Sean King 03 - Im Takt des Todes
während sie nach einer Lücke in Champs Verteidigung suchte.
»Sie haben keine Ahnung, was Sie da tun.«
»Seit wann betätigen sich angesehene Wissenschaftler als Drogenkuriere für die CIA ? Es ist doch Stoff in den Ballen, oder?«
»Michelle, Sie verstehen nicht, was hier vor sich geht.«
»Dann erklären Sie es mir.«
»Das kann ich nicht, und ich will Ihnen nicht wehtun.«
»Mir wehtun? Was ist mit Monk Turing? Und mit Len Rivest?«
»Ich versuche nur, meinen Job zu tun. Das müssen Sie mir glauben.«
»Tut mir leid, Champ, mein Vertrauen ist gerade eben den Bach runtergegangen.« Während des Gesprächs war Michelle immer näher an Champ herangerückt. Jetzt wirbelte sie herum und landete einen Treffer an seinem Kopf, der den Mann nach hinten warf. Doch bevor sie nachsetzen konnte, hatte Champ sich schon wieder erholt und rammte ihr den Fuß in die Schulter. Michelle wurde drei, vier Schritte zurückgeschleudert, wirbelte herum und wich so eben einem weiteren Schlag aus; dann konterte sie und landete einen wuchtigen Treffer in Champs Niere. Erstaunlicherweise brachte ihn das nicht zu Fall. Er taumelte zurück, keuchte, doch seine Verteidigung war noch intakt.
»Sie sind gut«, rief Michelle über den Lärm der Flugzeugmotoren hinweg.
»Vielleicht nicht so gut wie Sie«, gab er zu und schaute über die Schulter. »Michelle, Sie müssen hier weg.«
»Warum? Damit Sie mit Ihren Drogen verschwinden können?«
»Ich werde kein Verbrechen begehen. Sie müssen mir vertrauen.«
»Ich habe Ihnen doch gesagt, dass ich kein Vertrauen mehr habe.« Sie sprang, und ihr Fuß traf seine Brust. Champ fiel nach hinten und landete genau neben seiner Waffe. Er schnappte sich die Pistole, zielte und …
Michelle sprang ins Cockpit zurück und schlug im selben Augenblick die Tür zu, als eine Kugel aus Champs Pistole das Glas explodieren ließ. Michelles Blick flog über die Kontrollinstrumente. Vor ihrem Rundflug hatte sie Champ dabei beobachtet, wie er die Checkliste durchgegangen war. Jetzt zahlte sich diese Aufmerksamkeit aus. Michelle löste die Radbremse, schob den Gashebel nach vorne, und die Cessna schoss los.
Eine weitere Kugel peitschte durchs Cockpit, und diesmal konnte Michelle ihr nicht aus dem Weg springen. Sie schrie vor Schmerz auf, als das Geschoss ihren Arm durchschlug und ein blutiges Loch hinterließ, ehe es das Seitenfenster zerschmetterte. Michelle rammte den Gashebel weiter nach vorne, und die Cessna legte an Geschwindigkeit zu und schoss über den Beton zur Hauptstartbahn. Champ rannte der Maschine hinterher und feuerte einen weiteren Schuss auf das Heck ab, verfehlte jedoch sein Ziel.
»Stopp!«, schrie er. »Du weißt ja nicht, was du tust, du Irre!«
Michelle hatte nicht die Absicht, die Cessna zu starten. Sie trat aufs rechte Ruderpedal und riss das Flugzeug herum. Champ blieb mitten im Lauf stehen, als die Maschine direkt auf ihn zukam. Er hob die Waffe, doch statt zu schießen, warf er sich herum und rannte los. Dennoch musste Michelle abbremsen, um ihn nicht zu überrollen. Als das Flugzeug immer näher kam, schrie Champ vor Angst, warf sich zur Seite und rollte in ein paar Kerosinfässer hinein.
Michelle zog den Gashebel zurück, betätigte die Bremse, sprang aus der Kanzel und rannte zu den Fässern. Sie wartete nicht, bis Champ sich aufgerappelt hatte, sondern warf sich auf ihn und rammte ihm den Ellbogen gegen den Kopf. Champ stöhnte auf, und sein Körper erschlaffte.
»Dass du mir ja nicht stirbst«, sagte Michelle, als sie nach seinem Puls fühlte. »Im Knast ist noch ein Zimmer für dich frei.« Champs Atmung war regelmäßig, sein Puls kräftig. Ohne Zweifel würde er bald mit mörderischen Kopfschmerzen aufwachen und das dringende Bedürfnis verspüren, seinen Anwalt anzurufen.
Michelle schaute sich um, sah ein paar Kabel an einem Werkzeugschuppen und fesselte Champ damit. Dann durchsuchte sie seine Taschen, fand sein Handy und die Wagenschlüssel und lief zum Flugzeug zurück. Sie stieg ein, schaltete die Motoren aus, stach den Schlüssel in den Plastikballen, der ihr am nächsten war, und überprüfte den Inhalt. Es war Heroin; sie war sich fast sicher. Eines der Päckchen schob Michelle in eine Tasche, die sie in einem der Frachtabteile des Flugzeugs gefunden hatte. Als sie sich zum Gehen wandte, erregte ein Geräusch vom hinteren Teil der Maschine ihre Aufmerksamkeit. Sie sah, dass einer der Ballen sich leicht bewegte. Michelle wuchtete ihn zur Seite und sah, dass am
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