Sean King 02 - Mit jedem Schlag der Stunde: Roman
hier. Andere Haushaltshilfen sind gekommen und gegangen, aber ich war die ganze Zeit hier.« Er schien sich in Erinnerungen zu verlieren; dann blickte er auf und sah, dass King und Michelle ihn beobachteten. »Sie haben mich immer gut behandelt. Ich könnte in den Ruhestand gehen, wenn ich wollte.«
»Haben Sie in dieser Hinsicht schon Pläne?«, fragte Michelle.
»Ich kann Mrs Battle jetzt schwerlich im Stich lassen.«
»Ich bin überzeugt, dass Ihre Anwesenheit Mrs Battle sehr viel bedeutet«, sagte King.
Michelle betrachtete die unnatürlichen Gesichtszüge des Jungen auf dem Foto. »Was war mit Bobby junior?«
»Er war geistig zurückgeblieben und schon in sehr schlechter Verfassung, als ich angefangen habe, für die Familie zu arbeiten. Dann bekam er Krebs und starb kurz nach seinem achtzehnten Geburtstag.«
»Er war Eddies Zwillingsbruder, aber Eddie ist gesundheitlich völlig in Ordnung«, sagte King. »Ist das nicht ziemlich ungewöhnlich?«
»Schicksal. Sie waren zweieiige Zwillinge.«
»Wie ist Eddie mit seinem Bruder zurechtgekommen?«
»Er hat alles für ihn getan. Eddie wusste wohl, dass er es nur Gottes Gnade zu verdanken hatte, dass es nicht ihn erwischt hat.«
»Und Bobby senior?«
»Mr Battle war damals sehr beschäftigt und die meiste Zeit auf Reisen. Er war nicht mal hier, als Bobby junior starb.« Rasch fügte er hinzu: »Aber ich zweifle nicht daran, dass er den Jungen geliebt hat.«
»Es muss ein ziemlicher Schock für Remmy gewesen sein, als Eddie entführt wurde.«
»Wäre Agent Bailey nicht gewesen, hätte sie vielleicht beide Söhne verloren.«
»Ein Glück, dass er wieder an dem Fall arbeitet«, sagte King.
Sie verließen das Haus. Als Michelle zum Wagen gehen wollte, hielt King sie zurück. »Es ist ein wunderschöner Tag. Ich hätte Lust auf einen Spaziergang«, sagte er und warf ihr einen bedeutungsvollen Blick zu.
»Wohin?«
»Das wirst du schon sehen.« Er nahm die Serviette aus der Tasche, mit der er den verschütteten Kaffee aufgewischt hatte, und schnupperte daran. Dann lächelte er.
»Was ist los?«, fragte Michelle.
»Keine große Überraschung, aber Remmy nimmt ihren Kaffee gern mit einem Schuss Bourbon.«
KAPITEL 38
King entschied sich für einen Weg, der sie zum hinteren Bereich des Grundstücks führte. Sie gingen zu einer Stelle, von der aus sie Remmys Schlafzimmerfenster sehen konnten. King blickte zu dem Haus hinüber, in dem die Angestellten wohnten, und dann wieder zum Fenster ihrer Arbeitgeberin.
»Wenn jemand wirklich darauf geachtet hätte…«, sagte er unbestimmt.
»Mason hat eindeutig etwas für Remmy übrig«, sagte Michelle. »Vielleicht hofft er, der neue Hausherr zu werden.«
King sah Sally, die zu den Ställen ging. »Komm«, sagte er zu Michelle. In diesem Moment erweckte irgendetwas in einem der Fenster im zweiten Stock seine Aufmerksamkeit.
Es war Savannah, die sie beobachtete. Doch sie war so schnell wieder verschwunden, dass King sich für einen Moment nicht sicher war, ob sie wirklich da gewesen war. Doch er hatte sie gesehen. Und ihr Gesichtsausdruck war eindeutig gewesen: Sie hatte Angst gezeigt.
Als sie die Ställe erreichten, begrüßten sie Sally Wainwright. An diesem Tag war der jungen Frau nichts von ihrer gewohnten Fröhlichkeit anzumerken.
»Ich überlege, ob ich kündige«, sagte sie.
»Weil Battle ermordet wurde?«, fragte King.
»Und vier weitere Menschen«, sagte Sally, wobei sie über die Schulter schaute, als würde sie mit einem Angreifer rechnen. »Es war eine schöne, ruhige Stadt, als ich hierher kam. Im Augenblick aber würde ich mich im Nahen Osten sicherer fühlen.«
»Sie sollten nichts überstürzen«, sagte Michelle. »Es könnte sein, dass Sie es schnell bereuen.«
»Ich will überleben«, gab Sally zurück.
King nickte. »Dann wäre es gut, wenn du uns dabei helfen könntest, den Mörder zu finden, bevor er ein weiteres Mal zuschlägt.«
Sally sah ihn schockiert an. »Ich? Ich weiß doch überhaupt nichts!«
»Vielleicht weißt du etwas Wichtiges, ohne davon zu ahnen«, sagte King. »Du könntest uns zum Beispiel jemanden nennen, der ein Interesse daran haben könnte, Bobby Battle zu schaden.«
Sally schüttelte den Kopf – etwas zu schnell, wie King fand.
»Komm schon, Sally. Alles, was du sagst, bleibt unter uns.«
»Ich weiß wirklich nichts, Sean.«
Er versuchte es auf andere Weise. »Ich könnte dir ein paar Möglichkeiten nennen, und du sagst einfach nur, was dir dazu
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