Sean King 03 - Im Takt des Todes
ganze Areal verteilte.
War das eine Sirene? Waren es schnelle Schritte? Hatte er gerade das Bellen eines Schweißhundes gehört?
Nein, es waren nur Trugbilder, die seine Angst ihm vorgaukelte. Sean befreite sich aus den Trümmern der Veranda und verfluchte leise den königlichen Gouverneur dafür, dass er Holz anstatt Ziegel für seine Veranda gewählt hatte. Dann griff er nach unten und spürte Blut aus einem tiefen Schnitt im Unterschenkel quellen.
Sean humpelte ins Haus und eilte in den Keller hinunter. Dort stolperte er über Trümmer und prallte gegen die Wand, wobei er lose Ziegel aus dem Mauerwerk brach. Fluchend rappelte er sich auf die Knie und rieb sich die aufgeschürften Hände. Auf Augenhöhe mit den Grundmauern schaute er auf die kleine Lücke, die er gerade geschlagen hatte. Er leuchtete hinein. Irgendetwas war da hinter der Grundmauer …
»Verdammt!«
Sean schnappte sich ein abgebrochenes Stück Holz, rammte es in die Lücke und drückte immer stärker, bis der Mörtel nachgab. Dann griff er ins Loch hinein und holte den Gegenstand heraus, wobei er sich die Hände noch mehr aufschürfte.
Es war eine Goldmünze. Sean grub weiter und barg einen kleinen, harten Stein. Er wischte den Dreck ab und richtete die Taschenlampe darauf. Der Stein erwies sich als funkelnder Smaragd. Als Sean weitergrub, sah er etwas, das wie ein Goldbarren und weitere Goldmünzen aussah.
Es war Lord Dunmores Schatz. Sean hatte ihn gefunden, und angesichts der frischen Trümmer am Boden war auch Monk Turing darauf gestoßen.
Das also hat Heinrich Fuchs Monk als Gegenleistung dafür erzählt, dass der Amerikaner ihm bei der Rückkehr nach Deutschland geholfen hatte!
Sean erkannte, dass sich hier das Lösegeld für einen König verbarg. South Freeman hatte sich geirrt. Dunmore war klug genug gewesen, den Schatz so gut zu verstecken, dass man ihn mehr als zweihundert Jahre lang nicht gefunden hatte … bis ein deutscher Kriegsgefangener es sich in den Kopf gesetzt hatte, einen Tunnel in die Freiheit zu graben.
Als Sean auf seine Hände schaute, wurde ein weiteres Rätsel gelöst, und auch das hatte mit Monk Turing zu tun. Sean lächelte triumphierend, doch sein Hochgefühl verflog, als er ein Geräusch hörte.
Schnelle Schritte, die sich dem Haus näherten. Und diesmal war es keine Einbildung.
Sean schnappte sich ein paar Ziegel und verkeilte sie in dem Loch in der Wand, um den Schatz zu verbergen. Dann steckte er die Goldmünze und den Smaragd in die Tasche, lief zum Tunneleingang und öffnete ihn. Er häufte ein paar Ziegel auf den Holzdeckel, schob ihn halb über die Öffnung, sprang hinein und zog den schweren Deckel wieder über den Eingang.
Dann lief er los, verletztes Bein hin oder her.
Als Sean das andere Ende des Tunnels erreichte, erkannte er, dass er nun wirklich in der Klemme saß. Er starrte zum Ausgang hinauf, der sich gut einen Meter über seinem Kopf befand. Selbst wenn er mit seinem verletzten Bein so hoch hätte springen können – es gab nichts, woran er sich festhalten konnte. Michelle hatte sich auf seine Schultern stellen müssen, um den Eingang wieder zu verschließen. Ihr Fluchtplan hatte darin bestanden, dass er Michelle hinaushob und sie dann ein Seil hinunterließ, an dem er hätte hinaufklettern können.
Moment mal. Wenn er recht hatte und Heinrich Fuchs tatsächlich alleine geflohen war, wie hatte er das angestellt? Sean kniete sich neben einen alten, aus der Wand gefallenen Balken. Es gelang ihm, das schwere Stück Holz beiseitezu-schieben. Eilig schaufelte er mit den Händen den Dreck weg, bis eine Leiter zum Vorschein kam. Vermutlich hatte sie seit Fuchs’ Flucht unberührt hier gelegen. Irgendwann war dann ein Stützbalken auf sie gefallen, und Dreck hatte sich darauf gesammelt.
Sean nahm die Leiter und stellte sie unter den Ausgang. Die Leiter reichte genau bis zum Holzdeckel, der den Ausgang versperrte. Sean warf sich seine Tasche über die Schulter, packte die Leiter und kletterte so schnell hinauf, wie er konnte. Er schob den Deckel beiseite, stemmte sich hoch und zog die Leiter mit sich hinaus. Dann hielt er inne. Falls Michelle nicht mit dem Lastwagen aus Camp Peary herausgekommen sein sollte, würde sie die Leiter vielleicht zur Flucht brauchen. Einen Augenblick später wurden diese Gedanken nebensächlich, als Geräusche an Seans Ohr drangen. Nun waren andere Leute im Tunnel. Michelle konnte auf diesem Weg nicht mehr hinaus.
Sean warf die Leiter in den Wald, legte die
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