Sean King 02 - Mit jedem Schlag der Stunde: Roman
»Wollen Sie mich auf den Arm nehmen?«
»Die Bezahlung ist viel besser, als Sie glauben, und Sie können Ihr ganzes Trinkgeld behalten. Sie können die Nachtschicht machen und weiterhin Ihren normalen Job während des Tages behalten. Die Gesetze dieses Staates verbieten völlige Nacktheit in einem Stripclub, also dürfen Sie Ihren G-String anbehalten. Aber der BH muss runter, das ist unsere Regel. Keine Titten, keine Kohle.«
Michelle lächelte gepresst. »Lassen Sie es mich so ausdrücken: Der Tag, an dem ich nackt bis auf einen G-String vor einer Horde besoffener Idioten an der Stange tanze, ist der Tag, an dem der Himmel einstürzt und uns alle unter sich begräbt.«
»Ich weiß nicht recht…«, sagte King, der dem Dialog aufmerksam zugehört hatte. »Aber um das zu erleben, würde ich mindestens zwanzig Dollar Trinkgeld springen lassen.«
KAPITEL 40
King und Michelle betraten den Korridor, schoben sich durch den schweren roten Vorhang und klopften der Reihe nach an die Türen. Mehrere Zimmer waren unverschlossen und leer. Aus den anderen kam eine Abfolge von Schimpfworten oder verschlafenes Murren. Jedes Mal, wenn eine Tür aufgeschlossen und geöffnet wurde – stets von einer dürftig bekleideten jungen Frau mit müden Augen –, stellte Michelle die gleiche Frage, während King den Blick abwandte.
»Hab sie nicht näher gekannt«, lautete der allgemeine Refrain. Doch an der vorletzten Tür wurde Michelle zum Eintreten aufgefordert. Als sie ein paar Minuten später wieder herauskam, wirkte sie aufgewühlt.
»Alles in Ordnung?«, fragte King.
»Ich habe gerade ein recht eindeutiges Angebot von einer eins achtzig großen, völlig nackten Frau namens Heidi erhalten.«
»Wenn du möchtest, kann ich draußen im Wagen warten.«
»Halt die Klappe!«
»Muss an deinem Mädchen-von-nebenan-Charme liegen.«
Die letzte Tür wurde von einer jungen Frau geöffnet, die einen langen Morgenmantel trug, der ihre vollen Rundungen und ihren üppigen Busen jedoch nicht vollständig verhüllte. Ihr blond gefärbtes Haar hatte sie zu einem Pferdeschwanz zusammengebunden, und sie war barfuß. Sie nahm einen Schluck aus einer Tasse mit schwarzem Kaffee und stellte sich nur mit dem Namen Pam vor. Nachdem sie ihr gesagt hatten, was sie wollten, wurden sie zum Eintreten aufgefordert.
Sie nahmen an einem kleinen Tisch mit vier Stühlen Platz. Das Zimmer wirkte gemütlich, doch King erwischte sich dabei, wie er auf das zerwühlte Bett in einer Ecke und den Haufen Unterwäsche starrte. Als er den Blick abwandte, bemerkte er, dass Michelle ihn durchdringend musterte.
»Sie haben Rhonda also gekannt?«, fragte King.
»Ja, Sir.«
King musterte sie. Die Frau sah so jung aus, dass er wahrscheinlich eine Decke über sie geworfen und ihren Vater angerufen hätte, damit er sie abholte, wenn er gesehen hätte, wie sie sich halb nackt an einer Stange rieb. »Hat die Polizei schon mit Ihnen gesprochen?«
»Ja, Sir. Das heißt, eigentlich das FBI. Jedenfalls haben sie gesagt, dass sie vom FBI sind.«
»Können Sie uns dasselbe sagen, was Sie denen gesagt haben?«
»Ja, sicher, Sir.«
»Sie müssen mich nicht Sir nennen, Pam. Ich bin Sean, und das ist Michelle.«
Pam blickte auf ihre kurzen Zehen mit dem abgeblätterten Nagellack und legte einen Fuß über den anderen. »Entschuldigung. Ich bin wohl ein bisschen nervös, Sean.«
Michelle tätschelte ihre Hand. »Es gibt keinen Grund, nervös zu sein.«
»Ich meine, weil Rhonda ermordet wurde und so. Ich glaube, es hätte jede von uns erwischen können, obwohl Rhonda Risiken eingegangen ist, zu denen ich niemals bereit gewesen wäre.«
»Was für Risiken?«, fragte King.
»Wir haben in mehreren Clubs zusammengearbeitet. Sie ist manchmal mit Männern losgezogen, von denen sie überhaupt nicht wusste, ob sie nett zu ihr sein würden. Ich mache das erst seit wenigen Jahren, aber selbst mir ist klar, dass man so was nicht tun sollte. Aber Rhonda ist jedes Mal zurückgekommen.« Pam wischte eine Träne weg. »Nur dieses Mal nicht.«
»Haben Sie eine Ahnung, mit wem sie weggegangen ist?«, fragte Michelle.
»Nein. Wie ich schon den anderen erzählt habe, manchmal hat sie mir Bescheid gesagt, wenn sie gegangen ist, manchmal nicht. Und diesmal nicht.« Sie nahm einen Schluck Kaffee und wischte sich mit einer zitternden Hand über die vollen Lippen. King bemerkte, dass auch ihre lackierten Fingernägel abblätterten.
»Wann haben Sie Rhonda zum letzten Mal gesehen?«
»Ein paar
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