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Sean King 03 - Im Takt des Todes

Titel: Sean King 03 - Im Takt des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Baldacci
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Waldstück hinter sich ließ und zum York River gelangte. Dort lag auch das Bootshaus von Babbage Town an einem Pier, der weit in den tiefen, ruhigen Fluss hinausragte. Es war ein gelb angestrichener Pier aus Zedernholz mit Anlegestellen, die ihrer Tore wegen wie Garagen aussahen. Sean versuchte es an der Tür des Bootshauses, doch sie war verschlossen. Als er durchs Fenster spähte, sah er mehrere Boote. Sean trat auf den Schwimmsteg neben dem Bootshaus, wo ein paar Kanus und zwei Paddelboote vertäut waren. Das Tor einer der Anlegestellen stand offen; im Innern befanden sich mehrere Jetskis. Falls Monk eines dieser Fahrzeuge benutzt hatte, um nach Camp Peary zu gelangen – wer hatte es dann wieder zurückgebracht? Tote Männer waren keine guten Seeleute.
    Die Sonne ging auf, und Licht flutete über den ruhigen Fluss. Sean holte ein Fernglas aus seinem Tornister. Das Sonnenlicht ließ den Stacheldraht auf der anderen Seite des Flusses funkeln. Sean ging ans Ufer, die Füße am sandigen Rand, und ließ den Blick über das gegenüberliegende Land schweifen, sah aber nicht viel Interessantes. Ein paar aufgegebene Krabbenkäfige trieben im Wasser. Markierungen für die Fahrrinne ragten aus den Tiefen des York River empor, und ein tief fliegender Reiher auf der Suche nach Futter im schlammigen Wasser glitt scheinbar mühelos durch Seans Sichtfeld.
    Sean fragte sich, wo die Landebahn für große Jets sein mochte. Kaum schaute er nach links, sah er sie: Eine Lichtung zwischen den Bäumen ließ einen breiten Grasstreifen erkennen. Die Landebahn musste gleich dahinter beginnen.
    Weiter zu seiner Linken ragten große Kräne in den Himmel. Das war Cheatham, überlegte Sean, die Jungs von der Navy. Auf der Fahrt nach Babbage Town hatte er einen grauen Zerstörer am Pier vor dem Waffendepot gesehen. In diesem Gebiet wimmelte es nur so von Militär. Aus irgendeinem Grund tröstete ihn das nicht gerade.
    In diesem Moment fiel der Ast vom Baum und traf ihn auf dem Kopf. Sean ging zu Boden – jedoch nicht, weil der Ast ihn verletzt hatte, sondern weil etwas anderes, ungleich Gefährlicheres ihn um Haaresbreite verfehlt hatte. Es musste eine Gewehrkugel gewesen sein. Das Geschoss hatte den Ast unmittelbar über ihm getroffen und abgerissen.
    Sean kauerte sich ins hohe Ufergras. Wer zum Teufel hatte auf ihn geschossen? Nach gut einer Minute riskierte Sean einen Blick über den Fluss. Der Schuss musste von dort drüben gekommen sein. Die Frage, die Sean sich nun stellte, lag auf der Hand: Hatte der Schütze ihm nur einen Schreck einjagen wollen und ihn absichtlich verfehlt, oder war die Kugel nicht für den Ast, sondern für seinen Schädel bestimmt gewesen?
    Als die nächste Kugel über Seans Kopf hinwegzischte und ihn erneut um nur wenige Zoll verfehlte, war die Frage beantwortet. Wer immer da drüben war, wollte ihn töten.
    Sean drückte sich in den Sand, machte sich so flach er konnte.
    Er wartete zwei Minuten. Als keine weitere Kugel kam, schob er sich nach hinten und wand sich dabei wie eine Schlange durchs Gras, wenn auch rückwärts. Schließlich erreichte er die Waldgrenze. Hinter einer dicken Eiche stand Sean auf und lief im Zickzack nach Babbage Town zurück.
    Als er auf den Weg stieß, eilte er direkt zu Len Rivests Haus. Rivest antwortete nicht auf sein Klopfen, und so stieß Sean die Tür auf und ging einfach hinein.
    »Len! Len! Jemand hat gerade auf mich geschossen.«
    Im Erdgeschoss war niemand. Sean lief die Treppe hinauf, wobei er immer zwei Stufen auf einmal nahm. Oben angekommen, warf er die erste Tür auf und hielt schwer atmend inne.
    Len Rivest lag nackt in der Badewanne, und seine Augen starrten blind an die blassblaue Decke.

21.
    H oratio Barnes saß an seinem Schreibtisch und schaute sich eine Karte der kleinen Stadt in Tennessee an, in der Michelle im Alter von sechs Jahren gelebt hatte.
    Von Bill Maxwell hatte Horatio erfahren, dass Michelle viel jünger war als ihre Brüder. Vielleicht war sie gar nicht geplant, sinnierte Horatio. Ein Versehen. Ein Unfall. Er wusste, dass so etwas großen Einfluss auf ein Kind haben konnte.
    Horatio hatte seine Beziehungen spielen lassen und ein paar Informationen aus Michelles Akte beim Secret Service bekommen. In der Akte waren Eigenschaften gelistet, von denen Horatio wusste, dass Michelle sie besaß: kontrollbesessen, hart zu Untergebenen – aber am härtesten zu sich selbst –, unbestechlich, fair und furchtlos. Alles Merkmale einer guten Secret-Service-Agentin.

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