Sean King 02 - Mit jedem Schlag der Stunde: Roman
Frage, »und informiere mich über gewisse Betäubungsmittel. Anschließend will ich mich ein bisschen nach Antiquitäten umsehen.«
»Antiquitäten?«
»Danach werde ich Bobby Battles Hausarzt einen Besuch abstatten. Ich habe ein paar Fragen an ihn, deren Beantwortung manches klären könnte. Und schließlich fahre ich nach D.C., um ein Gerät anzuschaffen, das uns möglicherweise von großem Nutzen ist.«
»Und mehr willst du mir nicht sagen?«
»Nein.«
»Toll. Vielen Dank für dein Vertrauen.«
King erhob sich vom Bett. »Hör zu, Michelle. Wenn ich dir lang und breit erkläre, was ich vermute, und es erweist sich als verkehrt, könnte es dazu führen, dass du der falschen Person vertraust. Bis ich weiß, ob ich Recht habe oder nicht, gilt die Regel: Solange wir den Täter nicht gefasst haben, ist niemand dein Freund. Und das meine ich wörtlich.«
Michelle starrte ihn an. »Willst du mir Angst einjagen?«
»Nein, ich versuche uns beide am Leben zu halten. Zwei Attentate auf uns sind schon fehlgeschlagen. Ich will nicht, dass Nummer drei ein Volltreffer wird.«
KAPITEL 81
Während King seine nächtliche Beratung mit Michelle hatte, war ein Mann mit Mordabsichten in den Wohnsitz der Familie Jean und Harold Robinson eingedrungen. Eine schwarze Sturmhaube auf dem Kopf, hatte er die Kellertür geöffnet und war ins Haus gehuscht. Da er einen Schlüssel hatte, war er dabei auf keinerlei Schwierigkeiten gestoßen. Die vor dem Einkaufszentrum gemachten Schlüsselabdrücke hatten ihm die Anfertigung des Nachschlüssels ermöglicht. Vor Betreten des Hauses hatte er das Telefonkabel durchtrennt.
Die Aufteilung der Räumlichkeiten war ihm so gut bekannt, dass er zielstrebig die Kellertreppe hinaufstieg. Derzeit befanden sich vier Bewohner im Haus. Weil der Mann sich mehrmals gründlich umgeschaut hatte, wusste er von allen, wo sie sich nachts aufhielten. Um ganz sicherzugehen, hatte er sich den Grundriss des Gebäudes eingeprägt, der sich bequem auf der Webseite der Baufirma hatte finden lassen.
Wie er schon vermutete, als er vor dem Einkaufszentrum die Ganztagsmutter Jean Robinson das erste Mal gesehen hatte, verfügte das Einfamilienhaus über eine Alarmanlage, die stets außer Betrieb war. Alle drei Kinder – der Kleine, dem er im Auto zugewinkt hatte, und die zwei älteren Jungs – schliefen im Obergeschoss. Im Erdgeschoss hatten die Eltern ihr Schlafzimmer. Allerdings war Harold Robinson in dieser Nacht nicht daheim; aus eben diesem Grund hatte der Mann sich ins Haus des Ehepaars eingeschlichen.
Mit einem dumpfen Laut sprang die Gasheizung an. Da ihr Rumoren jedes leisere Geräusch übertönte, nutzte der Mann die Gelegenheit, schleunigst zum Elternschlafzimmer zu huschen. Drei Herzschläge lang lauschte er an der Tür. Er hörte lediglich das leise Schnarchen Mrs Robinsons, die auf ihn wartete, ohne es zu wissen. Lautlos öffnete er die Tür und schloss sie von innen. Seine Augen hatten sich längst der Dunkelheit angepasst. Er gewahrte Jean Robinson als schmalen Schemen auf dem California-King-Bett. Sie trug ein schneeweißes Nachthemd. Der Mann hatte in ihr Fenster gespäht, als sie es angezogen hatte. Sie hatte die schlechte Angewohnheit, die Rollläden nie ganz zu schließen und beim Ausziehen das Licht brennen zu lassen. Wahrscheinlich vermutete sie, trotzdem eine ungestörte Privatsphäre zu haben, weil das Schlafzimmerfenster sich an der Rückseite des Hauses befand. Natürlich irrte sie sich, so wie die meisten Leute sich irren, was die Ungestörtheit ihrer Privatsphäre angeht. Es schaute immer irgendwer hin. Immer.
Nach der dritten Entbindung war sie rasch wieder in Form gekommen. Ihr Bauch war wieder flach, die Brüste hingegen hatten vom Stillen noch eine gewisse Übergröße, die Beine sahen schlank aus, das Gesäß wirkte prall, aber auf sehr reizvolle Art. Ohne Zweifel liebte ihr Mann sie, und das Paar führte ein gesundes Sexualleben. Doch was kümmerte ihn das alles? Er war nicht hier, um die Frau zu vergewaltigen. Er wollte sie bloß töten.
Im Handumdrehen stopfte er ihr einen Knebel in den Mund, der jeden Laut dämpfte, den sie ausstoßen mochte. Nach einer Sekunde tiefster Verwirrung, in der sie nicht wusste, wie ihr geschah, verkrampfte sie plötzlich sämtliche Muskeln ihres Körpers. Brutal drückte der Mann sie nieder, presste sie aufs Bett. Doch sie war stärker, als er es für möglich gehalten hätte, leistete erbitterte Gegenwehr, bekam die Sturmhaube zu fassen und riss
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