SEAL Team 12: Geheime Lügen (German Edition)
ihr nur schwerlich geben, ein Mann, der derart verschlossen war.
Doch eine Möglichkeit gab es. Er hatte, als sie intim geworden waren, ungemein viel Gefühl gezeigt. Also mussten sie sich nur noch einmal lieben, damit er sich ihr vollends öffnete. Vielleicht versprach er ihr dann die gemeinsame Zukunft, nach der sie sich so sehr sehnte.
Dean Cannard arbeite normalerweise nicht am Sonntagmorgen, aber da die Mitglieder von FOR Americans noch immer auf freiem Fuß waren und er sich bei Captain Lewis seinen Ruf wiederherstellen wollte, schleppte er sich ausnahmsweise bereits um acht Uhr ins Büro.
Diese FBI -Agentin, Hannah Lindstrom, hatte an einem Tag mehr über Willard Smith herausgefunden als er selbst in fast einer ganzen Woche. Um sein Ansehen in der Abteilung nicht zu gefährden, wollte er alles, was es sonst noch über Willard Smith herauszufinden gab, ans Licht bringen, darunter sein Vorstrafenregister, sofern überhaupt eines existierte.
Eine Tasse mit schwarzem Kaffee in Reichweite, begann er auf seiner Tastatur zu tippen, und hatte bis zum Vormittag Willards Werdegang von seiner Jugend in Stillwater, Oklahoma, bis hin zu seinen Jahren als Army Ranger rekonstruiert. Der Mann war für besondere Verdienste mit dem Bronze Star ausgezeichnet worden und hatte insgesamt zwölf Jahre lang in Vietnam und im Golfkrieg gekämpft. Nach seinem Ausscheiden im Jahr 1994 in Fort Belvoir, Virginia, war er jedoch von der Bildfläche verschwunden.
Falls er keine Vorstrafen besaß, würde er nach seiner Festnahme durch die Polizei praktisch mit einer Verwarnung davonkommen – vorausgesetzt, er wurde noch vor seiner geplanten »Machtdemonstration « geschnappt.
Im Staat Oklahoma hatte Willard eine weiße Weste. Also erweiterte Dean seine Suche auf die Datenbank von Virginia, in der er auf die Information stieß, dass Willard dort wegen eines bewaffneten Raubüberfalls gesucht wurde. »Jetzt bist du dran, Mistkerl « , brummelte der Detective vor sich hin und machte sich Notizen.
Dann klickte er, auf der Suche nach jemandem, den er in Virginia kontaktieren konnte, die Startseite der Homepage an. Während er sich Namen und Telefonnummer aufschrieb, fiel ihm plötzlich ein blinkender Link ins Auge: AMBER ALERT .
Aus berufsbedingter Neugier klickte er ihn an.
Für einen kurzen Augenblick schaute er sich die Fotos einer Mutter und ihres Sohnes sowie das Phantombild ihres mutmaßlichen Entführers an, dann schloss er die Seite wieder und kehrte zur Startseite zurück.
Erst als er sich die Telefonnummer notiert hatte, stutzte er.
Moment mal. Er vergaß niemals ein Gesicht, und diese Augen hatte er schon einmal irgendwo gesehen.
Alarmiert klickte er erneut auf den Amber-Alert-Link. Das konnte doch unmöglich Serenity Jensen sein. Die Frau auf dem Foto hatte eine unscheinbare Frisur, und ihr Gesicht war etwas verschwommen. Aber sie besaß Serenitys Augen. Oder handelte es sich bloß um einen Zufall? Angeblich gab es ja von jedem Menschen einen Doppelgänger. Dann fiel sein Blick auf den Namen der Frau: Sara Garret. Und ihr Sohn hieß Kendal.
Sara. Nun fiel der Groschen. Chase hatte diesen Namen an jenem Tag genannt, als er von Dean auf dem Handy angerufen worden war. Ganz offensichtlich hatte er mit ihrem Anruf gerechnet.
Serenitys Sohn indes hatte Dean niemals zu Gesicht bekommen. Das war verdächtig. Sie hatte anscheinend nicht gewollt, dass er den Jungen sah.
Als Nächstes nahm Dean sich das Phantombild des mutmaßlichen Entführers vor. Auch wenn der Mann einen Vollbart trug, handelte es sich eindeutig um Chase McCaffrey.
»Na, da brat mir doch einer ’nen Storch « , murmelte Dean vor sich hin, und sein Herz begann schneller zu schlagen. Von seinen ursprünglichen Recherchen abgelenkt, las er den zu den Bildern gehörenden Zeitungsartikel.
Der Fall war von den Behörden zunächst als Entführung durch einen Unbekannten behandelt worden. Später hatten sie die Ermittlungen jedoch in eine andere Richtung geführt. Inzwischen ging man davon aus, dass Sara Garret und ihr Sohn mithilfe des bärtigen Fremden freiwillig geflohen waren. Der Fall würde vermutlich bald von Amber Alert auf Kindesentziehung zurückgestuft werden.
Und Dean war verdammt froh darüber, da er andernfalls dazu verpflichtet gewesen wäre, Chase McCaffrey zu verhaften, wozu er nicht die geringste Lust verspürte. Schließlich waren sie nicht nur Schulkameraden, sondern McCaffrey hatte viel zu viel auf dem Kasten, um sich einfach so festnehmen zu
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