Sean King 02 - Mit jedem Schlag der Stunde: Roman
gezeugt, sondern auch seine Frau ermordet hat, und fordert Schweigegeld.«
King nickte. »Es wäre eine Ironie des Schicksals, wenn sich Battle, um nicht wegen eines unehelichen Kindes erpresst zu werden, durch die Ermordung Mrs Canneys in die Lage gebracht hätte, wegen Mordes erpresst werden zu können.«
»Aber hätte Battle nicht klar sein müssen, dass Canney seine Mittäterschaft bei der Erpressung einräumen müsste, hätte er sich an die Polizei gewandt und Battle des Mordes an seiner Frau beschuldigt? Er hätte doch ein glaubhaftes Motiv nennen müssen.«
»Canney hätte sich schlichtweg auf die Existenz des unehelichen Sohns berufen. Was die Erpressung betrifft, hätte er Unkenntnis vorgetäuscht und alles seiner toten Frau in die Schuhe geschoben.«
»Nett.«
»Und wie.«
»Sieht ganz so aus, als hätten wir ihn verscheucht.«
»Wollen wir hoffen, dass er noch nicht weit gekommen ist. Wir brauchen ihn, um jede Menge Informationslücken zu schließen.«
Gerade als King den Polizeichef anrufen wollte, rief Williams ihn an. King teilte ihm mit, was Sally ihm am Vorabend anvertraut hatte, und setzte ihn über seinen gegen Roger Canney gerichteten Verdacht in Kenntnis. Williams sagte zu, Canney zur Fahndung auszuschreiben, und bat King und Michelle, sich bei den Battles mit ihm zu treffen. Er weigerte sich, den Grund zu nennen, und beantwortete auch bezüglich Sallys keine Fragen.
Mit bedrückter Miene ließ King sich in den Sitz sinken. Sie ist tot.
KAPITEL 72
Als King und Michelle bei den Battles eintrafen, führten Williams und Chip Bailey sie sofort zur Stallung. Unterwegs berichtete Williams, was Sally zugestoßen war und was sich mit Eddie ereignet hatte. King wurde bleich, und er musste sich an den Zaun lehnen. Michelle stützte ihn mit ihrem heilen Arm.
»Du darfst jetzt nicht zusammenklappen.«
»Das Messer, mit dem Sally getötet wurde, stammt aus dem Werkzeugbestand der Stallung und ist am Tatort zurückgeblieben«, erklärte Bailey. »Gleiches gilt für die Harke. Sylvia ist gerade gefahren, aber nach ihrer Einschätzung muss Sally sehr schnell tot gewesen sein.«
»Können wir die Leiche sehen?«, fragte King.
»Das ist kein schöner Anblick, Sean«, gab Williams zur Antwort. »An deiner Stelle würde ich darauf verzichten.«
»Ich muss sie sehen«, beharrte King.
Widerwillig begleitete Williams ihn und Michelle zu der Toten.
»Mein Gott«, entfuhr es Michelle.
»Man könnte meinen, der Mörder hätte sie aus irgendeinem Grund gehasst«, sagte Williams. »Er hat immer wieder mit der Harke auf sie eingeschlagen.« Er blickte King an. »Vielleicht wusste Sally doch mehr, als sie zugegeben hat.«
»Kann sein«, murmelte King und drehte sich um. Während man Sallys Leichnam in einem schwarzen Leichensack fortbrachte, verharrte er vor dem Eingang der Stallung, in Gedanken versunken.
Als die Hecktüren des Ambulanzfahrzeugs sich mit blechernem Knall schlossen, wandte er sich erneut an Williams. »Dafür trage ich die Verantwortung. Ich habe sie gedrängt, mit der Wahrheit herauszurücken, und gar nicht in Erwägung gezogen, sie könnte deshalb in Gefahr geraten.«
»Für dich stand es gestern Abend auf Leben und Tod, Sean«, entgegnete Williams. »Du hattest gar keine Gelegenheit, die Sache gründlich zu durchdenken.«
»Wie geht es Eddie?«, erkundigte sich Michelle.
»Vorhin habe ich mit der Klinik telefoniert«, antwortete Bailey. »Er ist noch bewusstlos, aber über den Berg.«
»Weiß man schon, was es war?«
»Nein. Falls Sie mitkommen möchten, ich will nachher noch zur Klinik. Aber erst will ich noch einmal mit Dorothea sprechen. Und mit Savannah, obwohl ich gehört habe, sie wäre mit den Nerven am Ende.«
»Wenn du Recht behältst, was Canney betrifft, Sean, stehe ich in deiner Schuld«, sagte Williams auf dem Weg zum Kutschenhaus. »Ich wäre ihm nie auf die Schliche gekommen.«
»Das ist nur ein Teil des Puzzles, Todd«, versicherte King.
Dorothea empfing sie an der Haustür. Sie sah blass und verhärmt aus. Während Williams, King und Michelle ein paar tröstliche Worte sagten, musterte Chip Bailey Dorothea mit einer Mischung aus Zorn und Entschlossenheit. Alle versammelten sich im Wohnzimmer.
»Um welche Uhrzeit sind Sie und Eddie zu Bett gegangen?«, fragte Williams.
»Gegen halb eins. Eddie hatte im Atelier gearbeitet. Aber wir haben nicht sofort geschlafen, erst etwa eine Stunde später.« Dorothea lächelte verlegen. »Ich hätte nie geglaubt, dass die
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