Sean King 02 - Mit jedem Schlag der Stunde: Roman
»Geh bitte rein und kümmere dich um die Kinder.«
Priscilla stellte Mary Margaret ab, die sich sofort in den Wohnwagen flüchtete. Priscilla nickte in Kings und Michelles Richtung. »Dieser gewiefte Typ und seine Tussi sind gekommen, um Fragen zu stellen. Sie sagen, sie würden für Junior arbeiten. Ich schlage vor, du machst ihnen mit einem Warnschuss klar, dass sie dahin zurücksollen, woher sie gekommen sind.«
Beim Wort »Tussi« griff King automatisch nach Michelles Arm, um sie davon abzuhalten, der älteren Frau an die Gurgel zu gehen. »Mrs Oxley«, sagte er. »Wie ich bereits erwähnte, sind wir hier, um Junior zu helfen. Wir haben schon mit Remmy Battle gesprochen.«
»Hei-ti-tei!«, sagte Priscilla Oxley und setzte diesem Kommentar ein Schnauben hinzu. »Und wie ist das werte Befinden der Königin?«
»Sie kennen Remmy?«, fragte King.
»Ich hab früher im Greenbrier Resort drüben in West Virginia gearbeitet. Sie und ihre Familie waren dort regelmäßig zu Besuch.«
»Und sie war… anspruchsvoll?«
»Sie ist mir königlich auf den Sack gegangen«, erklärte Priscilla. »Und wenn Junior so bescheuert war, bei einer solchen Hexe einzubrechen, hat er jede Strafe verdient.«
Lulu zeigte mit dem Finger auf die Frau. »Mutter, wir müssen mit diesen Leuten ein paar Dinge besprechen.« Sie blickte zur Tür des Wohnwagens, wo die zitternde Mary Margaret stand und zuhörte. »Dinge, die nicht für die Ohren der Kinder bestimmt sind.«
»Mach dir deswegen keine Sorgen, Schätzchen«, sagte Priscilla. »Ich werde sie sowieso über alle Fehler ihres Daddys informieren. Dazu brauche ich allerdings ein paar Monate.«
»Mutter, das solltest du nicht tun«, sagte Junior und starrte auf seine großen Füße. Er war fast einen Kopf größer als Priscilla Oxley, obwohl er vermutlich kaum mehr auf die Waage brachte als sie. Trotzdem bestand für King und Michelle kein Zweifel, dass der Mann Angst vor seiner Schwiegermutter hatte.
»Nenn mich nicht Mutter! Denk dran, was Lulu und ich alles für dich getan haben! Willst du uns so dafür danken? Indem du dich in Schwierigkeiten bringst – vielleicht sogar auf den elektrischen Stuhl?«
In diesem Moment verwandelte sich Mary Margarets Schluchzen in ohrenbetäubendes Geheul. Lulu trat sofort in Aktion.
»Entschuldigen Sie mich«, sagte sie höflich, aber entschieden zu King und Michelle.
Sie marschierte zum Wohnwagen, krallte die Finger in Priscillas Kleid und zerrte ihre Mutter mit sich, um sie zusammen mit Mary Margaret in den Wagen zu drängen. Hinter der geschlossenen Tür hörten sie gedämpfte Schreie und wütende Stimmen, bis es plötzlich still wurde. Ein paar Sekunden darauf kam Lulu wieder heraus und schloss die Tür hinter sich.
»Mama weiß manchmal nicht, was sie sagt, wenn sie getrunken hat. Tut mir Leid.«
»Sie mag mich nicht besonders«, sagte Junior überflüssigerweise.
»Warum setzen wir uns nicht?«, schlug Lulu vor und zeigte auf einen alten Picknicktisch ein Stück rechts vom Wohnanhänger.
Als sie Platz genommen hatten, informierte King die beiden über ihren Besuch bei den Battles.
» Das ist das eigentliche Problem«, sagte Lulu und zeigte auf den großen Schuppen hinter dem Wohnwagen. »Ich habe Junior schon tausendmal gesagt, dass er das Ding mit einer abschließbaren Tür versehen soll.«
»Die alte Geschichte«, sagte er verlegen. »Wenn man ständig an den Häusern anderer Leute arbeitet, hat man keine Zeit mehr für sein eigenes.«
»Aber der Punkt ist, dass jeder problemlos hineingehen kann«, erklärte Lulu.
»Nicht, solange der alte Luther aufpasst«, sagte Junior und zeigte auf den Hund, der wieder aus dem Schuppen hervorgekommen war und bellte, erfreut über den Anblick seiner Besitzer.
»Luther?«, sagte Lulu fassungslos. »Klar, er bellt, aber er beißt nicht, und er ist der liebste Hund der Welt, wenn ihm jemand etwas zu fressen mitbringt.« Sie wandte sich an King und Michelle. »Ständig kommen Kumpel von Junior vorbei und borgen sich Werkzeug aus. Wenn wir nicht zu Hause sind, lassen sie Zettel zurück, auf denen steht, wann sie die Sachen zurückbringen – was manchmal allerdings nie passiert. Und Luther hat noch keinen von ihnen davon abgehalten, sich zu bedienen.«
»Sie lassen oft ein Sixpack Bier als Dankeschön da«, sagte Junior rasch. »Es sind gute Freunde von mir.«
»Ich weiß nicht, ob sie wirklich alle gut sind«, erwiderte Lulu heftig. »Einer von denen könnte dich reingelegt haben.«
»Komm
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