Sean King 02 - Mit jedem Schlag der Stunde: Roman
Geschworenengericht gegen seinen Mandanten Anklage erhoben hatte, was allerdings keine Überraschung war. King und Michelle hatten den Mann ausfindig gemacht, der die Geheimfächer der Battles eingerichtet hatte. Er war bereits im Ruhestand, und es gab keinen ersichtlichen Grund, warum er in das Haus seiner ehemaligen Auftraggeber hätte einbrechen sollen. Die Spur schien in einer Sackgasse zu enden, bis King den Mann gefragt hatte, wann Robert Battle ihn mit dem Einbau des Geheimfachs beauftragt hatte.
Der alte Mann hatte ein wenig unruhig auf die Frage reagiert. »Ich mag es nicht, wenn man vor anderen Geheimnisse hat«, sagte er. »Mrs Battle ist eine feine Dame. Ich kenne keine Frau, die anständiger wäre.«
»Also wollte Robert Battle nicht, dass seine Frau davon erfährt?«, hakte Michelle nach, als der alte Mann offenbar nichts mehr dazu sagen wollte.
»Musste mich rein- und rausschleichen, wenn sie nicht da war. Hat mir nicht gefallen, nein, Sir«, sagte er, ohne eine direkte Antwort auf ihre Frage zu geben.
»Haben Sie eine Ahnung, zu welchem Zweck Mr Battle dieses Geheimfach nutzen wollte?«, fragte King.
»Hab nicht danach gefragt, weil es mich nichts angeht«, sagte er störrisch.
»Wann war das ungefähr?«, wollte Michelle wissen.
Der Mann dachte nach. »Muss fünf Jahre her sein oder so«, sagte er dann. »Mrs Battles Geheimfach hab ich ein paar Jahre davor eingebaut.«
»Und Mr Battle wusste vom Geheimfach seiner Frau?«, fragte King.
»Keine Ahnung. Wie ich höre, steht er an der Schwelle des Todes.«
»Bei einem Mann wie ihm kann man nie wissen«, erwiderte King.
Anschließend hatten sie die Alibis von Juniors Freunden überprüft. Zum fraglichen Zeitpunkt waren die Männer entweder in einer Bar gewesen oder im Bett mit ihren Frauen, Freundinnen oder Geliebten. Natürlich war es denkbar, dass nicht alle Frauen die Wahrheit sagten, aber es wäre nicht einfach, ihre Aussagen ohne gründliche Nachforschungen zu widerlegen. Auf jeden Fall hatte King nicht das Gefühl, dass sie logen. Und keiner von Juniors Freunden schien auch nur ansatzweise die Fähigkeit zu besitzen, einen solchen Einbruch zu verüben und gleichzeitig so geschickt die Beweise zu fälschen, dass Junior in Verdacht geriet. Ihre Fachkenntnisse beschränkten sich darauf, Nägel in Wände zu schlagen, Bier zu trinken und Frauen flachzulegen.
»Willst du die ganze Zeit auf diesem Hausboot leben, während du dir ein neues Domizil baust?«, fragte Michelle.
»Wie es aussieht, bleibt mir kaum etwas anderes übrig.«
»Ich habe ein zweites Schlafzimmer.«
»Danke, aber ich glaube nicht, dass ich dort mit meinen Ordnungsgenen überleben könnte.«
»Ich habe mich gebessert.«
»Gebessert! Als ich das letzte Mal bei dir war, hattest du alles Mögliche, von Wasserskiern bis hin zu Schrotflinten, auf einem Tisch in deinem Esszimmer gestapelt, ein Berg schmutziger Wäsche lag in der Küchenspüle, und benutztes Geschirr stand auf einem Stuhl im Wohnzimmer. Du hast das Abendessen auf Papptellern serviert, die auf einem Wakeboard standen, das von zwei Stühlen gestützt wurde. So was hatte ich noch nie gesehen.«
»Ich dachte, du hättest dich gefreut, dass ich für dich gekocht habe«, sagte sie verletzt. »Weißt du, wie viele Konservendosen ich öffnen musste?«
»Ich bin sicher, dass es ein Martyrium gewesen ist.«
Er wollte noch etwas sagen, doch in diesem Moment klingelte sein Handy. Es war Todd Williams. Das Gespräch war kurz, doch als King die Verbindung beendete, wirkte er erschüttert.
»Wieder ein Mord?«, fragte Michelle, während sie ihre Kaffeetasse abstellte.
»Ja.«
»O Gott. Wer ist es diesmal?«
»Jemand, den ich zufällig kenne«, sagte er.
KAPITEL 24
Der brutale Mord an Diane Hinson hatte in ihrem exklusiven und angeblich gut bewachten Wohnviertel tiefe Bestürzung ausgelöst. Als Michelle und King dort eintrafen, bedrängte eine kleine, aber lautstarke Menge eine Gruppe von Männern in Anzügen, die die Verwaltung der Siedlung repräsentierten. Unter ihnen befand sich ein älterer Wachmann, der einen völlig verzweifelten Eindruck machte und den Tränen nahe schien.
Polizeifahrzeuge und Ambulanzwagen säumten die Sackgasse, die zu Diane Hinsons Haus führte, und das kleine Rasenstück vor dem Gebäude war mit gelbem Plastikband abgesperrt. Allerdings waren nur wenige Leute gewillt, sich die Sache aus der Nähe anzusehen. Uniformierte Polizisten gingen durch die Vorder- und Garagentür ein und aus.
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