Sean King 03 - Im Takt des Todes
hatte das nie jemand bewiesen, aber jeder Besucher hörte diese Geschichte mindestens drei Mal, ehe er die Gegend wieder verließ.
Beale hatte das Auf und Ab der Wirtschaft und die Launen der Reichen erlebt, während seine nicht ganz so wohlhabenden Bewohner ihrem täglichen Leben nachgegangen waren, das sich in nichts von dem anderer Familien im Land unterschied – hätte in letzter Zeit nicht eine bestimmte Entwicklung in der Gegend stattgefunden.
Diese Entwicklung hatte mit einem Ort namens Babbage Town zu tun.
Sean Kings kleines Flugzeug landete sanft auf dem Asphalt der einsamen Landebahn, hielt an, und die beiden Propeller wurden gedrosselt. Ein schieferblauer Hummer fuhr an das Flugzeug heran, und ein junger, schlaksiger schwarzer Mann in der Uniform eines privaten Sicherheitsdienstes stieg aus und half Sean mit den Koffern.
Als der Hummer losfuhr, lehnte Sean sich zurück und dachte über seinen Besuch bei Michelle nach, bevor er nach Babbage Town aufgebrochen war. Er hatte Horatio angerufen, um sicherzugehen, dass es in Ordnung war, wenn er sie besuchte. Als Gegenleistung hatte der Psychiater Sean gebeten, sich Michelles persönliche Dinge in ihrem Apartment ansehen zu dürfen, das Sean für sie beide gemietet hatte. Horatio hatte auch Michelles Wagen sehen wollen.
»Da solltest du aber Maske und Handschuhe tragen«, hatte Sean ihn gewarnt, »und nachschauen, ob deine Tetanusimpfung aufgefrischt werden muss.«
Als Sean Michelle im Besucherraum gesehen hatte, hatte seine Laune sich sofort gebessert, so gesund sah sie aus. Sie hatte ihn sogar umarmt, sich angehört, was er zu sagen hatte, und seine Fragen direkt beantwortet.
»Und wie lange bleibst du in Babbage Town?«, hatte sie ihren Partner gefragt, nachdem er ihr von dem neuen Auftrag erzählt hatte.
»Ich weiß es nicht. Ich fliege mit einem Privatflugzeug hin, das Joan mir besorgt hat.«
»Und wie geht es deiner Exfreundin Joan, dieser paranoiden, schizophrenen Schlampe?«
Sean fasste die Bemerkung als gutes Zeichen dafür auf, dass Michelle wieder zu sich selbst fand. »Sie wird mich nicht begleiten«, sagte er. »Es gibt dort unten einen Burschen namens Len Rivest. Er ist der Sicherheitschef von Babbage Town. Er war beim FBI , kennt Joan und hat ihre Firma empfohlen. Rivest wird mein Kontaktmann sein.«
»Und der Mann, um den es geht, wurde ermordet?«
»Das wissen wir nicht mit Sicherheit. Sein Name war Monk Turing. Er hat in Babbage Town gearbeitet.«
»Was genau ist dieses Babbage Town?«
»Man hat es nur als geheime Denkfabrik beschrieben, wo an wichtigen Dingen gearbeitet wird.«
»Wer leitet den Laden?«
»Den Akten zufolge ein Mann mit Namen Champ Pollion.«
»Der eine Typ hieß Monk, der andere heißt Champ?«
»Ich weiß, das ist ziemlich abgedreht. Aber es gibt gutes Geld, wenn ich herausfinde, was mit diesem Monk passiert ist.«
»Kannst du dir deshalb den Laden hier leisten? Ich weiß, dass meine Versicherung das nicht bezahlt.«
»Kümmere du dich nur darum, dass es dir wieder besser geht. Alles andere lass meine Sorge sein.«
»Ich fühle mich ja schon besser. Ich fühle mich gut.« Sie senkte die Stimme. »Übrigens, hier geht auch etwas Merkwürdiges vor.«
»Etwas Merkwürdiges? Was meinst du damit?«
»Geräusche in der Nacht. Leute, die an Orten herumschleichen, an denen sie nicht sein sollten.«
Sean atmete tief ein und sagte in leicht tadelndem Tonfall: »Versprichst du mir, dass du dich nicht einmischen wirst, egal was es ist? Tust du es doch, kann ich dir nicht helfen, wenn es in die Hose geht.«
» Du bist derjenige, der mitten ins Nirgendwo fliegt, um einen Mordfall aufzuklären, ohne dass ich dir Rückendeckung geben kann. Also sollte ich wohl eher bei dir die Daumenschrauben anziehen.«
»Ich bin vorsichtig. Versprochen.«
»Sobald ich hier raus bin, werde ich nachkommen und dir helfen.«
»Du und Horatio, ihr kommt wunderbar miteinander zurecht, nicht wahr?«
»Ich könnte den Hurensohn erwürgen.«
»Gut, dann kommt ihr tatsächlich miteinander aus.«
Ein paar Minuten später hatte Sean gehen wollen, als Michelle plötzlich seinen Arm ergriffen hatte. »Falls es gefährlich wird, ruf mich an. Dann bin ich sofort unten.«
»Ich pass auf meinen Hintern auf, keine Sorge.«
»Ich glaube nicht, dass du gleichzeitig nach vorne und hinten schauen kannst.«
Sean hatte den Zeigefinger auf sie gerichtet. »Für dich ist jetzt das Wichtigste, dass du wieder in Ordnung kommst. Danach werden wir
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