Sean King 02 - Mit jedem Schlag der Stunde: Roman
Stunde geschwommen waren, steuerten sie die Boote zum Anlegesteg und nahmen auf der Terrasse Platz, wo Savannah ihnen aus dem Kühlschrank der Bar Bier holte.
Michelle genoss die Aussicht auf die Berge und den See. »Das Panorama ist phantastisch.«
»Ja, hier ist mein Lieblingsplatz auf dem ganzen Anwesen«, sagte Savannah.
Kings Augenmerk galt mehr den Booten der Battles. »Auf dem großen Sea-Ray-Cruiser bin ich schon gefahren, aber an das Rennboot kann ich mich nicht erinnern. Ist ja ein toller Kahn.«
»Ein Formula 353 FasTech. Vater hatte es letzten Winter gekauft. Die Leute vom Yachtclub waren schon da und haben es für den Sommer in Schuss gebracht. Wir sind noch nie damit gefahren. Aber Eddie will bald die Jungfernfahrt machen. In unserer Familie ist er der Bootskenner. Ich fahre bloß gerne mit, leg mich in die Sonne und trinke Bier. Wenn ich Eddie richtig verstanden habe, ist das Boot sehr schnell und hat bärenstarke Motoren.«
»Ja, zwei Mercury EFI mit je fünfhundert PS, nehme ich an«, erklärte King. »Höchstgeschwindigkeit über siebzig und eine Reisegeschwindigkeit von knapp über vierzig. Richte Eddie aus, ich bin ihm gern beim Einfahren behilflich.«
»Du meine Güte«, nölte Savannah mit übertriebenem Südstaaten-Akzent, »und ich hatte es hier sooo schön beschaulich auf meinem kleinen, alten, PS-losen Segelboot.«
»Rennboote sind ein beliebtes Männerspielzeug, Savannah«, sagte Michelle und warf ihrem Partner einen belustigten Blick zu. »Ich wusste gar nicht, dass du dich für so etwas interessierst.«
»Solange man sich so was nicht leisten kann, macht’s keine Probleme, sich dafür zu interessieren«, sagte King, nahm einen Schluck Bier und richtete einen ernsten Blick auf das jüngste Mitglied der Familie Battle.
»Du bist nicht nur gekommen, um mich im Bikini zu bewundern und unsere Boote zu bestaunen, nicht wahr?«, fragte Savannah und erwiderte seinen Blick mit einer Miene, in der die Hoffnung stand, dass sein Interesse ausschließlich ihr galt.
»Wir müssen dir ein paar Fragen stellen.«
Sofort schaute Savannah zur Seite, und ein trauriger Ausdruck legte sich auf ihr Gesicht. »Wegen Sally?«
»Unter anderem.«
»Eben darum bin ich Segeln gegangen. Ich wollte von allem Abstand gewinnen.« Savannah schüttelte den Kopf. »Den Anblick werde ich nie vergessen. Es war so scheußlich, Sean, so grausam…«
King legte eine Hand auf ihre und drückte sie. »Es wird alles nur noch schlimmer, wenn wir den Mörder nicht schnappen.«
»Ich habe Todd Williams und Agent Bailey alles erzählt, was ich weiß. Ich hatte keine Ahnung, dass Sally in der Stallung war, bis ich…«
»Danach sind Sie zum Wohnhaus Ihres Bruders gelaufen, nicht wahr?«, fragte Michelle. Savannah nickte. »Und Dorothea hat Ihnen geöffnet. Welchen Eindruck hatten Sie von ihr?«
»Ich kann mich nicht genau erinnern«, sagte Savannah. »Ich war völlig hysterisch. Ich weiß noch, dass sie Eddie holen wollte, aber sie bekam ihn nicht wach. Von da an war die Hölle los. Die ganze Zeit habe ich an der Tür gestanden und konnte mich vor Angst nicht vom Fleck rühren. Erst als der Notarzt kam und Eddie in die Klinik bringen ließ, bin ich auf mein Zimmer geflüchtet und hab mir die Bettdecke über den Kopf gezogen.« Savannah stand auf, ging zum Rand der Terrasse und ließ die Beine ins Wasser baumeln.
King war stutzig geworden und beobachtete sie. Was war es nur, das seinen Verstand belagerte und förmlich danach schrie, entschlüsselt zu werden? Schließlich aber schüttelte er frustriert den Kopf. Es kam einfach nicht darauf.
»Ist deine Mutter daheim?«, erkundigte er sich.
»Nein, sie ist außer Haus. Es geht um die Anwälte und den Nachlass.«
»Hättest du was dagegen, wenn wir uns noch einmal die Wandschränke in den Zimmern deiner Eltern ansehen?«
Auf dem Gesäß drehte Savannah sich um und blickte King ins Gesicht. »Ich dachte, das wäre längst erledigt.«
»Aber es kann nicht schaden, wenn wir’s ein zweites Mal überprüfen. Es könnte sich als nützlich erweisen.«
Zu dritt bestiegen sie den Golfplatz-Elektrowagen, mit dem Savannah zum See gekommen war, und fuhren zum Wohnhaus. Savannah führte King und Michelle durch den Hintereingang und hinauf in die dritte Etage.
»Ich rate Mutter immer wieder, einen Aufzug einbauen zu lassen, wenn sie weiterhin hier wohnen will.«
»Treppensteigen ist gesund«, sagte Michelle.
»Hör nicht auf sie«, sagte King. »Das mit dem Lift ist ’ne
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