SEAL Team 12: Geheime Lügen (German Edition)
die nach der langen Regenzeit allmählich wieder austrockneten. Er hob die Kamera vors Gesicht und gab vor, die raueren Seiten der Stadt fotografieren zu wollen, während er in Wahrheit nur etwas den Abstand zu seiner Zielperson vergrößerte.
Chase betete zu Gott, nicht in eine Falle getappt zu sein. Doch der Drogenbaron konnte unmöglich wissen, dass die Navy- SEAL s mit der CIA zusammenarbeiteten, um ihm sein Handwerk zu legen, oder etwa doch? Er richtete die Kamera auf ein Kind, das mutterseelenallein auf einer umgedrehten Bananenkiste saß, und beobachtete aus den Augenwinkeln heraus, wie Prajuk durch den Hintereingang in einem Gebäude aus Betonstein verschwand. Chase warf dem Jungen eine Münze zu und nahm erneut die Verfolgung auf.
Er fand sich in einem verwaisten Treppenhaus wider, wo ihn die Geräusche über ihm seine SIG unter dem Hemd hervorholen ließen. Leise stieg er die Treppe hinauf. Kalter Schweiß lief ihm den Rücken hinunter und bildete zwischen seinen Schulterblättern einen großen Fleck. Früher hatte er nie so geschwitzt.
Bis zu seinem letzten Einsatz war es ihm jedoch auch noch nie passiert, das Opfer zu verfehlen. Nachdem die SEAL s auf offener See seine Jacht aufgehalten hatten, waren ganze drei Schuss nötig gewesen, um den nigerianischen Waffenhändler endlich zur Strecke zu bringen.
Am oberen Treppenabsatz angekommen schlüpfte Chase durch eine Tür und landete auf einem spärlich beleuchteten Korridor. Links und rechts davon befanden sich Durchgänge mit Perlenvorhängen. Das und die stickige, von Räucherstäbchen parfümierte Luft verrieten ihm, dass er in einen von Bangkoks berühmt-berüchtigten Massagesalons geraten war.
Aber wo mochte sich Prajuk aufhalten?
Da es früher Nachmittag war, hatten die Damen noch nicht so viel zu tun. Chase spähte durch die Vorhänge hindurch, fand aber nur leere Räume vor. Schließlich führte ihn eine geflüsterte Unterhaltung zum letzten Zimmer auf der rechten Seite des Gangs. Mit dem Rücken zur Wand spähte er um den Türrahmen und erkannte Prajuk, der gerade eine Frau entkleidete.
Oh Mann, nun musste Chase auch noch warten, bis der Drogenbaron seine Freundin gevögelt hatte. Erst dann konnte er ihn umlegen, vorausgesetzt natürlich, dass Prajuk auf demselben Weg wieder verschwand, auf dem er auch in das Etablissement gekommen war.
Chase riskierte einen weiteren Blick und stellte fest, dass die Frau schwanger war. Erschrocken blickte er ihr ins Gesicht.
Was keine gute Idee war. Ihr sanftes Lächeln erinnerte ihn an Sara.
Reiß dich zusammen , rief er sich zur Ordnung. Er hatte die Interessen seines Landes zu vertreten. Und Prajuks Kartell bedrohte den gesamten Weltfrieden. So einfach war das.
Gerade wollte er sich umdrehen, als er hören konnte, was die Frau sagte. »Hast du es gespürt, Liebster? Das Baby hat sich bewegt .«
In solchen Momenten wünschte sich Chase, kein so vortreffliches Gehör zu haben. Er zog sich ins Treppenhaus zurück und versuchte, die Bilder von Prajuk mit einem Baby auf dem Arm aus seinem Kopf zu verbannen.
Dann versteckte er sich hinter einem Stapel Kisten unter dem zweiten Treppenabschnitt, wo es brütend heiß war. Während Chase wartete, wünschte er sich, Teddy wäre bei ihm.
Nach einer gefühlten Ewigkeit ging oben im Treppenhaus die Tür auf, und jemand, vermutlich war es Prajuk, kam zufrieden pfeifend die Treppe herunter. Chase’ Herz raste nun, als er mit schweißnassen Händen die Waffe erhob und abwartete, dass die Person nah genug bei ihm sein würde. Dann kam der Mann in Sicht und lief Richtung Tür, doch – Peng! Die Wucht des Treffers warf ihn gegen die Wand, an welcher er mit einer hellroten Blutspur und austretender Hirnmasse langsam zu Boden rutschte.
Chase steckte die Waffe weg und lief rasch zum Ausgang. Kaum war er in die sonnige Schwüle hinausgetreten und drei Schritte gegangen, prallte er gegen den Jungen, dem er kurz zuvor ein wenig Geld gegeben hatte. Der Kleine streckte ihm getrocknete Pflaumen in Zuckerguss entgegen, die er nun mit ihm teilen wollte.
Doch Chase schob sich nur kopfschüttelnd an ihm vorbei und wankte so schnell und unauffällig, wie es ihm in Anbetracht seines mittlerweile dröhnenden Schädels möglich war, durch die enge Gasse.
Er durfte nun keinen Schock erleiden. Wo war seine berühmte Selbstbeherrschung? Am ganzen Leib zitternd warf er ständig Blicke über die Schulter und hastete zum Hotel, um im nächsten Moment nicht auf die Straße kotzen zu
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