Sean King 02 - Mit jedem Schlag der Stunde: Roman
einfällt.«
Sie sah ihn zweifelnd an. »Und?«
»Battle war ein sehr reicher Mann. Es gibt Leute, die von seinem Tod profitieren, nicht wahr?«
»Aber Mrs Battle wird wohl das meiste erben. Und Savannah hat ihr Treuhandvermögen. Ich glaube kaum, dass sie noch mehr Geld braucht.«
»Und Eddie?«
Sally blickte sich zum ehemaligen Kutschenhaus um. »Sie machen nicht den Eindruck, als müssten sie mit ihren Dollars knausern. Und ich weiß definitiv, dass Dorothea Battle eine Menge verdient.«
»Woher wissen Sie das?«, fragte Michelle.
»Meine beste Freundin macht bei ihr die Pediküre, und Dorothea gibt gern an.«
»Manche Leute können nie genug Geld bekommen«, warf King ein.
Sally blieb störrisch. »Das kann ich mir bei ihr nicht vorstellen.«
»Wenn es nicht um Geld geht, worum dann?« Kings Augen fixierten die junge Frau. »Ich glaube, du arbeitest hier noch nicht lange genug, um von Bobbys Vergangenheit als notorischer Ehebrecher zu wissen.«
»Oh, ich weiß mehr, als du denkst«, platzte es aus Sally heraus. »Ich meine…« Sie verstummte und blickte auf ihre schmutzigen Stiefel.
»Schon gut, Sally«, beruhigte King sie und verbarg seine Genugtuung, dass sie seinen Köder so schnell geschluckt hatte. »Weißt du vielleicht deshalb so viel darüber, weil Bobby sich auch an dich herangemacht hat?«
Sally schüttelte den Kopf. »Nein, so war es nicht.«
»Wie war es denn?«, hakte King nach. »Das könnte wichtig sein, Sally.«
Wieder schwieg sie eine Zeit lang; dann sagte sie: »Kommt mit.«
Sie gingen an den Ställen und Angestelltenwohnungen vorbei, bogen auf einen gepflasterten Weg ein und erreichten schließlich ein gemauertes zweistöckiges Gebäude mit acht altertümlichen Garagentoren aus Holz. Davor stand eine ebenso veraltete Benzinzapfsäule mit gläsernem Aufsatz.
»Das ist Mr Battles persönliche Garage. Er hat… hatte eine Sammlung von Oldtimern. Ich glaube, jetzt gehören sie Mrs Battle.« Sie zog einen Schlüssel aus der Tasche, und sie betraten das Gebäude.
Der Boden war mit einem schwarz-weißen Schachbrettmuster ausgelegt. Auf den Regalen standen verstaubte Pokale von Oldtimer-Shows. Vor sieben Türen waren klassische Automobile in perfekter Anordnung aufgereiht, von einem Stutz Bearcat bis zu einem imposanten Fahrzeug mit Stoffverdeck und rundem Kühlergrill. Nach dem Schild, das davor aufgestellt war, handelte es sich um einen Franklin-Sechszylinder aus dem Jahre 1906.
»Ich habe gehört, dass Bobby Oldtimer sammelt, aber ich wusste nicht, dass seine Sammlung so umfangreich ist«, sagte King und schaute sich um.
»Im oberen Stockwerk sind noch mehr. Es gibt einen speziellen Aufzug, mit dem die Autos sich nach oben und unten befördern lassen«, sagte Sally. »Früher hatte er einen Mechaniker, der sich nur um die Fahrzeuge gekümmert hat.« Sie ging zum letzten Stellplatz und blieb dort stehen. King und Michelle folgten ihr. Hier stand kein Auto. Sie blickten Sally fragend an.
Sie zögerte kurz. »Ihr habt das nie von mir gehört, okay?«, sagte sie dann. Beide nickten. »Auch hier stand früher mal ein Wagen. Ein ziemlich großer, so ein wuchtiger Rolls-Royce, wie man sie in alten Filmen sieht.«
»Was ist damit passiert?«, fragte Michelle.
Wieder zögerte Sally, als wäre sie nicht sicher, ob sie es sagen sollte.
»Sally«, sagte King, »du kannst ehrlich zu uns sein.«
»Gut. Es war vor über drei Jahren. An einem späten Abend. Ich hatte mich hier heimlich umgesehen. Eigentlich sollte ich gar keinen Schlüssel haben, aber der Mechaniker, der hier gearbeitet hat, mochte mich und hatte mir einen gegeben. Als ich hier drinnen war, hörte ich, wie ein Auto kam. Erst da fiel mir auf, dass ein Fahrzeug fehlte. Das Garagentor öffnete sich, und ich sah die Scheinwerfer. Ich hatte Todesangst und war sicher, dass man auf mich schießen würde, wenn man mich hier fand. Also versteckte ich mich da drüben.« Sie zeigte auf einen Turm großer Benzinfässer in einer Ecke. »Der Rolls fuhr in die Garage, und der Motor wurde abgestellt. Dann stieg Mr Battle aus. Er sah ziemlich schlimm aus. Ich meine, wirklich schlimm.«
»Wie konntest du das erkennen? War es nicht dunkel?«, fragte King.
»An den Toren gibt es automatische Sensoren. Wenn sie sich nachts öffnen, geht hier drinnen das Licht an.«
»Was genau haben Sie gemeint, als Sie sagten, dass Mr Battle schlimm aussah?«, fragte Michelle. »War er krank? Oder betrunken?«
»Nein, als hätte er sich furchtbar
Weitere Kostenlose Bücher