Sean King 03 - Im Takt des Todes
Sean rasch herausgefunden – besaß einen eigenen Computer samt WLAN .
Gegen zwei Uhr morgens sah Sean eine Bewegung neben Champs Haus. Er glaubte zunächst, es sei der Physiker, der dort die Stufen hinauf und durch die Eingangstür ging, doch das Mondlicht war schwach, und so konnte er nicht sicher sein. Dann hörte Sean ein Geräusch, das ihn völlig überraschte. Er riss das Fenster auf.
Ein Flugzeug donnerte vorbei, ein großer Jet, dem Triebwerksgeräusch nach zu urteilen, und der Lärm deutete darauf hin, dass die Maschine im Landeanflug war. Sean beugte sich zum Fenster hinaus, konnte aber nichts sehen, nicht einmal blinkende Lichter am Nachthimmel. Er lauschte noch eine Weile und hörte, wie die Triebwerke auf Umkehrschub geschaltet wurden, um das Flugzeug nach dem Aufsetzen zusätzlich abzubremsen.
Doch wo war die Maschine gelandet? In Camp Peary? Im Waffenlager der Navy? Und warum landete ein großer Jet ohne Lichter und mitten in der Nacht auf der anderen Flussseite?
Gut zwei Stunden später war Sean wieder aufgewacht und hatte sich neben das Fenster gesetzt. Er sah zwei Wachen auf dem Kiesweg. Sie unterhielten sich miteinander und nippten an ihrem Kaffee. Selbst im zweiten Stock konnte Sean das Quäken ihrer Taschenradios hören.
Um fünf Uhr gab Sean den Versuch zu schlafen auf. Er duschte, zog sich an und stieg die Treppe hinunter, einen Tornister über der Schulter. In der breiten Eingangshalle roch es nach Kaffee, Eiern und Speck – Düfte, die aus dem Speisesaal herüberwehten.
Sean frühstückte und nahm einen Styroporbecher Kaffee mit. Beim Sicherheitsposten an der Tür blieb er stehen und zeigte dem Mann seinen Ausweis. Der breitschultrige Posten nickte, sagte aber nichts, als er Seans Ausweis entgegennahm und ihn durch einen Scanner an seinem Computerbildschirm zog.
Offenbar wollen sie ständig darüber informiert sein, wer sich wann wo aufhält, überlegte Sean. Einschließlich des Detektivs, den sie angeheuert haben.
»Haben Sie vorhin auch das Flugzeug landen hören?«, fragte Sean den Posten.
Der Mann antwortete nicht. Er gab Sean wortlos den Ausweis zurück und wandte sich wieder seinem Computermonitor zu.
»Ich liebe dich auch«, murmelte Sean vor sich hin, als er das Haus verließ.
Es war noch dunkel, und Sean stand eine Weile einfach nur da und überlegte, was er tun sollte. Alicia hatte sich wirklich geirrt: Er tat das hier nicht nur des Geldes wegen. Er wollte herausfinden, was mit Monk Turing passiert war. Jedes Kind hatte ein Anrecht darauf zu erfahren, was mit seinen Eltern geschehen war. Und jeder Mörder sollte bestraft werden.
Monk hatte das Land vor acht oder neun Monaten verlassen. Wo war er hingefahren? Wenn er auf normalem Weg verreist war, stand es in seinem Pass. Aber was, wenn er unter falschem Namen oder über ein anderes Land gereist war? War er ein Spion gewesen? Hatte er sich ins Ausland abgesetzt, um die Geheimnisse von Babbage Town für gutes Geld zu verkaufen?
Sean sog die frische Luft ein, die im Gegensatz zu der Luft in Washington frei war von giftigen Abgasen, und lauschte einen Moment auf die huschenden Schritte, die aus dem nahen Wald leise zu ihm herüberklangen. Vermutlich waren es Eichhörnchen oder Hirsche. Menschen machten vollkommen andere Geräusche, wenn sie sich bewegten. Sean hatte gelernt, die Absichten einer Person aus ihren Bewegungen zu deuten. So schwer war das gar nicht. Die meisten Menschen konnten ihre Absichten nicht einmal verbergen, um ihr eigenes Leben zu retten. Wenn es so wäre, wären weit mehr als nur vier amerikanische Präsidenten ermordet worden.
Sean hatte ein paar Kumpel bei den Geiselbefreiern des FBI , die mit den paramilitärischen Einheiten der CIA in Camp Peary trainiert hatten. Diese Einheiten reisten durch die Welt und taten Dinge, über die niemand in der Regierung oder bei der CIA auch nur ein Wort verlor. Mit diesen Burschen wollte Sean sich definitiv nicht anlegen. Aber hatte Turing das getan?
Sean ging weiter und gelangte schließlich zu Len Rivests Haus. Es war noch sehr früh, und Rivest hatte gestern lange gearbeitet, und so beschloss Sean, ihn schlafen zu lassen. Er warf den Kaffeebecher in einen Mülleimer, ging am Sicherheitsbüro vorbei und zu einem flachen, eckigen Gebäude, das eine Garage zu sein schien. Dort wandte er sich dann nach links, wo ein Schild mit der Aufschrift »Bootshaus« einen Kiespfad hinunter wies. Kurz darauf war Sean mitten im Wald.
Es dauerte zwanzig Minuten, bis er das
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