SEAL Team 12: Geheime Lügen (German Edition)
sie hätte die Möglichkeit, Chase vor der Gefahr zu warnen, der er nun begegnen würde.
Sie zwang sich, etwas zu sagen, und überspielte dabei das Zittern in ihrer Stimme. »Vielleicht sollte ich besser zur Tür gehen. Dann kann er die Gewehre auf der Veranda ablegen « , schlug sie vor.
»Und was dann ?« , konterte Will. »Sollen wir Sie gehen lassen? Damit Sie auf der Stelle zur Polizei rennen ?«
»Das würde ich nicht « , teilte sie ihm wahrheitsgemäß mit. »Ich habe Ihnen doch gesagt, dass ich nach Texas will .«
Will beobachtete Chase durch ein Astloch in dem vernagelten Fenster, ließ die Fingerknöchel knacken und dachte nach.
Wieder ertönte ein energisches Klopfen.
»Ich hol sie « , bot sich Les an, der mit der Waffe in der Hand aus dem Schatten des dunklen Hinterzimmers auftauchte.
Will hielt ihn mit einem einzigen Wort auf: »Nein .« Dann wandte er den Kopf und sah Sara an. »Sie geht zur Tür .«
Saras Erleichterung verpuffte augenblicklich, als er ergänzte: »Und wenn sie ihn nicht dazu bringt, die Waffen auf der Veranda abzulegen, erschießen wir sie beide. Also los !« Er nickte mit dem Kopf zur Tür.
9
Sara erhob sich mit wackligen Beinen. Während sich die Skinheads ins Halbdunkel des Hauses zurückzogen, ging sie zur Haustür und machte auf. Im nächsten Moment stand sie Chase gegenüber, der mehr als ein halbes Dutzend Gewehre über der Schulter trug. Irgendwie schaffte er es, sie gleichzeitig anzusehen und an ihr vorbeizublicken, wobei seine Augen im Dämmerlicht leuchteten.
»Hi « , sagte sie und bekam mit ihrer allzu fröhlichen Stimme sofort seine volle Aufmerksamkeit. »Legen Sie einfach die Waffen hier ab, dann können wir von hier verschwinden .«
Adrenalin schien aus jeder seiner Poren zu dringen. Er war mehr als nur auf eine Konfrontation gefasst, er brannte darauf, dem Gegner ordentlich den Arsch zu versohlen, nur dass sie direkt zwischen den feindlichen Linien stand. »Legen Sie sie hin « , wiederholte Sara nachdrücklich, »und wir gehen von hier weg .« Lebend , fügte sie in Gedanken hinzu.
Zu ihrer großen Erleichterung bückte er sich, und die Gewehre fielen klappernd auf die Holzdielen der Veranda.
Dann richtete er sich auf, ergriff ihre Hand und zog sie mit sich zurück zum Wagen, wobei er darauf achtete, sie mit seinem Körper vor dem Haus abzuschirmen, als er ihr die Beifahrertür aufhielt. Er ging um den Wagen herum, nahm die Maschinenpistole vom Sitz und stieg ein.
Noch ehe die Fahrertür richtig zu war, setzte er schon auf der Auffahrt zurück.
Saras pochendes Herz wurde vom Motor übertönt, der aufjaulte, als Chase Gas gab. Dann fand er Platz, den Wagen zu wenden, und sie ließen das Farmhaus mit atemberaubender Geschwindigkeit hinter sich.
Erst nach mehreren Meilen drosselte Chase das Tempo. Urplötzlich fuhr er rechts ran, zog die Handbremse und packte sie bei den Oberarmen. Seine Hände fühlten sich heiß auf ihrer Haut an. »Sagen Sie mir, dass diese Scheißkerle Ihnen nichts getan haben « , verlangte er schroff.
»Es geht mir gut « , versicherte sie ihm, obwohl ihr von der Anspannung jeder Muskel im Leib wehtat. »Wo ist Kendal ?«
»Bei meiner Nachbarin, Mrs Goodner. Ich fahre Sie hin .«
Sie konnte spüren, wie sehr er immer noch vor Wut kochte. »Sie fahren da nicht noch mal hin, Chase « , sagte sie, denn sie ahnte, dass er genau das vorhatte. »Ich habe den Anführer der Gruppe kennengelernt – Will, ein ehemaliger Army Ranger und Vietnam-Veteran « , berichtete sie rasch. »Er ist davon überzeugt, einen Krieg zu führen. Sie können da nicht wieder hin. Die sind zu dritt und Sie ganz allein, jemand wird dabei zu Tode kommen .«
Es war gerade noch hell genug, um zu sehen, wie Chase’ Kiefermuskeln arbeiteten, als er sie losließ und sich zurücklehnte.
»Rufen Sie die Polizei « , drängte sie ihn. »Ich bin jetzt egal, Sie müssen die Behörden verständigen. Will hat Pläne. Es sagte was von … einer Lektion, die er den liberalen Nieten erteilen wolle, damit sie sich endlich um ihresgleichen kümmern .« Sie schüttelte verwirrt den Kopf. »Was auch immer das heißen mag .«
Chase zog das Gummiband ab, das seinen Pferdeschwanz zusammenhielt. Seine welligen Haare fielen ihm auf die Schultern und verliehen ihm ein wildes Aussehen. Er verharrte still und regungslos, als meditierte er über die bevorstehende Jagd.
»Bitte, Chase « , flehte Sara. »Ich hasse Gewalt. Und ich will nicht, dass Ihnen etwas zustößt .« Tränen
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