SEAL Team 12: Geheime Lügen (German Edition)
übersprang.
Es wäre so viel einfacher gewesen, einen Mann wie Dean Cannard zu lieben.
Seine Lippen fühlten sich kühl und fest an, aber sein Kuss berührte sie nicht. Es tröstete sie höchstens, einen anderen Menschen zu berühren, um sich nicht mehr ganz so verloren zu fühlen. Mit einem Seufzen sank sie auf die Fußsohlen zurück, öffnete die Augen und versuchte, ihre Enttäuschung zu verbergen.
»Ich muss los « , sagte er traurig.
»Ja .« Sie trat zurück. »Danke für den Baum .«
»Gern geschehen. Ich komme dann heute Abend wieder. Oh, fast hätte ich’s vergessen.« Er suchte etwas in der Innentasche seiner Jacke. »Ich habe Ihnen Ihre Post mitgebracht .«
»Danke .« Dabei hatte sie sich schon auf einen Spaziergang zum Ende der Auffahrt gefreut, um sie selbst zu holen, aber nun denn.
»Gut, dann bis heute Abend .« Er winkte zum Abschied, sprang in seinen Streifenwagen und brauste davon.
Sara blätterte gelangweilt den Stoß Post durch. Das meiste war Reklame. Doch plötzlich fiel ihr ein Briefumschlag auf. Sie zog ihn aus dem Stapel und schnappte nach Luft, als sie den Absender erkannte: Hannah Lindstrom! Warum sollte sie ihr schreiben? Oder war etwas mit Chase passiert?
Sara riss den Umschlag mit klopfendem Herz auf. Als sie dann den Brief entfaltete, fiel etwas heraus. Sie bückte sich, um es aus dem schneebedeckten Gras aufzuheben, und erkannte, dass es zwei Flugtickets waren. Eines für sie und eines für Kendal von Tulsa nach Norfolk.
Um herauszufinden, was es damit auf sich hatte, begann Sara den Brief zu lesen.
Ich weiß aus sicherer Quelle, dass Chase Sie liebt!
Kommen Sie, und heißen Sie ihn zu Hause willkommen. Ich hole Sie am Flughafen ab. Mit besten Grüßen, Hannah
Sara stand fast zwanzig Minuten lang reglos da. Chase liebte sie? Wie konnte Hannah sich da so sicher sein? Sie war es offensichtlich zumindest so sehr, dass sie eine Menge Geld für eine Flugreise ausgab.
Tränen der Hoffnung, Angst und Erleichterung liefen Sara über die Wangen. Würde sie es tun? Konnte sie es riskieren, ein zweites Mal abgewiesen zu werden, wenn Chase sie gar nicht wirklich wollte?
Sie drehte sich um, und ihr Blick fiel auf die Gräber von Chase’ Familie. Sie waren die sichtbare Erinnerung daran, wie kurz das Leben sein konnte. Rachel würde bestimmt darauf drängen, der Liebe noch eine zweite Chance zu geben.
Sara jauchzte. Sie hatte eine Entscheidung getroffen und rannte ins Haus, um Kendal von ihrem Vorhaben zu unterrichten.
Der arme Dean würde, wenn er an diesem Abend käme, um ihren Baum zu schmücken, nur mehr eine kurze Nachricht vorfinden.
19
»Der CO will mit dir sprechen « , informierte Luther Chase und steckte sein Handy weg. Das vierköpfige SEAL -Team und sein Pilot waren nach einem sechzehnstündigen Flug über den Luftwaffenstützpunkt Bonham in Deutschland gerade aus einer Transportmaschine des Typs C-17 Globemaster gestiegen und überquerten nun das Rollfeld des Flugplatzes in Oceana, als Luthers Telefon klingelte. Es war fünfzehn Minuten vor Mitternacht, und Chase konnte sich kaum noch auf den Beinen halten.
»Jetzt noch ?« , hakte er nach und war nach zwei Wochen in den Tropen froh, über die bitterkalte Luft.
»Ja, ich komme mit .«
Chase musterte seinen Freund von der Seite und versuchte dahinterzukommen, ob er das etwas spontan angesetzte Treffen als gutes oder eher schlechtes Zeichen deuten sollte. Vielleicht wollten ihm die Vorgesetzten für den miserabel ausgeführten Auftrag in Nigeria ja den Arsch aufreißen. Aber hatte das nicht bis nach Weihnachten Zeit?
»Ist heute nicht Heiligabend ?« , fragte er.
»Ja, in ungefähr fünfzehn Minuten « , bestätigte Luther. »Du tickst noch nach Pazifischer Zeit .«
Oh, natürlich, das erklärte auch, warum der CO zu dieser späten Stunde noch im Büro war. Der Mann arbeitete wie ein Besessener, um dem Ruf entgegenzuwirken, das Leben eines Playboys geführt zu haben – ein Leben, das von einem Tag auf den anderen durch einen Unfall, bei dem der CO entstellt worden war, ein jähes Ende gefunden hatte.
»Soll ich dich mitnehmen ?« , fragte Luther auf dem Weg zu seinem Ford F150 Pick-up-Truck.
»Ich habe mein Motorrad hier « , gab Chase zurück.
»Du wirst dir den Arsch abfrieren « , warnte Luther ihn. »Heute Nacht soll es schneien .«
»Dann werde ich wenigstens wach « , versicherte Chase ihm. Commander Montgomery würde ihn, seinem Eindruck nach, nur dann respektieren, wenn er sich absolut
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