SEAL Team 12: Geheime Lügen (German Edition)
aufgeblieben und hatte sich den Kopf über das überall im Zimmer herumliegende Propagandamaterial zerbrochen. Der Gedanke, dass der Inhalt des Waffenschranks irgendeinem Endsieg zugeführt werden sollte, ließ sich einfach nicht abschütteln.
Dem dreiseitigen Flyer zufolge, den er gerade studiert hatte, gehörten Linc und seine Kumpanen zu einer Organisation namens »Fist of Righteous Americans « , einer Untergruppierung der National Socialist Party. Offenbar hatten sie sich die Mühe gemacht, solche Broschüren zu veröffentlichen, um innerhalb der Partei aufzusteigen – auch wenn man ein direkter Nachfahre von einem der ersten weißen Pioniere sein musste, die sich in Oklahoma niedergelassen hatten, um Mitglied zu werden. Sämtliche Mitglieder hatten sich die Haare bis auf die Kopfhaut abzurasieren.
FOR Americans befürwortete die gewaltsame Ausweisung dunkelhäutiger Einwanderer – von Mexikanern, Afroamerikanern, Arabern – , die »den Weißen ihre hart erkämpften Arbeitsplätze streitig machten, die englische Sprache verdarben und die Bildungsstandards senkten «.
»Hurensohn « , grollte Chase und stand auf. Er tigerte in dem zugestellten Arbeitszimmer umher, um schließlich vor einer Plakette stehen zu bleiben, die Linc Sawyer als Ehrenmitglied der FOR Americans auswies. Unter seinem Namen war ein Hakenkreuz eingraviert. Ordentliches Mitglied hatte Linc nicht werden können, denn er stammte ursprünglich aus Kansas.
Chase wandte sich missmutig von der Wand ab. Keine Frage, er musste die Behörden verständigen, aber erst wenn Sara sicher auf dem Weg nach Dallas war. Allerdings hatte er es nicht sonderlich eilig damit, für ihre Abreise zu sorgen. Anders als Sara hielt Chase es für vermessen zu glauben, dass Garret nie hinter das Geheimnis um ihre leibliche Mutter kommen würde.
Wenn man andererseits bedachte, wie dringend die Skinheads an ihre Waffen wollten, waren Mutter und Sohn auf der Ranch auch nicht besonders sicher. Er wollte ihnen nur eine Atempause gönnen, damit sie etwas zur Ruhe kamen. Doch solange diese Rassisten eine Bedrohung darstellten, war er nicht in der Lage, das zu gewährleisten.
Chase musste unbedingt Lincs Truck in Gang bekommen, damit Sara aufbrechen und ihn allein mit seinen Dämonen lassen konnte. Welche Ironie des Schicksals, sogar tot stellte sein Stiefvater noch sein Leben auf den Kopf.
»Scheißkerl « , brummte er beim Gedanken an die Waffen. Nie im Leben würde er zulassen, dass sie Lincs engstirnigen Freunden in die Hände fielen, sondern falls nötig eine nach der anderen zerlegen. Doch bis er die Zeit dazu fand, musste er sie verstecken.
Kendal versteckte sich wieder einmal. »Kendal !« Mit einem entnervten Seufzen ging Sara durch die Fliegengittertür auf der Rückseite des Hauses nach draußen und rief nach ihrem Sohn.
Das Brummen eines fahrbaren Rasenmähers übertönte ihren Ruf. Chase, der eine Schneise in das Präriegras entlang der Auffahrt schnitt, rollte in ihr Blickfeld. Als er sie bemerkte, schaltete er den Motor ab und kam zum Stehen. Sie musste sich beherrschen, seinen glänzenden, von der Sonne geküssten Oberkörper nicht anzustarren, während sie auf ihn zuging. Wegen der Hitze hatte er sein Hemd ausgezogen und war von der Taille an aufwärts nackt. Obwohl es im Haus etwas kühler war, hätte sie es ihm am liebsten gleichgetan.
»Haben Sie Kendal gesehen ?« , fragte sie, wobei sie nach ihrem Sohn Ausschau hielt.
Chase schien jedoch nur ihre etwas rußverschmierte Wange zu interessieren. »Haben Sie sich am Kamin zu schaffen gemacht ?« , erkundigte er sich.
»Ihn ausgefegt « , korrigierte sie ihn. »Wo ist Kendal? Ich habe ihm heute Morgen gesagt, dass er im Haus spielen soll .«
»Man kann einen Jungen nicht einsperren, Sara « , ermahnte Chase sie freundlich. »Er ist dort drüben bei den Bäumen .« Er deutete mit dem Kopf in die Richtung.
Sara stellte sich auf die Zehenspitzen, um über das noch ungemähte Gras zu spähen. »Was macht er denn da ?« , fragte sie besorgt.
»Sich wie ein Junge verhalten, nehme ich an« , gab Chase zurück.
Seufzend wandte sie sich ihm wieder zu. »Sie finden, ich bemuttere ihn zu sehr, nicht wahr ?«
»Es kann nicht schaden, ihm ein bisschen mehr Freiraum zu lassen « , antwortete er gedehnt.
»Ich mache mir bloß Sorgen, dass die Hausbesetzer zurückkommen könnten « , erklärte sie.
Chase lächelte schwach. Mit der Waffe, die aus dem Bund seiner Tarnhose lugte, sah er ganz so aus, als könnte
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