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Sean King 02 - Mit jedem Schlag der Stunde: Roman

Sean King 02 - Mit jedem Schlag der Stunde: Roman

Titel: Sean King 02 - Mit jedem Schlag der Stunde: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Baldacci
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fragte Michelle.
    »Zu einem Ort, an dem uns jede Menge Spaß erwartet – zum Leichenschauhaus.«

KAPITEL 8
    Der blassblaue VW-Käfer, Baujahr 1969, tuckerte über eine der Zubringerstraßen, die ins Zentrum von Wrightsburg führten. Der Fahrer trug ein weißes Button-down-Hemd, Jeans und Halbschuhe. Außerdem hatte er sich eine Baseballkappe tief in die Stirn gezogen, und seine Augen wurden von einer dunklen Sonnenbrille verdeckt. Er wusste, dass er es höchstwahrscheinlich übertrieb, denn die meisten Leute waren so sehr mit ihren eigenen Gedanken beschäftigt, dass sie nicht einmal hätten sagen können, was sie zehn Sekunden vorher im Vorbeigehen gesehen hatten.
    Aus der Gegenrichtung kam ein Lexus-Cabrio. Als Sean King und Michelle Maxwell den Mann auf dem Weg zum Leichenschauhaus passierten, warf er ihnen nicht einmal einen flüchtigen Blick zu. Er fuhr in seinem VW weiter, der schon über 300000 Kilometer auf dem Tacho hatte. Der Käfer war seinerzeit in Kanariengelb ausgeliefert worden, hatte aber mehrere Farbwechsel über sich ergehen lassen, seit er vor Jahren zum ersten Mal gestohlen worden war, und hatte schon mindestens zehn verschiedene Nummernschilder getragen. Irgendwann hatte jemand die Fahrgestellnummer professionell verändert, sodass die wahre Herkunft des Wagens nun praktisch nicht mehr zu bestimmen war. Der Mann liebte den VW.
    Auch der Serienmörder Theodore »Ted« Bundy hatte am liebsten Käfer benutzt, wenn seine Mordzüge ihn von Küste zu Küste führten. Er hatte oft von der großen »Frachtmenge« gesprochen, die man im Käfer transportieren konnte, wenn die Rückbank ausgebaut war – Fracht, die zuvor gelebt hatte und menschlich und weiblich gewesen war. Bundy hatte auch den günstigen Benzinverbrauch des Volkswagens gelobt. Nach einem Mord konnte er sich mit einer Tankfüllung sehr weit vom Tatort entfernen.
    Der Mann bog nach rechts auf den Parkplatz des mondänen Einkaufszentrums ab, das von vielen Einwohnern des kleinen, aber recht wohlhabenden Wrightsburg besucht wurde. Es hieß, dass Bundy und ähnliche Serienmörder vierundzwanzig Stunden am Tag damit zubrachten, ihren nächsten Mord zu planen. Für Menschen seines Schlages musste das ein Kinderspiel gewesen sein. Bundy hatte angeblich einen IQ von 120 gehabt. Bei dem Mann hinter dem Lenkrad des VW lag er deutlich über 160.
    Doch in Wirklichkeit musste man kein Genie sein, um geeignete Opfer ausfindig zu machen. Sie waren überall. Und heutzutage war es noch viel leichter als zu Bundys Zeiten, aus Gründen, die für die meisten Menschen nicht offensichtlich waren.
    Er beobachtete, wie ein altes Ehepaar aus dem Supermarkt kam und sich in einen Mercedes-Kombi setzte. Er notierte sich das Nummernschild. Später würde er im Internet nachsehen und ihre Adresse ermitteln. Sie tätigten ihre Einkäufe selbst, also hatten sie wahrscheinlich keine Hilfe durch Betreuer oder Kinder, die in der Nähe wohnten. Ihr Wagen war ein verhältnismäßig neues Modell; offenbar ging es ihnen finanziell ziemlich gut. Der Mann trug eine Mütze mit dem Logo des städtischen Country Clubs. Das war eine weitere potenzielle Goldmine, die er später für Informationen nutzen konnte.
    Der Mann lehnte sich zurück und wartete geduldig. In diesem gut besuchten Einkaufszentrum liefen mit Sicherheit noch weitere aussichtsreiche Kandidaten herum. Er konnte ausgiebig konsumieren, ohne ein einziges Mal seine Brieftasche zücken zu müssen.
    Wenige Minuten später verließ eine attraktive Frau in den Dreißigern eine Apotheke. Sie trug eine große Tüte. Sein Blick wurde von ihr angezogen, und sein Mordinstinkt erwachte. Die Frau blieb am Geldautomaten neben der Apotheke stehen, hob Bargeld ab und beging anschließend die Todsünde des Tages: Sie warf den Auszahlungsbeleg in den Müll, bevor sie in ein nagelneues rotes Chrysler-Sebring-Cabrio stieg. Auf dem Nummerschild stand »DEH JD«.
    Er erkannte sofort, dass es sich um ihre Initialen handelte und dass sie Anwältin war, da »JD« für »Juris Doctor« stehen musste. Ihre Kleidung verriet ihm, dass sie großen Wert auf ihre äußere Erscheinung legte. Gesicht, Arme und Beine waren tief gebräunt. Wenn sie Rechtsanwältin war, hatte sie entweder vor kurzem Urlaub gemacht oder im Winter regelmäßig das Solarium besucht. Sie wirkte sehr sportlich; vermutlich trainierte sie regelmäßig oder joggte in den Wäldern der Umgebung. Während sie in den Wagen stieg, fixierte sein Blick die goldene Fußkette, die

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