Sean King 03 - Im Takt des Todes
Geschichte geglaubt.
Michelle sah, wie erstaunt er war, und fragte leise: »Valerie?«
Er nickte nur.
Valerie sprach ein paar Minuten mit einem der Araber, während die anderen Männer mit ihrem Gepäck zum Bus geführt wurden. Gelegentlich schauten der Araber und Valerie zu der Ladung, die soeben gelöscht wurde. Einmal ging Valerie mit dem Araber zu einem der Ballen, berührte ihn und lachte über etwas, das der Mann sagte.
Eine Minute später stieg Valerie mit dem Araber in den Range Rover, und gemeinsam folgten sie dem Bus, vermutlich zu einem der Gebäude in der Nähe, die auf Freemans Satellitenfoto zu sehen waren.
Nachdem die Ladung gelöscht war, fuhren alle Männer bis auf zwei mit dem Hummer davon. Die Zurückgebliebenen stiegen in den Lastwagen. Während der Hummer den gleichen Weg nahm wie der Bus mit den Arabern, fuhr der Laster in die entgegengesetzte Richtung, wo Sean und Michelle sich in der Nähe des Zauns versteckten.
»Zurück!«, flüsterte Sean drängend.
Sie krochen zurück und drückten sich flach auf den Boden.
Der LKW hielt am Tor, und einer der Männer stieg aus, um es zu öffnen. Der Lastwagen fuhr hindurch und hielt; der zweite Mann verschloss das Tor.
Michelle nahm ihren Rucksack ab und drehte sich zu Sean um. »Geh zurück nach Babbage Town. Schnapp dir Hayes, und zeig ihm das Video. Dann wartet, bis ihr von mir hört.«
Sean starrte sie an. »Warten, bis wir von dir hören? Wo willst du hin?«
»Das Video reicht nicht«, sagte Michelle. »Wir müssen sichergehen, was diese Ladung betrifft.«
Bevor Sean etwas sagen oder auch nur die Hand ausstrecken konnte, um sie festzuhalten, sprang Michelle vor, näherte sich dem LKW von hinten, schwang sich unter ihn und klammerte sich mit Armen und Beinen fest, als er davonrollte.
Sean war wie benommen. Er konnte nicht glauben, was Michelle gerade getan hatte.
Während seine Partnerin mit dem LKW in der Nacht verschwand, lag Sean mutterseelenallein mitten in der geheimsten Anlage der CIA und fragte sich ernsthaft, ob er wohl gleich einen Herzinfarkt bekommen würde. Schließlich gewann er wieder ein wenig Ruhe zurück. Er steckte Michelles Rucksack in seinen und schlich zurück nach Porto Bello. Durchs Wasser war das alte Haus nur gut vierhundert Meter entfernt. Es hätten genauso gut vierhundert Meilen sein können.
Sean war nicht der Einzige, der sich fragte, warum Michelle aus einem Impuls heraus so gehandelt hatte. Auch Michelle hegte Zweifel an ihrem Tun, und mehr als einmal war sie versucht loszulassen und zu Sean zurückzurennen. Doch irgendetwas ließ sie weiter festhalten.
Geräusche, die nicht vom Lastwagen stammten, drangen an ihre Ohren. Offenbar näherten sie sich dem Haupttor, denn der LKW wurde langsamer und blieb schließlich stehen. Kurz überkam sie Panik. Wurde der Laster durchsucht, ehe er Camp Peary verließ? Dann hörte Michelle zu ihrer Erleichterung das Quietschen des Sicherheitstores. Der LKW fuhr weiter und verließ Camp Peary.
Sie bogen auf eine Straße ab, und der Lastwagen beschleunigte. Michelles Arme und Beine wurden allmählich müde, doch sie hielt sich eisern fest. Wenn sie bei dieser Geschwindigkeit losließ, würde es vermutlich ihren Tod bedeuten. Kurz darauf sah sie die Räder anderer Fahrzeuge, die an ihnen vorbeifuhren.
Schließlich bog der Lastwagen von der Straße ab und auf eine Kieszufahrt. Der Kies wiederum wich Asphalt, und fünf Minuten später blieb der Laster stehen. Die Türen gingen auf. Michelle sah zwei Paar Beine aus der Kabine steigen und davongehen. Als die Schritte der beiden Männer verstummt waren, ließ sie sich los und rollte sich unter dem Laster hinaus.
Aufmerksam schaute sie sich um. Das Gelände kam ihr irgendwie vertraut vor, obwohl tiefe Dunkelheit herrschte und die Umgebung nur schemenhaft auszumachen war.
Michelle hörte die Männer zurückkommen, nutzte den LKW als Deckung und lief hinter ein kleines Gebäude in unmittelbarer Nähe. Sie bog um die Ecke, blieb stehen und riskierte einen Blick. Als sie um das Gebäude spähte, verschlug es ihr den Atem. Jetzt wusste sie genau, wo sie war.
82.
S ean erreichte das Gelände vor Porto Bello, ohne dass jemand ihn sah. Er stieg die morschen Eingangsstufen hinauf und hatte keine Zeit zu reagieren, als eines der Bretter unter ihm brach. Sean fiel. Sein Bein traf gegen etwas Scharfes, und unwillkürlich schrie er vor Schmerz. Er erstarrte, als sein Schrei zum Himmel stieg und sich dann wie ein Sommerregen über das
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