SEAL Team 12: Geheime Lügen (German Edition)
traten ihr in die Augen.
Er sah sie an und fluchte. »Sie erwarten von mir, dass ich mich einfach verdrücke ?« , fragte er ungläubig. »Die haben meinen Hund umgebracht « , knurrte er, »sind in mein Haus eingebrochen und haben Sie und Kendal in Angst und Schrecken versetzt, verdammt noch mal. Und Sie wollen, dass ich das alles einfach auf sich beruhen lasse ?«
Zu hören, dass Jesse tatsächlich tot war, brachte sie ins Wanken. »Sagen Sie mir nicht, dass Kendal ihn gefunden hat « , bat sie inständig.
»Doch, das hat er« , sagte Chase bissig. »Ändert das für Sie irgendwas ?«
Sara kämpfte mit widerstreitenden Gefühlen. Als Mutter wollte sie den Skinheads beim Gedanken an das, was ihr Sohn durchgemacht hatte, eine Lektion erteilen, die sie niemals vergessen würden. Daher war sie versucht, Chase auf sie loszulassen.
Aber wie furchtbar wäre es andererseits, wenn er dabei verletzt werden würde?
»Verständigen Sie einfach die Polizei, Chase « , flehte Sara ihn an. »Lassen Sie die das regeln, bitte .«
Er runzelte vor Anspannung die Stirn. Sara hielt den Atem an. Das hier war ein entscheidender Moment. Nun würde sie sehen, aus welchem Holz er geschnitzt war. Plötzlich langte Chase über ihre Knie und nahm sein Handy aus dem Handschuhfach. Als sie zusah, wie er die leuchtenden Tasten drückte, stieß sie vor Erleichterung einen stummen Seufzer aus.
»Notrufzentrale. Wollen Sie einen Notfall melden ?«
Kurz und präzise teilte Chase mit, wo die FOR Americans zu finden war, und warnte davor, dass die Rassisten bewaffnet sein würden. Statt seinen Namen zu nennen, gab er an, anonym bleiben zu wollen. Was er natürlich aus Rücksicht auf Sara tat. Er wollte nicht, dass ein Haufen Polizisten über seine Ranch herfiel und lästige Fragen stellte.
»Holen wir Kendal « , sagte Chase, nachdem er aufgelegt hatte. Er klang jetzt ganz ruhig und blickte auch nicht mehr so finster drein. Es sah ganz so aus, als wollte er dieses Erlebnis hinter sich lassen.
»Danke « , flüsterte sie und sank erschöpft in ihren Sitz zurück.
Chase war schweißgebadet. Seine Oberschenkel brannten, während er in der Hoffnung, so seine aufgestaute Energie abbauen zu können, im Dunkeln die gut eine halbe Meile lange Auffahrt auf und ab rannte.
Jesse war tot. Sie hatten ihn kurz vor dem Einsetzen des Regens unter dem Hickorybaum begraben.
Anstelle von Tränen, die zu vergießen er nicht in der Lage war, rann Regenwasser über Chase’ Wangen. Er wünschte sich, weinen zu können, sei es nur um den Druck loszuwerden, der auf seiner Brust lastete.
Vor der Haustür zog er die klatschnassen Laufschuhe aus und schlüpfte leise ins Haus, um Sara und Kendal nicht zu stören. Doch Sara saß im Schneidersitz auf dem Sofa und erwartete ihn bereits. Also schloss er die Tür vor dem draußen niederprasselnden Regen.
Sie trug das Nachthemd, das sie sich in Memphis gekauft hatte, und auf ihrem sauberen Gesicht lag nicht der kleinste Hauch von Make-up. Im Schein der Lampe wirkten ihre Augen geschwollen und blutunterlaufen. Dennoch, aus irgendeinem Grund fand Chase sie anziehender als je zuvor.
»Geht’s Ihnen gut ?« , fragte er noch von der Tür aus.
»Ich möchte mit Ihnen reden « , erklärte sie.
Der Zeitpunkt dafür war denkbar schlecht, denn immer noch zirkulierte zu viel Testosteron durch sein Blut. Er wollte Rache und Sex, die Reihenfolge war ihm egal.
Doch Sara hatte seinetwegen die Hölle durchgemacht. Da war es das Mindeste, sie zu beruhigen. »Gönnen Sie mir eine Dusche « , hielt er sie hin, fischte dann frische Boxershorts sowie eine Jogginghose aus seinem Seesack und verschwand im Badezimmer.
Die kalte Dusche half ihm, seine innere Erregung etwas abzubauen. Anschließend warf er seine durchnässten Klamotten in den Wäschekorb und kehrte in Jogginghosen ins Wohnzimmer zurück. Sara kam im selben Moment mit zwei dampfenden Bechern aus der Küche.
»Kamillentee « , sagte sie und ließ den Blick dabei über seine nackte Brust gleiten. »Der hat ziemlich lange im Küchenschrank gestanden, aber ich glaube nicht, dass Tee schlecht wird, oder ?«
Da sie bei der Frage nervös klang, holte er ein T-Shirt aus seinem Seesack und zog es über, ehe er ihr den Becher abnahm. Außer in asiatischen Restaurants, trank er eigentlich nie Tee. »Danke .«
Er setzte sich ans eine Ende des Sofas und war entnervt, als Sara sich direkt neben ihm niederließ. Sie roch nach Seife und in der Sonne getrockneter Baumwolle. In Anbetracht
Weitere Kostenlose Bücher