SEAL Team 12: Geheime Lügen (German Edition)
die Steine in ihre nackten Fußsohlen bohrten, zuckte sie vor Schmerz zusammen. Er hätte sie eigentlich sehen müssen. Normalerweise entging nichts seiner Aufmerksamkeit.
»Chase !« , rief sie, während er die Waffe senkte, um sein Ziel anzuvisieren.
Er wandte den Kopf zu ihr um. Und als sie seinen Gesichtsausdruck bemerkte, geriet sie ins Stocken und hätte es sich am liebsten noch einmal anders überlegt.
Er sah wütend aus, verdammt wütend. Wenn er es auch nicht unbedingt auf sie war, da sein Blick bewundernd an ihren wippenden Brüsten hängen blieb, die sich unter dem Stoff ihres Nachthemds abzeichneten.
Vier, fünf Meter vor ihm blieb sie stehen. »Musst du das um sieben Uhr früh machen ?« , fragte sie ihn, wobei sie versuchte, sich nicht anmerken zu lassen, wie genervt sie war. »Ich dachte schon, die Skinheads wären hier, um sich mit uns anzulegen .«
Er stellte die gefährlich aussehende Waffe mit dem Knauf nach unten auf seine Stiefelspitze. »Die Skinheads ?« , wiederholte er und zog eine Augenbraue hoch.
Sie musterte ihn. Es war nicht zu übersehen, dass er sich emotional gewappnet hatte, sein Gesicht wirkte wie versteinert, und sein Blick war undurchdringlich.
Unwillkürlich schlang Sara die Arme um ihren Leib. Die kühle und feuchte Morgenluft fuhr ihr in alle Glieder. Wie betäubt stand sie da und fragte sich angesichts seiner plötzlichen Zurückhaltung, ob sie wirklich damit gerechnet hatte, ihm auf Dauer so nahe zu kommen wie in der vergangenen Nacht. »Ist das so ausgeschlossen ?« , hörte sie sich fragen. »Die laufen doch noch immer frei herum, oder? Und können sich bestimmt denken, dass wir diejenigen waren, die sie bei der Polizei angeschwärzt haben .«
Chase hob mit einem fiesen Grinsen seine Waffe. »Die werden sich hier nicht blicken lassen « , antwortete er mit einer Stimme, bei der sich Sara die Haare auf den Armen aufstellten. Wieder visierte er die Auffahrt an.
»Lass das !« , rief sie mit erneut aufkeimendem Zorn.
Er senkte zwar den Lauf, behielt das Ziel aber weiter im Auge, als wollte er es im nächsten Moment in Stücke schießen.
»Ich wollte, dass Kendal heute mal ausschläft. Also, hör auf damit !« Sie wirbelte herum und rannte los, ohne auf die Kiesel zu achten, die sich in ihre empfindlichen Fußsohlen bohrten. Tränen trübten ihren Blick, als sie die Verandastufen hinauf und ins Haus lief. Hör endlich auf, so zu tun, als wäre nichts passiert .
Das war es, was sie wirklich auf dem Herzen hatte. Wie konnte er sich bloß vollkommen von ihr zurückziehen, nachdem er sich ihr in der letzten Nacht erst so offenbart hatte?
Sara eilte an Kendals still daliegendem Schlafzimmer vorbei und schloss sich in ihrem eigenen ein. Halb fürchtete sie, halb hoffte sie, dass Chase hinter ihr herkommen würde. Sie warf sich aufs Bett und griff sich das Kissen, auf dem Chase gelegen hatte. Es roch noch nach ihm, nach frisch geschnittenem Zedernholz. Unter ihren fest geschlossenen Lidern traten heiße Tränen hervor.
Sie hatte geahnt, dass es so enden würde. Chase mochte zwar der coole, zuverlässige Typ sein, für den sie ihn stets gehalten hatte, dennoch war er anders als andere Männer, das hatte er ihr an jenem Abend auf der Veranda klargemacht. Irgendwie war er in einem Beruf gelandet, der den meisten Menschen auf den Magen geschlagen wäre. Und er hatte sich für vier weitere Jahre verpflichtet. Ein Mann wie Chase ließ sich nicht auf eine feste Beziehung ein, arbeitete nicht auf einer Farm und gründete ganz sicher keine Familie.
Aber vielleicht doch, sobald seine Dienstzeit endgültig verstrichen war , insistierte eine unverbesserliche innere Stimme.
Sara zog die Nase hoch, setzte sich auf und wischte über ihre Wangen. Der Chase, in den sie sich verliebt hatte, war kein kalt kalkulierender Killer. Sie erinnerte sich an sein Lächeln, als sie im Wald die Hirschkuh entdeckt hatten. Und sie musste daran denken, dass er sowohl sie als auch Kendal gelehrt hatte, wieder Vertrauen aufzubauen.
Bis jetzt hatte er ihre Erwartungen noch nie enttäuscht.
Was bedeutete, dass er beizeiten zu ihnen zurückkommen würde. Daran musste sie einfach glauben.
Aber könnte sie vier quälend lange Jahre auf ihn warten? Das wäre doch vollkommen verrückt. Nein, sie brauchte nun ein Zeichen von ihm – ein Versprechen – , dass er zurückkommen würde. Zurück in ein Elternhaus, dem er eigentlich nicht schnell genug hatte entfliehen können. Ein derartiges Versprechen würde er
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