Sean King 03 - Im Takt des Todes
doch es konnte nur Michelle sein, die zu ihm sprach. Sie war gerade noch rechtzeitig gekommen. Sie war in Sicherheit …
»Mach voran!«, sagte die Stimme. Eine Hand packte ihn grob.
Sean hob den Blick und schaute ins Gesicht von Ian Whitfield. Alicia lag bewusstlos neben ihm auf dem Beckenrand.
»Wir müssen von hier verschwinden«, drängte der Chef von Camp Peary und zog Sean in die Höhe.
»Was machen Sie denn hier?«, brachte Sean mühsam hervor, hustete Wasser und rieb sich den Hals.
»Keine Zeit. Machen Sie schon. Hier wimmelt es von Leuten.«
»Ja, von Ihren Leuten, Sie verdammter Hurensohn.«
»Nicht heute Nacht. Es sind zwei Trupps aus dem Lager, aber die sind mir gegenüber nicht verantwortlich. Kommen Sie!«
Whitfield humpelte schnell zu der Lücke zwischen Baracke Nr. 2 und der Hauptgarage.
Sean zögerte einen Augenblick. Er schaute zu Alicia hinunter. Der Briefbeschwerer, mit dem sie ihn niedergestreckt hatte, lag neben ihr. Sie hatte versucht, ihn umzubringen.
Warum?
Eine Sekunde später hörte Sean Rufe hinter sich. Er lief zu Whitfield, der sich neben einen Baum gekauert hatte.
»Wollen Sie mir nicht endlich sagen, was hier los ist?«, fragte Sean mit heiserer Stimme.
»Jetzt nicht!« Whitfield zog eine Pistole aus dem Gürtel und reichte sie Sean, während er selbst eine MP5 unter einem Strauch hervorzog, wo er sie offenbar vorher versteckt hatte. »Wenn Sie die benutzen müssen, zielen Sie auf den Kopf. Die Körperpanzerung hält Pistolenkugeln stand.«
»Wohin wollen wir?«
»Ich habe ein Boot knapp zweihundert Meter von der Anlegestelle entfernt.«
»Gibt es keine Patrouillen auf dem Wasser?«
»Doch, aber wenn wir erst einmal beim Boot sind, werde ich Sie unter einer Persenning verstecken. Wenn die Leute mich erkennen, werden sie uns nicht belästigen.«
»Dann los.«
Whitfield hob die Hand. »Nicht so schnell. Ich habe gesehen, nach welchem Schema diese Leute bei ihrer Suche vorgehen. Sobald sie ein Areal geräumt haben, gehen wir los.«
»Wo ist Michelle?«
»Keine Ahnung.«
»Sie war unter dem Lastwagen, der Camp Peary verlassen hat.«
Einen Moment lang schaute Whitfield ihn wie benommen an; dann legte sich ein grimmiger Ausdruck auf sein Gesicht. »Verdammt.«
»Es war Heroin, das mit dem Flugzeug gekommen ist, nicht wahr? Und die Araber? Wer sind die?«
Whitfield wedelte drohend mit seiner MP. »Jetzt hören Sie mal gut zu, King. Ich schulde weder Ihnen noch sonst jemandem irgendwelche Erklärungen. Ich bin hier, um Ihnen den Hals zu retten und vielleicht ein paar Fehler zu korrigieren. Zwingen Sie mich nicht, meine Entscheidung noch einmal zu überdenken.«
85.
M ichelle ließ den Mercedes stehen, bevor sie auf die Hauptstraße nach Babbage Town kamen, und machte sich mit Viggie im Schlepptau auf den Weg durch den Wald zum Fluss. Auf der Fahrt bis hierher hatte Viggie erzählt, wie jemand in ihr Schlafzimmer gekommen sei und ihr etwas aufs Gesicht gedrückt habe. Als sie wieder zu sich gekommen war, hatte sie gefesselt im Flugzeug gelegen.
Bevor sie in den Wald vordrangen, sah Michelle eine Kolonne schwarzer Kombis, alle auf dem Weg nach Babbage Town. Merkle Hayes’ Streifenwagen führte die Fahrzeuge an. Wenigstens war die Kavallerie jetzt eingetroffen.
Michelle und Viggie gingen am Ufer des York entlang, hielten sich aber versteckt, denn auf dem Fluss war genug los, um Michelle erkennen zu lassen, dass irgendetwas geschehen war.
Die Frau und das Mädchen rutschten und kämpften sich über das nasse Ufer und erreichten schließlich das Gelände von Babbage Town. Michelle schaute zum Himmel, als ein Flugzeug über sie hinwegflog. Kaum war es verschwunden, richtete sie ihre Aufmerksamkeit wieder auf die Gegner, denen sie sich stellen musste. Sie hatte versucht, Sean übers Handy zu erreichen, ehe ihr eingefallen war, dass er es in Babbage Town gelassen hatte. Nun rief sie Horatio an. Er meldete sich sofort. Michelle erklärte ihm kurz und knapp, was geschehen war und dass sie Viggie hatte.
Michelle war dankbar, dass er sofort die einzig wichtige Frage stellte: »Wo soll ich euch abholen?«
Ein paar Minuten später fuhr Horatio mit dem Powerboot ans Ufer.
»Ich habe in einer kleinen Bucht in der Nähe geankert«, erklärte er. »Ich hatte gehofft, dass jemand mich anruft. Wo ist Sean?«
»Ich weiß es nicht …« Michelle hatte über seine Schulter hinweg in Richtung Wald geschaut. »Sean!«
Eine Woge der Erleichterung spülte über sie hinweg, als Sean
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