Sean King 03 - Im Takt des Todes
die Wellen hatten eine Höhe von mehr als einem Meter erreicht.
Sean zielte sorgfältig und feuerte vier Schüsse ab. Auf diese Entfernung und an Bord des dahinjagenden Bootes war eine Pistole jedoch nicht sehr effektiv.
»Darf ich mal eine dumme Frage stellen?«, rief Sean Whitfield zu.
»Fragen kostet nichts«, rief Whitfield zurück.
»Können Sie uns sagen, warum Ihre liebe Gattin versucht, uns umzubringen?«
Whitfield lenkte das Boot durch eine besonders schwierige Welle und brüllte: »Sie ist nicht meine Frau. Sie ist mein Boss!«
Sean starrte ihn offenen Mundes an. »Ihr Boss? Was reden Sie da? Ich dachte, Sie wären der Chef von Camp Peary.«
»Denken Sie, was Sie wollen!«
»Und Sie machen Drogengeschäfte?«
Whitfield schwieg.
»Und was ist mit den Arabern aus dem Flugzeug?«, fragte Sean.
Whitfield schüttelte den Kopf. »Kein Kommentar.«
»Hat Alicia Len Rivest ermordet?«
Schweigen.
»Sie hätte auch mich fast umgebracht, wären Sie nicht gewesen«, sagte Sean dann. »Was so ziemlich der einzige Grund ist, warum ich Sie nicht vorläufig festnehme.«
»Und Champ?«, fragte Michelle. »Arbeitet er für die CIA ?«
Whitfield erwiderte: »Wir sollten uns erst einmal darauf konzentrieren, die nächsten zehn Minuten zu überleben.«
»Sie holen auf!«, rief Michelle, als sie hinter sich blickte.
»Ihre Maschinen sind doppelt so groß wie meine«, sagte Whitfield über die Schulter hinweg. »Halten Sie sich fest!«
»Was glauben Sie eigentlich, was wir hier …«
Sean konnte den Satz nicht beenden, denn Whitfield gelang es irgendwie, bei voller Geschwindigkeit eine Neunziggradwende zu fahren. Sean wäre über Bord gegangen, hätte Michelle ihn nicht gepackt, als er an ihr vorbeirutschte. Gleichzeitig hatte sie die Beine um Viggie geschlungen für den Fall, dass Horatio sie nicht festhalten konnte.
»Mick!«, kreischte Viggie verzweifelt.
»Ich hab dich, Viggie!«
Whitfield gab Gas, und das Sturmboot schoss auf das gegenüberliegende Ufer zu, direkt auf den toten Arm, der nach Camp Peary hineinführte. Gut dreihundert Meter vom Ufer entfernt flogen sie an einer Reihe von Leuchtbojen vorbei, die vor höchster Gefahr für jeden warnten, der weiter als bis an diese unsichtbare Grenze fuhr – und Sean hatte guten Grund zu glauben, dass diese Warnung ernst gemeint war. Als Nächstes ging es an zwei Booten vorbei, die die Einfahrt des toten Flussarms bewachten. Die Männer an Bord richteten ihre Waffen auf das Sturmboot, einschließlich einer Bazooka; doch als sie sahen, wer da kam, senkten sie ihre Waffen wieder und starrten Whitfield verwirrt an. Whitfield hatte sogar den Nerv, den Männern zu salutieren.
Whitfield lenkte das Boot erst nach links, dann nach rechts. Offensichtlich wich er unsichtbaren Hindernissen im Wasser aus, während er gleichzeitig auf einen Bildschirm an der Steuerkonsole schaute.
»Sie holen weiter auf«, rief Michelle. Dann wurde sie noch bleicher. »Sie wollen eine Rakete abfeuern!«, kreischte sie. Der Mann am Bug des sie verfolgenden Boots visierte sie tatsächlich mit einer Rakete an.
Viggie schrie vor Angst.
Michelle rief: »Horatio, lass sie nicht los!«
Whitfield richtete den Blick auf eine bestimmte Stelle im Wasser. »Festhalten!«, brüllte er.
Sean und Michelle ließen sich aufs Deck fallen und hielten sich an allem fest, was sie finden konnten, einschließlich am jeweils anderen.
86.
D as Sturmboot traf auf die Welle, schoss sie geradewegs hinauf und flog durch die Luft. Seine Doppelschrauben kreischten, als sie sich aus dem Wasser hoben. Dann prallte das Boot wieder auf die Wasseroberfläche.
»Passt auf!«, rief Valerie Messaline auf dem verfolgenden Boot. Sie hatte offensichtlich erkannt, was Whitfield gemacht hatte.
Michelle schaute gerade noch rechtzeitig zurück, um sie und einige Männer vom Boot springen zu sehen. Der Steuermann versuchte, die Stelle zu umfahren, über die Whitfield gesprungen war, doch es war zu spät. Das Boot traf auf die Mine und explodierte.
Whitfield machte sofort eine enge Wende und schoss wieder aus dem toten Arm hinaus, vorbei an Messaline und ihren Männern, die verzweifelt versuchen, ihre Körperpanzerung loszuwerden, um nicht in die Tiefe gezogen zu werden.
»Wie haben Sie das gemacht?«, fragte Sean erstaunt.
Whitfield tippte auf den Bildschirm vor sich. »Das ist leicht, wenn man weiß, wo die Minen liegen. Gestern habe ich die Position von einer ändern lassen. Ich bin gerne auf alle Eventualitäten
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