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Sean King 02 - Mit jedem Schlag der Stunde: Roman

Sean King 02 - Mit jedem Schlag der Stunde: Roman

Titel: Sean King 02 - Mit jedem Schlag der Stunde: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Baldacci
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Leben gekostet hat, und scherte sich um alles einen Dreck. Aber das hat mich nicht überrascht. Sein eigen Fleisch und Blut hat er auf dem Gewissen, und es hat ihn einen Scheiß gekümmert. Gehirnerweichung, Augen kaputt, Zahnfäule… Im letzten Lebensjahr hatte Bobby ständig Schmerzen, und ›ständig‹ können Sie wörtlich nehmen. Mir kam es vor, als hätte jemand mit Terpentin über ein wunderschönes Gemälde gewischt. Ich wusste, das ist noch Bobby, aber ich erkannte ihn nicht mehr.« Hektisch zwinkerten Eddies Lider. »O Mann, Tag für Tag musste ich mit ansehen, wie er verfiel. Als er richtig schwer krank war, sagte ich: Geht mit ihm zum Arzt. Verdammt noch mal, helft Bobby, so helft ihm doch. Aber sie taten nichts. Ich sei unreif, hieß es, ich könne das nicht verstehen. Aber ich hab gesehen, was los war, Mann, und dann hab ich alles genau durchschaut – bloß zu spät für Bobby.«
    »Wie ich hörte, war Ihr Bruder trotz der Schmerzen, die er ertragen musste, ein wunderbarer Mensch.«
    Plötzlich strahlte Eddie. »Sie hätten ihn erleben sollen, Sean. Ein richtig feiner Kerl. Er hatte alle Vorzüge, die mir fehlen. Ehe sein Verstand den Bach runterging, war er blitzgescheit. Hat mir alles Mögliche beigebracht, hat mir geholfen und sich meiner angenommen. Er war eben mein großer Bruder. Es gab nichts, das wir nicht füreinander getan hätten. Was für eine tolle Zeit wir hatten…« King sah Tränen über Eddies Wangen rinnen und sich mit dem Regen vermischen. »Doch seine Krankheit wurde schlimmer. Irgendwann ist Mutter endlich mit ihm zu einem Facharzt gegangen. Sie hat mir aber nie erzählt, was der Mann gesagt hat. Jedenfalls wurde es immer noch schlimmer mit Bobby. Vier Tage nach unserem achtzehnten Geburtstag ist er gestorben. Vater war auf Geschäftsreise. Mutter hat das Sterbezimmer nicht betreten. Ich habe Bobby in den Armen gehalten, hab ihn an mich gedrückt, bis er starb, und noch danach wollte ich ihn nicht loslassen… Ich hab ihn festgehalten, bis man mich von ihm losgerissen hat.« Eddie schwieg einen Moment. »Bobby war der einzige Freund, den ich je hatte. Er war der einzige Mensch, von dem ich weiß, er hatte mich wirklich gern.«
    »Sie sagten, das Verhalten Ihres Vaters wäre keine Überraschung für Sie gewesen«, sagte King. »Hat er denn noch mehr… solche Dinge getan?«
    »Sie wollen wissen, warum ich nicht überrascht war? Sie wollen es wirklich wissen?«
    Jetzt wirkte Eddie wie ein kleiner Junge, den es drängte, unbedingt ein lange gehütetes Geheimnis weiterzugeben.
    »Ja.«
    »Dass meine Mutter, meine liebe, stahlharte Mama, keinen Finger gerührt hat, um ihrem Sohn das Leben zu retten, ihrem eigenen Sohn, verdammt noch mal… Können Sie mir so was erklären?«
    »Nein, Eddie. Ich verstehe es nicht.«
    Eddie nahm einen tiefen Atemzug. »Ich auch nicht.« Er verringerte weiter das Tempo. »So, wir sind da.« Während das Boot langsamer wurde, blickte King sich erneut um, um festzustellen, wo sie sich befanden. Es war stockdunkel, und er hatte die Orientierung verloren, doch irgendetwas an der Umgebung kam ihm bekannt vor.
    Aus einem wasserdichten Beutel holte Eddie ein Messer und richtete die Spitze auf King, der erschrocken zurückzuckte.
    »Eddie, das wollen Sie doch nicht wirklich. Wir… wir können Ihnen Hilfe vermitteln.«
    »Für mich gibt’s keine Hilfe mehr, Sean, aber vielen Dank für das Angebot.«
    »Bitte, Eddie, tun Sie es nicht«, rief Sylvia vom Heck.
    Eddie sah sie an, grinste plötzlich und winkte sie zu sich. Als sie sich nicht von der Stelle rührte, zückte er von neuem die Pistole. »Die nächste Kugel kriegen Sie direkt in den Kopf, Doc. Also kommen Sie schon.«
    Sylvia zitterte vor Furcht, als sie zu ihm humpelte. Eddie durchtrennte die Angelschnüre, mit denen er sie gefesselt hatte, schob sie die Stiege hinunter in die vordere Kabine und schloss hinter ihr die Tür. Dann setzte er die Klinge an Kings Fußfesseln und schnitt auch sie durch.
    »Zum Heck mit Ihnen, Sean.« Um seiner Aufforderung Nachdruck zu verleihen, drückte Eddie ihm die Pistolenmündung in den Rücken.
    »Was soll das werden, Eddie?«
    »Der Kreis schließt sich, Mann. Steigen Sie aufs Schanzdeck und drehen Sie sich um.«
    »Wollen Sie mich auf Deck erschießen, oder wenn ich im Wasser schwimme?«
    Zur Antwort nahm Eddie das Messer, durchtrennte auch Kings Handfesseln und befreite ihn vollends. Argwöhnisch forschte King in Eddies Gesicht.
    »Ich kapier das nicht,

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