Sean King 02 - Mit jedem Schlag der Stunde: Roman
Remington-Schreibmaschine auf einem kleinen Tisch, obwohl Harrys kunstvoll geschnitzter Schreibtisch mit PC und Laserdrucker ausgestattet war.
»Ich habe mich völlig den Notwendigkeiten des modernen Zeitalters ergeben«, sagte er, als seine wachsamen Augen die Richtung ihres Blickes verfolgten. »Ich habe mich so lange wie möglich gegen Computer gewehrt, um mich dann bedingungslos ihrer Macht zu unterwerfen. Die Remington habe ich für die Korrespondenz mit Freunden in fortgeschrittenem Alter behalten, die es als entwürdigend betrachten würden, ein Schreiben zu bekommen, das nicht mit einer manuellen Schreibmaschine auf Büttenpapier mit Monogramm verfasst wurde, oder besser noch von Hand, obwohl meine Klaue bedauerlicherweise kaum noch zu entziffern ist. Deshalb würde ich empfehlen, immer jung und schön zu bleiben, so wie Sie, Michelle.«
Michelle lächelte. Harry war ein Gentleman und Charmeur der alten Schule.
Er bestand darauf, einen Tee für sie zuzubereiten, und servierte das Getränk in hauchdünnen, abgenutzten Porzellantassen. Dann nahm er zwischen ihnen Platz.
»Junior Deaver«, gab King das Stichwort.
»Und die Battles«, sagte Harry.
»Klingt wie eine ziemlich exzentrische Band«, bemerkte Michelle.
»Äußerst exzentrisch«, pflichtete Harry ihr bei. »Bobby Battle war ein bemerkenswerter Mensch. Zäh wie Leder. Sein Vermögen hat er sich im Schweiße seines Angesichts und mit viel Grips erworben. Seine Frau Remmy ist eine wirkliche Dame. Auch sie ist ein ziemlich zäher Brocken. Das muss sie auch sein, wenn sie mit Bobby verheiratet ist.«
Michelle warf ihm einen neugierigen Blick zu. »Sie sagten war . Ist Bobby Battle gestorben?«
»Nein, aber er hat vor nicht allzu langer Zeit einen schweren Schlaganfall erlitten. Kurz bevor es zu dem Vorfall kam, für den Junior verantwortlich gemacht wird. Es ist immer noch nicht klar, ob Bobby sich jemals erholen wird.«
»Gibt es noch weitere Familienangehörige?«, fragte Michelle.
»Ja, einen Sohn, Edward Lee Battle, der von allen nur Eddie genannt wird. Er ist um die vierzig. Es gab noch einen zweiten Sohn, Bobby junior, Eddies Zwillingsbruder. Er starb als Jugendlicher an Krebs.«
»Dann gibt es noch Eddies Frau Dorothea und seine jüngere Schwester Savannah«, fügte King hinzu. »Sie hat soeben das College abgeschlossen, wie ich hörte.«
»Eddie ist um die vierzig, und Savannah hat gerade ihren College-Abschluss gemacht?«, wunderte sich Michelle.
»Nun, Savannah war so etwas wie eine Überraschung«, sagte Harry. »Remmy war schon über vierzig, als sich unverhofft der neue Nachwuchs einstellte. Ironischerweise waren Remmy und Bobby eine Zeit lang getrennt, bevor Savannah geboren wurde, und schienen geradewegs auf die Scheidung zuzusteuern.«
»Was hatten sie für ein Problem?«, fragte King.
»Remmy hatte Bobby mit einer anderen Frau erwischt, einer Prostituierten. Es war nicht das erste Mal. Bobby hatte eine Vorliebe für solche Frauen. Aber dann ist es ihnen gelungen, ihre Ehe wieder zu flicken.«
»Ein Baby kann manchmal Wunder bewirken«, sagte King.
»Leben sie alle noch zusammen?«, fragte Michelle.
Harry schüttelte den Kopf. »Bobby, Remmy und Savannah wohnen im Herrenhaus. Eddie und Dorothea sind nebenan ins ehemalige Kutschenhaus eingezogen, das heute ein eigenständiger Teil des Anwesens ist. Ich habe Gerüchte gehört, dass Savannah demnächst vielleicht auszieht.«
»Ich könnte mir vorstellen, dass ein Teil ihres Treuhandvermögens nach dem College-Abschluss fällig geworden ist«, sagte King.
»Was sie vermutlich kaum erwarten konnte«, sagte Harry.
»Wie meinen Sie das?«, fragte Michelle. »Versteht sie sich nicht mit ihren Eltern?«
»Ich möchte es mal so ausdrücken: Bobby war als Vater oft nicht da, und Remmy und Savannah sind starke, unabhängige Frauen, die nur selten einer Meinung sind.«
»Was machen Eddie und Dorothea beruflich?«, fragte Michelle.
»Eddie ist Künstler und passionierter Teilnehmer an historischen Wiederaufführungen des Bürgerkriegs. Dorothea hat ein Immobilienbüro, das recht gut läuft.« Harry sah Michelle mit einem schelmischen Grinsen an. »In den gesellschaftlichen Kreisen der Battles wechseln die Lebenspartner mit besorgniserregender Schnelligkeit, sodass ein großer Bedarf an neuen und noch luxuriöseren Wohnungen besteht. Das dürfte nicht nur gut für Dorotheas Brieftasche sein, sondern ihr auch einen aktuellen Überblick geben, wer gerade mit wem zusammen
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