Sean King 02 - Mit jedem Schlag der Stunde: Roman
Untersuchungen kommen. Aber es sieht ganz danach aus, als hätte jemand eine größere Menge Kaliumchlorid in den Infusionsbeutel mit der Nährlösung gespritzt. Die Substanz dürfte sich in weniger als zehn Minuten in der Lösung ausgebreitet haben, ist durch die Schläuche in den Körper eingedrungen und hat ein sofortiges Herzflimmern ausgelöst. In Bobbys bereits geschwächtem Zustand muss das Ende schnell und schmerzlos gewesen sein.«
»Das deutet auf gute medizinische Kenntnisse hin«, sagte King.
Sylvia dachte einen Moment darüber nach. »Sicher, Kaliumchlorid wird nicht häufig benutzt, um jemanden zu ermorden. Doch wenn der Täter wirklich medizinische Kenntnisse besitzt, hat er ziemlich nachlässig gehandelt.«
»Wie meinst du das?«
»Battle wurde mit den üblichen Infusionen versorgt – Heparin zur Blutverdünnung, eine Salz-Zucker-Lösung, eine Einheit zur parenteralen Ernährung, ein Antibiotikum zur Bekämpfung der Lungenentzündung, die er sich durch die lange künstliche Beatmung zugezogen hat, und Dopamin zur Stabilisierung des Blutdrucks.«
»Und was soll uns das sagen?«, fragte King.
»Wenn die unbekannte Person das Kaliumchlorid nicht in den Infusionsbeutel, sondern direkt in den Schlauch injiziert hätte, wäre die tödliche Wirkung dieselbe gewesen, aber nicht mehr nachzuweisen. Dazu muss man wissen, dass sich in der Nährlösung bereits Kaliumchlorid befindet – und damit auch in Battles Körper. Dass jemand der Lösung zusätzliches Kaliumchlorid beigefügt haben muss, konnte ich nur feststellen, indem ich die tatsächliche Konzentration mit dem üblichen Mischungsverhältnis in einem Infusionsbeutel verglichen habe. In diesem Fall war die Konzentration dreimal so hoch – mehr als genug, um ihn zu töten.«
»Du willst damit sagen, dass du nichts bemerkt hättest, wenn der Mörder das Kaliumchlorid in den Infusionsschlauch gespritzt hätte?«
»Ja. Die Rückstände im Schlauch wären zu gering gewesen, um Verdacht zu erregen. Es wäre viel verdächtiger gewesen, wäre dort kein Kaliumchlorid nachweisbar. Wie gesagt, es befand sich bereits in Battles Körper. Es wird auf natürliche Weise absorbiert; deshalb hätte durch die Autopsie allein niemals eine Überdosierung bestätigt werden können.«
»Also hat diese Person gewisse medizinische Kenntnisse, kann aber kein Experte sein«, sagte King.
»Oder er wollte, dass der Mord an Battle entdeckt wird«, gab Michelle zu bedenken. »Als wären die Uhr und die Feder noch nicht genug.«
»Sie wären beinahe nicht genug gewesen«, erwiderte King. »Die Feder ist zu Boden geschwebt, und die Uhr ist unter den Schläuchen und Schildern gar nicht aufgefallen.«
»Das ergibt keinen Sinn«, sagte Sylvia. »Die erste Regel für Mörder lautet doch, dass man stets versuchen sollte, einen perfekten Mord zu begehen. Und man kann es kaum perfekter machen, als dafür zu sorgen, dass alles so aussieht, als wäre gar kein Mord begangen worden.«
Michelle und King schüttelten gleichzeitig den Kopf. Keiner hatte eine Idee, die das Verhalten des Killers erklärt hätte.
Sylvia seufzte. »Es spielt zwar keine Rolle mehr, aber ich habe bei Battle Symptome einer Arteriosklerose festgestellt. Und die Oberfläche der Aorta war ungewöhnlich stark gerunzelt. Außerdem hatte er einen kleinen Tumor im rechten Lungenflügel, möglicherweise der Anfang von Lungenkrebs. Nichts Ungewöhnliches für einen Raucher in seinem Alter.«
»Wie steht es mit Diane Hinsons Todesursache?«, fragte King. »Auch wenn sie offensichtlich erscheint.«
»Sie starb an schweren inneren Blutungen durch die zahlreichen Stichverletzungen. Die Klinge hatte die Aorta, die Herzkammer und die linke Lunge beschädigt. Auch für sie dürfte es nach wenigen Minuten vorbei gewesen sein – allerdings nicht annähernd so schmerzlos wie bei Battle.«
»Wurde sie vergewaltigt oder sonst wie sexuell missbraucht?«, fragte King.
»Die Autopsie hat keinen Hinweis darauf geliefert, aber die Laborergebnisse stehen noch aus. Ich habe von der Parallele zu Florence Nightinghell gehört. Also werden wir wohl einen Brief zu diesem Thema erhalten.«
»Der Hinson-Brief deutete an, dass wir ihn bald wiedersehen würden, und so war es«, sagte Michelle. »Immerhin, er steht zu seinem Wort.«
»Zuerst eine Nackttänzerin«, sagte King, »dann zwei Teenager, dann eine Anwältin und nun Bobby Battle.«
»Es scheint, als würde der Killer mit jedem Mord ein höheres Risiko eingehen«, stellte
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