Sean King 03 - Im Takt des Todes
dass Sie Angst hätten und weg wollten. Ich werde Ihnen folgen.«
»Sie haben doch die Uniform. Warum tun Sie nicht einfach so, als wären Sie mein Begleitschutz?«
»Die Sicherheitsleute werden mich erkennen, wenn sie mein Gesicht sehen. Aber aus der Ferne werden sie nur die Uniform erkennen, und das verschafft mir eine Chance. Draußen stoße ich wieder zu Ihnen; dann können wir zu den Cops fahren.«
Alicia war der Panik nahe. »Und wenn sie mich nicht gehen lassen? Vielleicht glauben die Leute, ich wüsste etwas.«
»Spielen Sie die Ängstliche.«
Alicia brachte ein schwaches Lächeln zustande. »Das dürfte mir nicht schwerfallen. Ich mache mir nämlich gleich in die Hose.« Sie wurde ernst »Glauben Sie, dass diese Männer auch Viggie entführt haben?«
»Ja«, sagte er knapp, schaute sich im Zimmer um und gab Alicia einen schweren Briefbeschwerer. »Das ist zwar keine tolle Waffe, aber besser als gar nichts.«
Draußen war wieder Lärm zu hören. Sean sagte: »Alicia, nehmen Sie die Hauptstraße vorbei an Baracke drei und dem Pool, und fahren Sie über den vorderen Hof hinaus.« Er lächelte sie an. »Sie schaffen das schon.«
Alicia nickte, atmete tief durch und folgte Sean nach unten.
Anfangs lief alles nach Plan. Alicia kam an zwei Sicherheitsleuten vorbei, ohne dass diese sie aufhielten. Sie hatte gerade den Pool erreicht, als es zur Katastrophe kam. Ein Team von Bewaffneten lief auf sie zu. Der Anführer hob die Hand, um sie zum Anhalten zu bewegen.
»Scheiße«, murmelte Sean in seinem Versteck. Er schaute sich nach irgendetwas um, das er benutzen konnte, um Alicia aus dem Schlamassel herauszuholen. Dann hatte er eine Idee. Er griff in seine Tasche und holte die Handgranate heraus, die er der Wache in Camp Peary abgenommen hatte. Vorsichtig zog er den Bolzen heraus und warf die Granate über den Zaun von Baracke Nr. 2. Die Granate prallte gegen den großen Wassertank und fiel zu Boden. Sean war schon losgerannt und kletterte in die unteren Äste eines Baums.
Sekunden später riss die Explosion ein Loch in den Tank. Tonnen von Wasser schossen hervor und überfluteten das umliegende Gelände wie ein Fluss, der über die Ufer tritt. Sean hörte Schreie und schaute gerade noch rechtzeitig hin, um zu sehen, wie Alicia und die Bewaffneten von den Füßen gerissen wurden. Alicia wurde zwischen mehrere Stühle am anderen Ende des Pools gespült. Die drei Bewaffneten wurden gegen den steinernen Grill geschleudert. Als das Wasser zurückwogte, lagen sie regungslos am Boden.
Sean watete zu Alicia. »Tut mir leid wegen des Tsunamis«, rief er. »Was anderes ist mir nicht eingefallen.«
Als er näher kam, sah er, dass Alicia ihre Prothese umklammert hielt und sich vor Schmerzen wand.
Sean kniete sich neben sie. »Alicia, was ist?«
Sie stöhnte: »Als das Wasser mich getroffen hat … Es fühlt sich an, als würde eine Stahlspitze in meinem Schenkel stecken. Ich kann nicht gehen.«
Sean untersuchte das Bein – und dann fiel er kopfüber in das Wasser im Pool. Sein Schädel schmerzte, als wäre er gebrochen. Er drückte sich vom Boden ab und schoss in die Höhe. Doch kaum durchstieß sein Kopf die Wasseroberfläche, schlang sich etwas um seinen Hals und wurde festgezogen. Instinktiv griff Sean nach der Schlinge, doch diese hatte sich so tief in seinen Hals gegraben, dass seine Finger sie nicht packen konnten.
Alicia hatte eine Garotte um seinen Hals geworfen und versuchte ihn zu erwürgen.
Sean konnte nicht atmen; die Augen quollen ihm aus den Höhlen. Er versuchte, Alicia abzuschütteln, doch sie schlang ihr gesundes Bein um seinen Leib und zog mit aller Kraft an der Würgeschnur. Voller Panik schlug Sean mit der Faust hinter sich, verfehlte jedoch sein Ziel. Dann schlug er auf das Bein um seine Brust, doch Alicia trat ihn mit dem Stumpf in den Rücken und trieb ihm die Luft aus den Lungen. Alicia auf dem Rücken, fiel Sean nach vorne ins Wasser. Doch im Unterschied zu ihm konnte Alicia tief einatmen. Sean drohte der Schädel zu platzen, und die verdammte Schlinge wurde immer enger gezogen. Er spürte, wie ihn die Kraft verließ. Sein Körper erschlaffte, und ihm wurde schwarz vor Augen.
Hilf mir, Michelle, hilf mir …
Und dann verschwand der Druck um seinen Hals wie durch ein Wunder. Auch Alicias Körper spürte er nicht mehr. Eine Sekunde später brach er aus dem Wasser hervor, schnappte gierig nach Luft und würgte.
»Komm! Mach schon!«
Vor Schmerz konnte Sean die Worte kaum verstehen,
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