Sean King 03 - Im Takt des Todes
Ende der Kabine irgendetwas in eine Decke eingewickelt war – und dieses Etwas zuckte und wand sich.
Michelle zog an der Decke, und eine gefesselte und geknebelte Viggie kam zum Vorschein.
Rasch befreite Michelle das Mädchen, und gemeinsam liefen sie von der Cessna weg.
»Mick …«, begann Viggie.
»Später! Jetzt lauf!«
Sie erreichten Champs Mercedes und stiegen ein. Michelle wählte Sheriff Hayes’ Nummer, weckte den Mann und gab ihm einen groben Überblick über das, was geschehen war. »Fahren Sie mit allem, was Sie haben, nach Babbage Town!«, rief sie zum Schluss.
»Ach du Schande.« Mehr brachte der Gesetzeshüter nicht heraus.
Michelle ließ den Motor an und trat das Gaspedal durch. Während Viggie mit weit aufgerissenen Augen dasaß und sich krampfhaft festhielt, jagte Michelle über den Parkplatz und bog mit kreischenden Reifen auf die Straße, wo sie weiter beschleunigte. Zurück blieb ein bewusstloses Genie, das sich auf einen langen Gefängnisaufenthalt freuen durfte, sowie eine Cessna voller Heroin mit besten Wünschen von der CIA .
84.
S ean duckte sich hinter eine niedrige Hecke. Was er sah, zerstörte jede noch so kleine Hoffnung darauf, dass er diese Nacht überleben würde: Männer in schwarzer Körperpanzerung und mit MP5-Maschinenpistolen – eindeutig Regierungswaffen vom anderen Ufer – sprachen mit zwei Sicherheitsleuten von Babbage Town.
Schließlich verteilten sich die Männer und kamen in Seans Richtung. Sofort zog er sich in den Wald zurück. Ein paar Minuten später kam er auf einer Lichtung unmittelbar hinter Len Rivests Haus heraus. Auf der anderen Straßenseite befand sich die Rückseite von Baracke Nr. 3. Sean schlich von Baum zu Baum, stets auf Deckung bedacht. In einiger Entfernung waren Rufe und schnelle Schritte zu hören.
Mit einem Stein zerschlug Sean das Schloss an der Hintertür der Wäscherei und schlich hinein. Der Geruch von Waschmittel und Stärke schlug ihm entgegen, als er sich die großen Maschinen anschaute. Es dauerte nicht lange, bis er fand, wonach er suchte. Er schnappte sich die Kleider und schlüpfte aus der Wäscherei ins Freie.
Weiter vorne sah er sein Ziel: Alicia Chadwicks Haus. Es war dunkel. Unbemerkt gelangte Sean zur Hintertür und rüttelte an der Klinke. Die Tür war offen. Er ging hinein, blieb stehen, lauschte. Alles schien ruhig zu sein. Dann duckte er sich, als plötzlich Schatten über die Straße huschten.
Sean eilte die Treppe hinauf zur Tür seines Schlafzimmers und schlüpfte hinein. Er wollte an sein Handy kommen, das er dummerweise zurückgelassen hatte, als sie aus Babbage Town geflohen waren. Doch sofort fiel ihm auf, dass sein Zimmer durchsucht und zum Teil leergeräumt worden war. Sean ging zu Alicias Zimmer, öffnete die Tür und ging hinein, um dort nach einem Telefon zu suchen.
Ein Schlag traf ihn auf die Schulter.
»Geh weg von mir! Hau ab!«, rief eine Stimme.
Sean packte ihre Hand, bevor sie erneut zuschlagen konnte. »Alicia, ich bin es. Sean.«
Alicia hatte sich hinter der Tür versteckt und mit ihrer Prothese nach ihm geschlagen.
»Sean …?«, sagte sie erstaunt.
Er drückte sie an sich und versuchte, sie mit ihrem einen Bein aufrecht zu halten.
»Was machen Sie denn hier?«, fragte er. »Ich dachte, Sie wären weg.«
»War ich auch. Ich bin zurückgekommen für den Fall, dass Viggie auftaucht. Dann habe ich jemanden im Haus herumschleichen hören.«
»Alicia, wir müssen hier raus.«
»Warum? Was ist passiert?«
»Ich habe keine Zeit, Ihnen das jetzt zu erklären, aber die CIA hat damit zu tun. Es geht um Drogen und Mord. Es wimmelt hier nur so von CIA -Leuten, aber ich habe einen Plan.«
Rasch schnallte Alicia sich ihre Prothese wieder an und fragte: »Wo ist Michelle?«
»Ich wünschte, das wüsste ich. Sie ist den Drogenkurieren gefolgt. Ich muss die Polizei anrufen. Haben Sie ein Handy dabei?«
»Das habe ich im Wagen gelassen.«
»Mist! Haben Sie ein Festnetztelefon hier?«
»Nein.«
Sean schaute sich um. »Okay, wir werden Folgendes tun: Sie gehen zu Ihrem Wagen. Ich nehme an, er ist vor dem Haus geparkt?«
»Ja.«
Sean holte die Kleidungsstücke hervor, die er sich aus der Wäscherei beschafft hatte. Es war eine Wachmannuniform. Rasch zog er sie an. Als Alicia die Wunde an seinem Bein sah, rief sie: »Sie sind ja verletzt, Sean!«
»Vergessen Sie’s. Wenn wir nicht von hier verschwinden, wird es mir bald noch viel schlechter gehen. Sollte jemand Sie anhalten, sagen Sie einfach,
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