Sean King 02 - Mit jedem Schlag der Stunde: Roman
Dorothea fehlte nichts, Eddie hingegen muss irgendein Gift untergejubelt worden sein.«
»Von Dorothea habe ich noch keine vollständige Aussage«, sagte Williams.
»Sie sollten die Vernehmung schleunigst nachholen.«
»Nein, ich halte es für sinnvoller, King und Michelle Maxwell zu verständigen«, erwiderte Williams. »Sie hatten heute früh wegen Sally angerufen, bevor Dorotheas Anruf uns erreichte. Offenbar wissen sie etwas, von dem wir keine Ahnung haben.«
KAPITEL 71
Während King auf Williams’ Rückruf wartete, kam Michelle herein und balancierte dabei ein Tablett auf dem gesunden Arm.
King zog ein grimmiges Gesicht. »Eigentlich müsste ich dir Frühstück machen.«
»Hier, das wird dir gut bekommen.« Michelle schob das Tablett zurecht und erklärte ihm die Zusammensetzung des Frühstücks. »Mein berühmter Megapower-Shake, Müsli mit Bananenscheiben, und als besonderer Leckerbissen kohlenhydratarmes Brot mit Avocado-Aufstrich.«
»Woraus besteht die Power in dem Shake? Nein, sag es nicht, ich will es gar nicht wissen.« King nahm einen winzigen Schluck vom Shake und stellte ihn sofort weg. »Ich glaube, er muss noch ein bisschen chambrieren.«
»Das ist doch kein Wein, Sean!«
»Nein, allerdings nicht«, antwortete King mit Betonung und wischte sich mit einer Serviette den Mund ab. »Ich habe dich noch gar nicht fragen können, weshalb du gestern so spät bei mir aufgekreuzt bist.«
»Oh, das habe ich ganz vergessen. Aus Los Angeles hat Billy Edwards angerufen, Battles früherer Kraftfahrzeugmechaniker.«
King setzte sich auf. »Was hat er gesagt?«
Michelle erzählte ihm von dem Blechschaden am Rolls-Royce. Sie war noch nicht ganz fertig, da hatte King schon das Bett verlassen und griff nach seiner Kleidung.
»Was hast du vor?«, fragte sie verwundert.
»Wir müssen jemandem einen Besuch abstatten, und zwar sofort.«
»Wem?«
»Roger Canney.«
Als sie Canneys Villa erreichten, trafen sie dort niemanden an. Sie spähten in die dunklen Fenster und rüttelten an sämtlichen Türen, aber das ganze Haus war rundum verschlossen. Auf den Stufen der Haustür lag die Morgenzeitung. Sie standen noch in der Einfahrt, als ein Mann sich näherte, der zwei große Bassets spazieren führte – vielmehr führten die Hunde ihn spazieren.
»Er ist nicht zu Hause«, rief der Mann, der eine Basketballmütze der Maryland Terrapins trug. »Als ich vor zwei Stunden joggen war, hab ich ihn abfahren sehen.«
King warf einen Blick auf die Armbanduhr. »Ziemlich früh also.«
»Er hat mehrere Reisetaschen ins Auto geladen. Vermutlich bleibt er länger weg.«
»Welches Auto?«, fragte Michelle. »Den Beemer oder den Range Rover?«
»Den Range Rover.«
»Hat er erwähnt, wohin es gehen soll?«
»Nee. Er hat einen Kavaliersstart hingelegt, dass er mich fast überfahren hätte.«
Sie bedankten sich bei dem Mann, stiegen wieder in Michelles Wagen und fuhren los.
»Ich rufe Todd an und bitte ihn, Canney zur Fahndung auszuschreiben«, sagte King.
»Mit welcher Begründung, Sean?«
»Denk daran, wie Mrs Canney umgekommen ist.«
»Sie hatte getrunken und starb bei einem Verkehrsunfall. Aber du hast den Verdacht geäußert, es könnte Mord gewesen sein.«
»Genau. Meines Erachtens wurde sie ermordet und mit ihrem Auto in den Hohlweg gestürzt, und zwar von einem Rolls-Royce, an dessen Steuer Bobby Battle saß. Das muss vor ungefähr dreieinhalb Jahren passiert sein.«
»Du meinst, Battle hätte Mrs Canney ermordet? Welches Motiv sollte er gehabt haben?«
»Was, wenn gar nicht Roger Canney als Erster die Idee hatte, Battle zu erpressen? Vielleicht war es Mrs Canney, die Battle androhte, ihn als Vater ihres Sohnes bloßzustellen, und entweder hat Battle sich wider Erwarten nicht darauf eingelassen, oder er wurde die Erpressung leid. Später wurde Battle wegen Mrs Canneys Tod von deren Mann erpresst.«
»Aber woher soll Roger Canney gewusst haben, dass Battle hinter dem Tod seiner Frau steckte?«
»Canney ist möglicherweise über die Absicht seiner Frau, Battle zu erpressen, informiert gewesen. Es ist auch denkbar, dass ursprünglich er die Idee hatte und dass seine Frau ihm lediglich dabei geholfen hat, Battle unter Druck zu setzen. Dann kommt sie – wie günstig – ums Leben. Canney ist ein cleverer Bursche. Selbst wenn er keine faktischen Beweise für einen Mord hatte, konnte er doch zwei und zwei zusammenzählen.«
»Also wendet er sich an Battle, sagt ihm ins Gesicht, dass er nicht nur Steve
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