SEAL Team 12: Geheime Lügen (German Edition)
sie schnell erfahren, wie wenig heldenhaft er sein konnte.
Er sah zu, wie Sara sich abwandte, die Becher nahm und sie in die Küche trug. Als sie das letzte Mal an ihm vorbeikam, schenkte sie ihm ein süßes, trauriges Lächeln, das sein Verlangen nach ihr nur noch mehr anfachte.
Kaum war sie außer Reichweite, warf er sich mit finsterer Miene aufs Sofa.
Heldenhaft hatte ihn noch nie jemand genannt.
Irgendwie machte es einen Mann verlegen.
Er griff nach der Lampe und schaltete das Licht aus. Kaum hüllte ihn die Dunkelheit ein, vermisste er die Gesellschaft seines treuen Hunds. Ihm war schwer ums Herz, aber weinen konnte er noch immer nicht.
Frances Yates zerteilte ein Stück Honigmelone mit ihrer Gabel und hob den Leckerbissen zum Mund. Sie war seit dem Verschwinden ihrer Tochter bedenklich dünn geworden. Erst am Vortag hatte ihr Hausarzt deswegen mit ihr geschimpft, aber mal ehrlich, wie sollte ihr nicht der Appetit vergehen, wenn Sara und Kendal, ihrem einzigen Enkel, womöglich etwas Furchtbares zugestoßen war?
Marvin, der ihr mit dem Rücken zum Golfplatz ihrer Seniorenwohnanlage gegenübersaß, schien mit denselben Schwierigkeiten zu kämpfen zu haben.
Als es an der Tür klingelte, war sie erleichtert, endlich vom Tisch aufstehen zu können. »Noch mehr gute Wünsche « , rief Frances Marvin zu, der inzwischen stocktaub war. Sie stand vorsichtig auf, damit sie nicht das Gleichgewicht verlor.
Marvin tupfte sich derweil mit einer Serviette das Kinn ab und erhob sich ebenfalls, um ihr auf den Korridor zu folgen.
In Erwartung eines Blumengestecks oder eines ihr bekannten, Mitgefühl bekundenden Gesichts öffnete Frances die Tür. So ziemlich jeder aus ihrem bewachten Wohnviertel war vorbeigekommen, um ihr Zuspruch zu geben und Trost zu spenden. Daher brauchte Frances einen Moment, um ihren Schwiegersohn zu erkennen, der nicht gerade sehr gepflegt wirkte. Sein marineblaues Jackett hatte Knitterfalten, und seine Haare waren zerzaust.
Der einzige Grund, warum er persönlich nach Florida kommen sollte, waren schlechte Nachrichten. »Oh, um Himmels willen, nein !« , schrie Frances auf, hob eine Hand an die Brust und stolperte gegen ihren Mann, der inzwischen hinter ihr an der Tür stand. »Man hat sie gefunden « , riet sie.
Bartholomews dunkle Augen wurden schmal, als er mit seltsam teilnahmsloser Miene ihre Bestürzung registrierte. Mit diesem Blick musterte er auch Marvin, der schützend den zerbrechlichen Arm seiner Frau umfasste. »Nein « , sagte ihr Schwiegersohn, während er an den beiden vorbei in den Flur spähte.
»Was ist denn los ?« , rief Marvin.
»Ich weiß es nicht « , antwortete Frances, die Garrets Benehmen seltsam fand. »Bitte, komm doch rein .« Sie wies in Richtung Wohnzimmer, woraufhin ihr Mann zurücktrat, damit ihr Besucher sich unter dem Türsturz hindurchducken und die Wohnung betreten konnte.
Garret nahm sehr aufrecht in Marvins Lieblingslesesessel Platz. Mit seinen dunklen Augen blickte er hierhin und dorthin, als suchte er etwas.
Marvin half Frances, sich auf dem Sofa niederzulassen, und setzte sich neben sie. »Hast du Neuigkeiten für uns ?« , presste sie hervor. Sie hatten achtundvierzig Stunden nach Saras und Kendals Verschwinden mit ihm telefoniert, trotz einiger hinterlassener Nachrichten auf seiner Mailbox, seitdem jedoch nichts mehr von ihm gehört.
»Nein « , sagte er tonlos. »Nichts Neues. Die Behörden fragen sich schon, ob es überhaupt eine Entführung war .«
»Aber was soll es denn sonst sein ?« , fragte Frances verständnislos. »Vielleicht war der Entführer bloß nicht auf Geld aus .« Womöglich wollte er die beiden nur missbrauchen und umbringen und ihre Leichen sonst wo abladen . »Du meine Güte « , stöhnte sie, als sie einen Schwindelanfall bekam, der durch ihre Gleichgewichtsstörungen noch schlimmer ausfiel.
Bartholomew betrachtete sie gleichgültig. »Ich gehe besser wieder « , verkündete er und stand unversehens auf.
»Aber du bist doch gerade erst gekommen « , protestierte Frances. »Möchtest du etwas trinken ?« Ihr fiel auf, dass sie ihm schon früher etwas hätte anbieten müssen.
»Nein, danke .« Er ging geradewegs zur Tür. »Ich wollte nur sehen, wie ihr zurechtkommt « , murmelte er und kehrte ihnen den Rücken zu. »Es tut mir leid, dass ich keine besseren Neuigkeiten habe .«
Frances und Marvin rappelten sich auf und gingen ihrem Schwiegersohn zur Tür nach, um ihn zu verabschieden. Der war allerdings bereits die
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