SEAL Team 12: Geheime Lügen (German Edition)
lassen. Zudem brauchte er seine Hilfe, da er nicht allein mit den Skinheads fertigwurde.
Dean lehnte sich zurück und studierte noch einmal die zur Verfügung stehenden Informationen. Wenn Serenity – Sara Garret – ihren Mann, immerhin Judge Advocate General der Navy im Rang eines Captains, auf diese Weise verlassen hatte, musste sie zuvor ein ziemlich furchtbares Leben geführt haben. Und es lag nicht in seiner Absicht, die beiden wieder zusammenzuführen.
Am besten würde er dafür sorgen, dass auch weiterhin niemand erfuhr, wer sie in Wirklichkeit war. Er besaß nun Herrschaftswissen, dass er zum richtigen Zeitpunkt für seine Zwecke zu verwenden gedachte. Sobald Chase das Land verlassen hätte, würde Dean ihr offenbaren, dass er die ganze Zeit über gewusst hatte, wer sie war. Anschließend würde er ihre Identität schützen und vermutlich so bei ihr punkten.
Und wenn sie ihm erst einmal vertraute, konnte er vielleicht sogar ihr Herz gewinnen.
Chase wollte mehr als alles andere in der Welt allein sein, doch er wusste nicht, wo er sich verkriechen sollte. Er kam sich so vor, als wäre er ohne Tarnanzug mit dem Fallschirm über einem Kriegsgebiet abgesprungen. Ein toter Mann, noch bevor er auch nur blinzeln konnte.
Die Schießübungen mit der MP 5 kurz zuvor hatten ihm gutgetan. Zumindest bis Sara aus dem Haus gerannt gekommen war, um mit ihm zu schimpfen, hatte die Ballerei wieder den gefühllosen Kämpfer in ihm geweckt.
Als er nun ihre Enttäuschung sah, verspürte er den Drang, diese schnellstmöglich zu vertreiben. Allerdings war ihm auch bewusst, was passieren würde, sollte er diesem Bedürfnis nachgeben. Er wäre am Ende noch viel übler dran als im Augenblick.
Und das durfte er nicht zulassen.
In den kommenden vier Jahren musste er bleiben, was er schon immer gewesen war: mehr Maschine als Mann, unnahbar und gefühlskalt. Wenn nicht, würde er daran kaputtgehen und wie viele andere Scharfschützen unter Gewissensbissen leiden. Deshalb durfte er nicht zulassen, dass sein versteinertes Herz berührt wurde und er sich erweichen ließ.
Er musste um jeden Preis verhindern, dass sich so etwas wie in der vergangenen Nacht wiederholte. Und da er sich nicht darauf verlassen konnte, die Selbstbeherrschung zu behalten, musste er Sara eben konsequent aus dem Weg gehen.
Zum Glück gab es vor seiner Abreise am Dienstag noch jede Menge zu tun. Er musste die Fensterläden streichen, den tropfenden Wasserhahn für den Gartenschlauch reparieren und das Werkzeug in der Scheune sortieren. Also sollte es ihm nicht allzu schwerfallen, sie zwei kurze Tage lang zu meiden, vor allem dann nicht, wenn die Skinheads ihre Drohung wahr machen wollten. Und am dritten Tag wäre er schließlich verschwunden.
Er kniete gerade im Unkraut neben dem Haus und werkelte mit einer Kneifzange am Wasserhahn, als Sara mit Kendal im Schlepptau auf der Veranda auftauchte. Über einer Schulter trug sie ihre neue Handtasche, in der Rechten hielt sie die Autoschlüssel des Trucks.
»Hi « , begrüßte sie ihn. Ihr freundliches Lächeln warf ihn komplett aus der Bahn. Wo war dir Enttäuschung hin, die er am Morgen noch bei ihr bemerkt hatte?
»Wohin fährst du ?« , fragte Chase und setzte sich auf seine Fersen. Sie sah umwerfend aus in ihrer Jeans, noch aufregender als jemals zuvor. Außerdem hatte sie ein wenig Make-up aufgelegt. In diesem Aufzug würde sie der ganzen Stadt den Kopf verdrehen.
»Ich bringe Kenny zu Eric, er übernachtet dort « , antwortete sie und ließ die Autoschlüssel baumeln. »Danach fahre ich zu Lowe und kaufe Stiefmütterchen für die Blumentöpfe hier. Du warst damit einverstanden, weißt du noch ?«
»Klar .« Er spürte einen kleinen Stich im Herzen. Am liebsten hätte er sie begleitet, um die Pflanzen gemeinsam mit ihr auszusuchen. Dann wurde ihm schlagartig klar, dass sie in der kommenden Nacht allein sein würden. »Wir wollten doch heute auf der Veranda schlafen und nach Rotfüchsen Ausschau halten « , wandte er sich an Kendal, der bockig die Hände in den Hosentaschen vergrub.
»Ich hab’s mir halt anders überlegt « , erwiderte der Junge, ohne ihn dabei anzusehen.
Chase hatte einen Kloß im Hals, als ihm bewusst wurde, dass Kendal aus reinem Selbstschutz handelte und sich wegen der bevorstehenden Abreise von ihm abkapselte.
»Ich bin in einer Stunde wieder hier « , sagte Sara und ging Richtung Truck. »Kommst du, Schatz ?«
Mit dem Gefühl, dass die Zeit viel zu schnell verrann, und um ihre
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