer, und da er vor allem Makrelen vor der Küste fing, die meiste Zeit über nicht da. Meine Mutter arbeitete als Lehrerin und liebte besonders die Epoche der Romantik. Während wir darauf warteten, dass mein Vater vom Fischen heimkam, las sie mir immer aus Büchern vor. Und eines Winters dann kehrte er nicht nach Hause zurück.«
»Wie alt warst du damals?«, flüsterte Jordan.
»Acht. Meine Mutter hat ihn sehr vermisst und ist infolgedessen mit der Zeit verrückt geworden.«
»Willst du damit sagen, dass sie den Verstand verloren hat?«
»Aye.«
»Oh, Solomon!« Jordan stellte ihn sich vor und entdeckte Parallelen zu Silas. Solomon musste sich wie eine Waise vorgekommen sein, als hätte er beide Elternteile verloren. »Was ist dann mit ihr geschehen?«
»Sie hat schließlich zu viel Valium genommen«, antwortete er mit ausdruckslosem Tonfall.
»Oh nein!« Sie legte einen Arm um ihn und stellte überrascht fest, dass er ihre tröstende Geste widerspruchslos zuließ.
»Ich bin dann zu meinen Großeltern gekommen«, fuhr er kurz darauf fort. »Sie betrieben in Camden ein Geschäft, in dem ich vom ersten Tag an nach der Schule gearbeitet und zum Beispiel die Regale aufgefüllt oder den Boden gefegt habe. Wenn ich lesen wollte, musste ich mich wegschleichen. Sie hielten so etwas für Zeitverschwendung. Außerdem bin ich geschwommen«, erinnerte er sich. »Das Wasser war so kalt, dass sich die Bucht von Coronado dagegen wie eine Badewanne angefühlt hat.«
»Liegt das in Kalifornien?«
»Ja, dort bin ich zum SEAL ausgebildet worden«, bestätigte er. »Ich war damals ein verweichlichter Bücherwurm, der die strengste Auslese der Welt überstehen wollte. Das Einzige, was für mich sprach, war die Tatsache, dass ich gut schwimmen und bei den Übungen im Wasser glänzen konnte. Alles andere musste ich mir hart erarbeiten.«
Sie drückte mit den Fingern auf seinem muskulösen Oberarm herum. »Fühlt sich so an, als hättest du sehr hart gearbeitet.«
»Aye«, nickte er. »Erkennst du die Ironie?«, fügte er hinzu.
»Welche Ironie?«
»Dass meine Stärke deine Schwäche ist. Du hast Angst vor Wasser«, stellte er fest.
»Ich wäre ja auch fast ertrunken«, erklärte sie. »Und das auch noch in einem so flachen Teich, dass ich eigentlich darin hätte stehen können. Aber ich bin total in Panik geraten. Als meine Schwester mich schließlich aus dem Wasser zog, habe ich nicht einmal mehr geatmet. Also musste sie Mund-zu-Mund-Beatmung machen, woraufhin ich mich auf sie erbrochen habe.«
Er knurrte belustigt. »Ist das die Schwester, der die Pferderanch gehört?«
»Jillian, ja, ich mache mir Sorgen um sie.« Jordan klang nachdenklich. »Sie ist mit zwei Kindern und schwanger Witwe geworden. Ich
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